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Darum haben alle Frauen schöne Vulven


Kolumne "Lust, Laster und Liebe"
Darum haben alle Frauen schöne Vulven

  • Jennifer Buchholz
MeinungEine Kolumne von Jennifer Buchholz

Aktualisiert am 18.07.2018Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Halbe GrapefruitVergrößern des Bildes
Grapefruit: Viele Frauen schämen sich für das Aussehen und den Geruch ihrer Scheide. Dabei ist beides natürlich. (Symbolbild) (Quelle: LoulouVonGlup/getty-images-bilder)

Allein schon der Name "Schambereich" – Er impliziert gleich, dass sich Frauen für "da unten" schämen müssen. Kein Wunder also, wenn einige Frauen so große Komplexe wegen ihrer Vulva haben. Dabei ist gerade diese Körperregion besonders schön.

70 Prozent der Frauen finden ihre eigene Vagina nicht schön. Das ergab die Umfrage eines Sextoy-Herstellers. Und die Abneigung hat mehrere Gründe – die wirklich alle haarsträubend sind.

Feuchtgebiet, Liebesgrotte – klingt nach Kampfgebiet

Fangen wir einmal mit dem Offensichtlichsten an: Dem Namen. Die Bezeichnungen, die Frauen und Männer für die Vulva haben, sind alles andere als schön. Muschi? Möse? Lustgrotte? Das hört sich alles eher abschreckend an und – meiner Meinung nach – total unerotisch. Stellen Sie sich die Wörter einmal im Zusammenhang mit Dirty Talk vor: "Mein Pfläumchen ist schon ganz feucht." Ähhh, nein! Das ist nicht sexy. Außer für Obstfetischisten vielleicht.

Dabei gibt es doch nicht nur abschreckende oder sehr medizinisch klingende Bezeichnungen für die Intimzone einer Frau. Der Venushügel. Dieser Name für den Schamhügel klingt viel lustvoller. Also spinnen wir einfach einmal weiter: Schamlippen könnten doch Venuslippen heißen. Und der Kitzler vielleicht Venusknospe? Klingt zumindest viel ansprechender, ehrvoller und auf jeden Fall lustvoller.

Klein, straff, prall und natürlich hell

Der zweite Punkt ist: Das Aussehen. Nicht jede Frau hat eine Barbievagina – bei dieser sind die inneren Schamlippen, ich meine natürlich Venuslippen, besonders klein. Platt gesagt, sie hängen nicht raus, sondern sind schön zwischen den äußeren Lippen versteckt. Einige Frauen lassen sich diese überstehenden Lippen sogar wegoperieren! Schnipp Schnapp. Und wenn sie schon mal da sind, können die äußeren Venuslippen auch gleich aufgespritzt und gestrafft werden. Den letzten Schliff gibt es dann durch das Vagina Bleaching, also das Aufhellen der Venuslippen, – gerne zusammen mit einem Analbleaching. So sieht der Intimbereich wieder schön frisch, prall, hell und jugendlich aus – so ein Quatsch!

Sie glauben mir nicht, dass es so was gibt oder Frauen das machen? Doch! Über 95.000 Schamlippenkorrekturen werden laut Internationaler Gesellschaft für Ästhetische und Plastische Chirurgie (Isaps) weltweit jährlich durchgeführt.

Fischstand zum Mitnehmen

Nein, auch wenn das Gerücht urplötzlich in jeder Generation auf dem Pausenhof der Grundschule aufkommt: Der Intimbereich einer Frau riecht nicht nach Fisch – und wenn, dann sollte sie sich medizinisch untersuchen lassen oder ihre Ernährung und Intimpflege ändern. Steigt Ihnen wirklich einmal ein fischiger Geruch entgegen, wenn Sie Ihr Höschen lüften, haben Sie wahrscheinlich eine bakterielle Vaginose und sollten zum Arzt gehen. Greifen Sie auf keinen Fall zu Deos, parfümierten Pflegeprodukten oder übertriebenen Waschritualen. Das macht alles schlimmer beziehungsweise wirklich schlimm.

Vulven haben nun einmal ihren eigenen, ganz speziellen Geruch. Auch der Penis und die Hoden eines Mannes riechen ja nicht nach frisch gebackenen Keksen oder Schokolade. Und dieser ganz intime Eigengeruch wird nun einmal von der Ernährung (ich sage nur "Spargelpipi"), dem Zyklus und sogar vom Material der Unterwäsche beeinflusst.

Wer ist schuld an dem Ekel vor Vaginen?

Natürlich mal wieder die Medien. Wer sonst? Zugegeben, in Pornofilmen und auf einschlägigen Fotos haben Frauen häufig immer dasselbe Modell von Vulven. Diese sind prall, straff, rasiert, hell und sehen nahezu immer "unschuldig" und unberührt aus. Da ist es doch nachvollziehbar, wenn Frauen beim Anblick der Sexfilmchen ins Grübeln kommen. Sagt dann noch Ihr Sexpartner "Huch, wie sieht das denn bei dir da unten aus?!", kurbelt das die Selbstzweifel zusätzlich an. Und das nur, weil er wahrscheinlich bisher nur Pornos und eine minimale Anzahl echter Vaginen gesehen hat.

Aber nicht nur Pornos und erotische Bilder beeinflussen unser Bild von den weiblichen Genitalien negativ. In den meisten Teenie-Filmen wird das Klischee von der stinkenden, unsauberen Vagina – die ja trotzdem bei den heranwachsenden Männern so begehrt ist – immer wieder neu aufgerollt.

Schluss damit!

Liebe Frauen, Sie haben schöne Vulven, Venusgebiete, Scheiden, Pfläumchen, oder wie auch immer Sie sie nennen. Lassen Sie sich nicht beirren. Lassen Sie sich nichts anderes einreden. Lieben Sie sie, wie sie ist. Es ist Ihr Lustgebiet – und sehr viele Männer haben das Verlangen danach und tun alles dafür, es zu sehen und zu spüren.

Und wenn Sie immer noch glauben, dass Sie anders sind oder Sie sich schämen oder Korrekturen vornehmen lassen müssen, dann sehen Sie sich einfach einmal die Great Wall of Vagina an. Das Werk des britischen Künstlers zeigt die verschiedenen Formen von Vulven und damit zusammenhängend ihre Einzigartigkeit. Wenn Sie das Bild anschauen, werden Sie feststellen, dass alle Vulven auf ihre eigene Art und Weise schön sind.

Jennifer Buchholz, Redakteurin bei t-online.de, schreibt in ihrer Kolumne "Lust, Laster, Liebe" über Liebe, Partnerschaft und Sex.

Verwendete Quellen
  • eigene Recherche
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