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t-online.de-Leser zur Trauerbewältigung: "Ich habe wieder die Kirche besucht"


Lesertipps zur Trauerbewältigung
"Ich habe wieder die Kirche besucht"

Von Charlotte Janus

22.11.2019Lesedauer: 4 Min.
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Frau steht an einem GrabVergrößern des Bildes
Eine Frau steht am Grab: Es gibt viele unterschiedliche Wege, mit Verlust und Trauer umzugehen. (Quelle: mactrunk/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Der endgültige Abschied von einer nahestehenden Person kann einen Menschen schnell aus der Bahn werfen. t-online.de-Leser berichten, was ihnen in Phasen tiefer Trauer geholfen hat.

Jeder Mensch muss sich früher oder später mit dem Tod auseinandersetzen. Viele der t-online.de-Leser mussten entweder bereits von einer nahestehenden Person Abschied nehmen oder haben andere durch eine Phase der Trauer begleitet. Wir wollten daher von unseren Lesern wissen: Welche Wege und Methoden haben Ihnen geholfen, mit Ihrer Trauer umzugehen? Wodurch konnten Sie einem Trauernden beim Abschiednehmen beistehen? Einigen Einsendungen merkt man an, dass die Trauer bei den Verfassern noch immer sehr präsent ist.

Auf diese Weisen haben es die t-online.de-Leser geschafft, Abschied zu nehmen:

Halt finden durch Glauben

Etwa die Hälfte der Leser, die sich am Aufruf beteiligt haben, gab an, gläubig zu sein. Aus ihren Einsendungen geht klar hervor: Der Glauben gibt nach dem Tod eines geliebten Menschen Halt. Unabhängig von der jeweiligen Konfession unterstützt er die Hoffnung, dass nach dem Tod noch etwas kommt. Der Verstorbene behält eine gewisse Präsenz im Leben, ist nicht endgültig verschwunden. Einige Leser haben auch angegeben, durch den Verlust und das Abschiednehmen einen Weg zurück zum Glauben gefunden zu haben.

Sabine Memmler: "Eigentlich half mir immer nur der Gedanke, dass der geliebte Mensch, den ich verloren habe, nicht mehr leiden muss. Zudem war da die Hoffnung und der Glaube, dass es ihm da, wo er ist, gut geht und er gewiss immer ein Auge von dort auf mich haben wird. Meine Aufgabe ist jetzt, dafür zu sorgen, dass seine Seele auch in uns weiterleben wird und auch weiterhin alles in seinem Sinne zu meistern. Ich denke, er wäre jetzt ganz sicher stolz auf mich, denn er hat mir für dieses Leben so unendlich viel mitgegeben."

Anonym: "Ich habe wieder die Kirche besucht."

Den Tod als unausweichlichen Teil des Lebens akzeptieren

Die Akzeptanz, dass der Tod unausweichlich und ganz natürlich ist, gibt einigen Lesern Kraft in den harten Stunden nach dem Verlust. Einige schaffen es durch diese rationale Sichtweise, eine gewisse Distanz zum Thema Tod aufzubauen. Andere versuchen, besonders nach schweren Krankheiten und langem Leiden einer geliebten Person, den Tod als endgültige Erlösung zu sehen.

Manfred Henning: "Ich sehe den Tod als etwas ganz Natürliches, der eben kommt!"

Frank Busch: "Mich beruhigt die rein biologische Erkenntnis, dass naturgemäß in Kürze auch meine Uhr abgelaufen ist und ich auf der Liste abgehakt werde."

Jürgen Bobbe: "Weil der Chirurg zu mir sagte: Wir sind auch nur Menschen und die Natur ist oft stärker. Dazu kommt, dass es noch Krankheiten wie Krebs gibt, bei denen im Moment niemand richtig helfen kann! Ich selbst war froh, dass meine Gattin erlöst wurde. Denn wie der Frau das Gesicht durch den tödlichen schwarzen Krebs entstellt wird, ist grausam und für den Partner täglich eine Qual zuschauen zu müssen und nicht helfen zu können!"

