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Vabbing: Dieser TikTok-Trick soll Männer willenlos machen


Kolumne "Lust, Laster und Liebe"
Dieser fragwürdige Trick soll Männer willenlos machen

  • Jennifer Buchholz
MeinungEine Kolumne von Jennifer Buchholz

Aktualisiert am 26.08.2022Lesedauer: 3 Min.
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Attraktivität: Nicht nur das Aussehen entscheidet darüber, ob wir unser Gegenüber attraktiv finden.Vergrößern des Bildes
Attraktivität: Nicht nur das Aussehen entscheidet darüber, ob wir unser Gegenüber attraktiv finden. (Quelle: PeopleImages/Getty Images)

Ein Zaubermittel, mit dem Frau das andere Geschlecht verlässlich verführen kann: Nichts Geringeres verspricht ein neuer viraler Trend. Prädikat: zweifelhaft.

Social Media und vor allem TikTok geben viel zu oft den Ton an, wenn es um Trends geht. Was uns allen diesbezüglich – hoffentlich – klar ist: Die vermeintlich neuen Entdeckungen sind oft weder neu noch wirklich praktikabel oder sinnvoll. Das gilt auch für einen ganz besonderen neuen Trend, der gerade als "der Geheimtipp schlechthin" gehandelt wird: Vabbing.

"Der Geheimtipp schlechthin"

Was das ist? Frauen tupfen etwas von ihrem Vaginalsekret an bestimmte Körperstellen wie den Hals, das Dekolleté oder die Handgelenke. Die im Sekret enthaltenen Pheromone – hormonelle Botenstoffe, die über den Geruchssinn wirken – entfalten ihre Wirkung an diesen besonders stark durchbluteten Körperstellen angeblich besonders effektiv. Und sollen von dort möglichst erfolgreich die Nasen der männlichen Mitmenschen erreichen.

Willenlose Männer

Das erklärte Ziel ist hier: Männchen anlocken und willenlos machen. Auf archaische Art und Weise.

Mir kommen dabei gleich mehrere Gedanken und Bilder in den Kopf.

Erinnern Sie sich noch an die Axe-Werbung aus dem Jahr 2013? Kaum hat der Mann seinen kompletten Körper mit dem Deo besprüht, verfallen ihm die Frauen reihenweise, laufen ihm hinterher oder werden ohnmächtig. Ob die Ohnmacht eine Folge der männlichen Unwiderstehlichkeit oder doch eher des extrem eindringlichen Geruchs ist, sei dahingestellt. Eine halbe Dose Bodyspray, auf einen Körper verteilt, kann einem schließlich schnell den Atem rauben.

Die Sache mit den Pheromonen

Dann ist da die Sache mit den Pheromonen. Auch wenn ein riesiger Industriezweig mit diversen Wässerchen, Parfüms, Kerzen und Co. einen enormen Umsatz macht: Pheromone entstehen durch das Zusammenspiel mehrerer Komponenten des menschlichen Körpers. Zwar konnte Professor Karl Grammer vom Wiener Ludwig-Boltzmann-Institut für Stadtethologie nachweisen, dass das Vaginalsekret einer Frau durchaus Einfluss auf Männer hat: Die Herren empfanden Frauen als attraktiver. Allerdings muss der Mann den Geruch dafür ausreichend wahrnehmen, also der Frau sehr nahekommen, damit er ihr "verfällt".

Ein weiterer wichtiger Faktor bei dem Experiment waren die Zyklustage der Frau. Während der fruchtbaren Tage werden vermehrt spezielle Fettsäuren (Kopulin) im Vaginalsekret produziert, die sich positiv auf die Partnersuche und somit die Fortpflanzung auswirken sollen. Das ist nicht nur bei uns Menschen, sondern auch bei den Tieren so. Somit dürfte Vabbing theoretisch nur dann funktionieren, wenn Frauen gerade besonders fruchtbar sind – und nicht immer, wie einige TikTok-Userinnen behaupten.

Aber vor allem sollten wir uns nichts vormachen: Wenn sie einfach null sein Typ ist – optisch, vom Stil oder schlicht charakterlich – dürfte auch der Geruch die Sache nicht retten.

Würde ich das wirklich wollen?

Andersherum stelle ich mir auch die Frage: Selbst wenn, hypothetisch, alle Männer durch die Pheromone des Vaginalsekrets angelockt würden: Möchten Frauen das wirklich? JEDEN Mann? Egal, ob es ihr Typ ist, oder nicht? In der Praxis könnte es dann eher unangenehm werden, unerwünschte Verehrer wieder loszuwerden.

Stets Babyfeuchttücher oder Desinfektionstücher mit sich zu tragen, um die eigene Pheromonfalle im Notfall unschädlich zu machen, könnte ziemlichen Stress bedeuten. Vor allem an höher frequentierten Orten wie Großraumbüros, Supermärkten, Bussen und Ampeln.

Klischee vom schwanzgesteuerten Mann

Und sorry, liebe TikTok-Userinnen! Dass der Mann an sich eine vorrangig schwanzgesteuerte Spezies ist, deren Hirn sich durch das Erschnuppern von Pheromonen komplett ausschaltet, könnte möglicherweise an der Wirklichkeit vorbeigehen.

Pheromone sind nicht alles

Stünde mir ein potenzieller, in Pheromonen von oben bis unten gebadeter Partner gegenüber, dürfte es sicherlich noch ein kleines Stückchen Gehirn in meinem Kopf geben, das sagt: "Momentchen. Irgendwas passt da nicht, auch wenn es gut riecht."

Liebe Frauen, lasst den Trend doch bitte Trend sein und vertraut stattdessen auf euer gesamtes Ich. Und darauf, dass sich der klassische Flirt in der Geschichte der Menschheit durchaus bewährt hat – meist ohne Beihilfe von obenrum angetupften Untenrum-Körperflüssigkeiten.

Jennifer Buchholz, Redakteurin bei t-online, schreibt in ihrer Kolumne "Lust, Laster, Liebe" über Liebe, Partnerschaft und Sex.

Verwendete Quellen
  • Grammer K. · Jütte A., "Der Krieg der Düfte: Bedeutung der Pheromone für die menschliche Reproduktion", erschienen in Gynäkol Geburtshilfliche Rundsch 1997;37:150–153 (DOI:10.1159/000272845), einsehbar unter karger.com
  • sexologie.org: "Sexualität und Geruch"
  • Welt Printausgabe, 17.02.2007 "Der Duft der Frau", einsehbar unter welt.de
  • instagram.com: "vabbing"
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