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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Dreister Ideenklau Dieses Küchengerät bekommt einen Negativpreis
Plagiate und Fälschungen sind weder ein Kompliment noch Kavaliersdelikte. Im Gegenteil: Sie können sogar Arbeitsplätze vernichten. Deshalb vergibt die Aktion Plagiarius jährlich einen Negativpreis für die dreistesten Kopien.
Schnäppchenjäger und Globalisierung verstärken die Ausbreitung von Produkt- und Markenpiraterie. Viele Plagiate werden billig und unter schlechten Arbeitsbedingungen produziert. Hinzu komme laut dem Verein Aktion Plagiarius, dass sie dem Original zwar häufig täuschend ähnlich sehen, aber "enorme Sicherheitsrisiken bergen". Deshalb wurde bereits zum 44. Mal der Negativpreis "Plagiarius" verliehen.
Hintergrund zum "Plagiarius"
Der vom Designer Rido Busse ins Leben gerufene Negativpreis "Plagiarius" wird seit 1977 an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen vergeben. Die Auszeichnung sagt nichts darüber aus, ob ein nachgemachtes Produkt im juristischen Sinne erlaubt oder rechtswidrig ist. Ziel ist vielmehr, "die Geschäftspraktiken von Produkt- und Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Industrie, Politik und Verbraucher für die Problematik zu sensibilisieren". Häufig konnten so schon Einigungen zwischen Original- und Plagiatherstellern getroffen werden.
Wer hat den Negativpreis "Plagiarius" 2020 gewonnen?
In diesem Jahr hat die Jury vier Hauptpreise – mit zwei dritten Plätzen – und sechs gleichrangige Auszeichnungen vergeben. Insgesamt wurden 23 Plagiatvorschläge eingesandt.
1. Preis: Küchen-Schneidegerät Nicer Dicer Quick
Original: Genius GmbH, Limburg, Deutschland
Fälschung: Ningbo A-Biao Plastic Industry & Trade Co., Ltd., VR China
Bei dieser Fälschung werden nicht nur das Design von Produkt und Verpackung kopiert, sondern auch der Firmen- sowie der Produktname. Nur das Geniuslogo wurde wegretuschiert. Es fällt allerdings auf, dass die Schneidklingen stumpf und nicht so fest verankert sind wie beim Original. Es besteht Verletzungsgefahr durch ein Herausbrechen der Klingen.
2. Preis: Kayser Sahnekapseln
Original: Kayser Berndorf GmbH, Wien, Österreich
Fälschung: Vertrieb: Female Foods BV, Woerden, Niederlande (liquidiert)
Diese Fälschung verwendet zum einen die Bildmarke Kayser und kopiert zusätzlich ebenfalls Produkt und Verpackung. Das Plagiat erfüllt zudem keine Qualitäts- und Sicherheitsstandards. Beispielsweise sei die Kappe einer gefälschten Kapsel unter normalen Lagerbedingungen explodiert, berichtet die Aktion Plagiarius. Zudem seien die Kapseln verrostet und das Gas verunreinigt und somit nicht lebensmittelecht.
3. Preis: Julius-K9 Hundegeschirr IDC Powerharness
Original: JULIUS-K9 Zrt., Szigetszentmiklós, Ungarn
Fälschung: Shenzhen Dog Favors Pet Supplies Co., Ltd., VR China
Auch in diesem Fall werden sowohl Produkt als auch Marke kopiert. Allerdings wirken sich die minderwertigen Materialien und Reflektoren negativ auf Tragekomfort, Sichtbarkeit und Langlebigkeit aus.
3. Preis: (Laptop-) Rucksack Wenger Ibex
Original: Wenger S.A., Delémont, Schweiz
Plagiat: Herstellung: VR China
Der chinesische Hersteller hat Design und Konstruktion des Originals eins zu eins übernommen. Er vertreibt die Plagiate über ein weltweites Distributionsnetz, unter anderem in Israel. Der Markenname Wenger wird nicht verletzt, aber die von Wenger S.A. geschützte Wenger Emblem Bildmarke (Kreuz auf einem Quadrat).
Sechs weitere gleichrangige "Auszeichnungen"
Zusätzlich zu den "Siegern" vergab die Aktion Plagiarius sechs weitere gleichrangige Auszeichnungen. Sie gingen unter anderem an eine Kehrmaschine, eine Taucherlampe und auch einen Rasierer.
In vielen Fällen wurden beispielsweise das Verpackungsdesign oder auch die Technik kopiert. Häufig treten dennoch technische Mängel auf, die Produkte sind aus minderwertigem Material produziert oder erfüllen ihre Funktion schlechter.
Die gleichrangigen Auszeichnungen sehen Sie in der Fotoshow.
- Aktion Plagiarius e.V.: Pressemitteilung