Reden und Zuhören: Hilfe aus dem persönlichen Umfeld

Ein soziales Umfeld mit guten Freundschaften gehört zu dem, was den Menschen am meisten Trost spendet. Einfach über das reden zu können, was man gerade selbst durchleidet. Jemanden zu finden, der zuhört, verständnisvoll ist und sich um einen sorgt: Das ist für den Trauernden unendlich viel wert. Auch die Leser, die jemanden bei der Trauerbewältigung begleitet haben, schreiben, dass ihre Bereitschaft, zuzuhören die wichtigste Unterstützung gewesen sei, die sie leisten konnten.

U. A. Brandt: "Einen geliebten Menschen zu verlieren: Das zog mir den Boden unter den Füßen weg. Geholfen hat, dass ich mit anderen sprechen konnte und davon einige die gleichen Erfahrungen gemacht hatten. Zuspruch von Menschen ist sehr wichtig, besonders, wenn man so wie ich, völlig allein dasteht und den Zustand noch nicht richtig erfassen kann. Staatliche oder kirchliche Trauerbewältigungsgruppen bringen absolut nichts, weil die nie begreifen können, wie es in jemandem aussieht. Habt gute Freunde!"

Angelika Polnik: "Reden, reden, reden und da sein!"

L. Keller: "Freunde, Nachbarn, viele Gespräche."

Psychologische Hilfe kann unterstützen

Manchmal ist professionelle Hilfe notwendig oder zumindest hilfreich. Wenn der Prozess der Trauer langfristig zu einer unüberwindbaren Hürde im alltäglichen Leben wird, suchen einige Leser Rat beim Psychologen. Als wertvoll empfinden das auch diejenigen, die sich in ihrer Trauer allein gelassen fühlen, denen die Zuwendung aus dem persönlichen Umfeld oder die Betreuung durch Klinikpersonal während des Sterbeprozesses fehlt.

Peter Kujawa: "Psychologische Hilfe und Hilfe des Partners haben geholfen. Hilfe vom Krankenhaus: Fehlanzeige. Es gab keine Rücksprachen oder anderweitige Unterstützung. Die einzige Hilfe und Fürsprache kamen vom Rettungsdienst. Daumen hoch dafür."

Anonym: "Therapeutische Hilfe!"

Annemarie Winkler: "Man muss alle Gefühle zulassen, das hat ein Psychologe gesagt. Das habe ich getan. Ich war wütend auf meinen Mann, weil er mich alleine zurückgelassen hat. Ich war verzweifelt, weil ich nicht wusste, wie ich weiterleben sollte ohne ihn. Ich habe gehofft, dass alles nur ein böser Traum ist. Und ich war froh, dass er 'so leicht' gehen konnte und ich ihn habe gehen lassen, als es an der Zeit war. Heute, nach vier Jahren, fange ich an, mich wieder für das andere Geschlecht zu interessieren, wobei ich immer noch sehr vorsichtig bin. Ich weiß aber, dass mein Mann nichts dagegen haben würde. Ich werde ihn immer im Herzen tragen, auch wenn es vielleicht irgendwann wieder jemanden geben könnte, den ich wieder gernhaben kann. Was ich für mich als Gewinn sehe, ist, dass ich alle Angst vor dem Tod und dem Sterben verloren habe. Mit meiner Tochter spreche ich immer wieder über meinen Tod, weil ich hoffe, dass sie mich gehen lässt, wenn meine Zeit gekommen ist. Mein Motto in der schlimmsten Zeit war: Entweder ich überlebe das oder ich sterbe daran, und ich will leben. Und es tut jeden Tag, den man überstanden hat, ein klein wenig weniger weh."


Aus den Leserzuschriften geht letztlich eines ganz klar hervor: Trauer ist etwas sehr Persönliches. Jeder geht damit unterschiedlich um. Entsprechend gibt es zwar Dinge, die für viele in der Trauerbewältigung wichtig sind und helfen. Dennoch muss jeder seinen ganz eigenen Weg finden, um den Verlust zu verarbeiten und eine für sich selbst funktionierende Art des Erinnerns zu schaffen.

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