Ein Nabelbruch ist meist harmlos

Ohne Nabelschnur könnte sich ein ungeborenes Kind im Mutterleib nicht entwickeln. Denn darüber wird es mit Blut und allen wichtigen Nährstoffen versorgt. Mit dem ersten Schrei des Säuglings ist das vorbei. Reste der Nabelschnur trocknen und fallen ab. Zurück bleibt als Erinnerung der Nabel. Die kleine Vertiefung kann sich bei Kindern nach außen stülpen und eine Wölbung bilden. Das wird dann Nabelbruch genannt. Er ist meist harmlos.
"Die Unterscheidung zwischen einem Leistenbruch, der operiert werden muss, und einem Nabelbruch ist wichtig", sagt Verena Ellerkamp, Fachärztin für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Tübingen. Anders als es klingt, bedeutet Nabelbruch nicht, dass etwas kaputt gegangen ist. Vielmehr durchbricht der Bauchinhalt seine natürliche Barriere, die Bauchdecke, an dieser Stelle. "Das ist im Säuglingsalter in der Regel unkompliziert und nichts Gefährliches", erklärt Bernd Tillig, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKIC) in Berlin.
Wann sich die Bauchdecke schließt
An der Position des Nabels führte beim Ungeborenen die Nabelschnur weiter in den Körper, daher die Lücke in der Bauchdecke. Sie schließt sich mit der Zeit. Bei Frühgeborenen ist sie häufig noch deutlich vorhanden, bei anderen Kindern ist die Entwicklung unterschiedlich. "Wenn Kleinkinder anfangen, sich aufzusetzen, wird dabei ihre Bauchmuskulatur trainiert", erklärt Ellerkamp. Dadurch kommt es meist zum vollständigen Verschluss der Lücke.
"Nabelbrüche können so groß wie eine Tomate sein"
Auch Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) kennt Nabelbrüche aus seinem Alltag als Kinderarzt in Berlin. Er weiß, dass Eltern davon oft beunruhigt sind. "Nabelbrüche können so groß wie eine Tomate und doch harmlos sein", sagt er. Die merkwürdige Wölbung tritt manchmal plötzlich auf, manchmal langsam wachsend. Beeinflussen kann man das nicht, und es ist auch kein Zeichen für irgendein Fehlverhalten. "Eltern haben daran keine Schuld", betont Kinderchirurg Tillig.
Bauchschmerzen sind Anzeichen für Probleme
Zeigt das Kind bei Berührung der Wölbung keine Schmerzreaktion, kann der hervorgewölbte Bruchsack probeweise mit leichtem Druck in den Bauch geschoben werden. "Auch der Rand der Lücke lässt sich ertasten", beschreibt Ellerkamp das Vorgehen bei Untersuchungen. Größere Lücken sind dabei sogar weniger poblematisch, da es kaum die Gefahr des Einklemmens gibt. Das passiert laut Tillig zwar extrem selten, ist aber ein Risiko, das Eltern im Auge behalten sollten. "Wenn das Kind etwa nach dem Toben Bauchschmerzen hat, kann das ein Anzeichen für Probleme sein", sagt er.
Wann sofort operiert werden muss
Sowohl das Bauchfell als auch der darunter liegende Darm können in einem engen Nabelbruch eingeklemmt werden. Zwickt es nur etwas, steht gegebenenfalls eine planbare Operation an. Sind die Schmerzen stark, und der Bruchsack ist sogar bläulich, ist eine Operation dringend. "Es kann eine ganze Darmschlinge eingeklemmt sein", sagt Ulf Bühligen, Oberarzt für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig. Dadurch wird die Durchblutung des lebenswichtigen Organs unterbrochen. Im Extremfall könnten diese Bereiche absterben.
Wenn sich der Nabelbruch nicht verschließt
Operiert wird auch, wenn sich der Nabelbruch hartnäckig hält und im Vorschulalter nicht zu erkennen ist, dass er sich in Kürze schließt. "Das ist bei jedem zehnten Kind mit Nabelbruch so", erklärt Bühligen. Ganz selten tritt auch ein Nabelbruch auf, der so groß ist, dass er sich nicht von alleine verschließen kann. Bei einer beunruhigenden Größe sollte ein Facharzt zurate gezogen werden, der unter Umständen einen Eingriff empfiehlt.
So verläuft die Operation
"Bei einer Operation wird ein kleiner Hautschnitt von etwa einem Zentimeter am Nabel gemacht und die Lücke muskulär übernäht", erläutert Bühligen. Das Gewebe wird überlappend mit zwei Nähten doppelt vernäht. Es wird kein Fremdmaterial eingebracht, die Fäden lösen sich mit der Zeit selbst auf. Im Normalfall ist das eine ambulante Operation unter Vollnarkose. "Die Wundheilung dauert zirka eine Woche", ergänzt Tillig. Sport sollte danach zwei bis drei Wochen ausfallen. Begleitet wird der Eingriff lediglich durch die Gabe von Schmerzmitteln - mehr Medikamente brauchen die Kinder nicht einzunehmen.
Risiken der Nabelbruch-OP
Neben den immer vorhandenen Infektionsrisiken nennen die Mediziner für die Nabelbruch-OP keine Risiken und geben auch für den weiteren Verlauf Entwarnung. "Es gibt praktisch keine Vorbelastung für später", sagt Bühligen. Denn der Nabelbruch bei Erwachsenen hat ganz andere Ursachen, oft ein sehr starker Druck auf den Nabel. So ist es etwa bei Gewichthebern, die daher ein sogenanntes Bruchband tragen. "Das ist aber bei Kindern mit einem Nabelbruch absolut nicht ratsam", sagt Kinderchirurgin Ellerkamp. Wird der Nabelbruch dauerhaft in den Bauch gepresst, besteht dadurch erst recht die Gefahr, dass etwas einklemmt.
Und Fegeler kann auch bei kosmetischen Bedenken beruhigen: "Da bleibt nichts zurück." Selbst größere Nabelbrüche verschwinden spurlos. Die kleine Operationsnarbe ist in der Regel so nah am Nabel, dass sie nicht auffällt.
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