Sexualität: Mögen Frauen Pornos?

Sexfilme sorgen immer wieder für hitzige Diskussionen in der Partnerschaft. Noch immer gilt Pornogucken als typisch männliche Freizeitaktivität. Dabei finden gerade immer mehr jüngere Frauen Gefallen daran, sich erotische Videos und Filme allein oder mit dem Partner anzuschauen. Die Schweizer Sexualtherapeutin Marliese Santiago steht dieser Entwicklung skeptisch gegenüber. "Pornos können Frauen traumatisieren", behauptet sie in ihrem Buch "Schluss mit Second-Hand-Sex". Die Filme vermittelten nämlich ein völlig falsches Bild von Sexualität, die als schnelle Befriedigung dargestellt werde und der jedes menschliche Mitgefühl fehle.

Pro & Contra: Mögen Frauen Pornos?

Gerlinde K. (27): Pornos beflügeln die weibliche Fantasie

Dass Pornos Männersache sind, halte ich für ein großes Vorurteil. Ich bin davon überzeugt, dass Frauen genauso visuell erregbar sind wie Männer. Den Unterschied macht die Qualität: Frauen mögen gerne schöne Bilder und gucken Pornos mehr als Gesamtkunstwerk. Wenn sie selbst im Mittelpunkt stehen, können sie sie auch mehr genießen. Daher bevorzuge ich Filme weiblicher Regisseure, die speziell für Frauen gedreht wurden.

Dort erhalte ich wichtige Inspirationen, die ich dann selbst mit meinem Partner umsetzen kann. Besonders erregend finde ich es, sich ein erotisches Video im Internet oder einen Porno auf DVD gemeinsam anzuschauen. Das beflügelt die Fantasie, bringt frischen Wind in die Beziehung und macht Lust auf "mehr".

Die Behauptung, dass Pornos frauenfeindlich seien, ist so nicht richtig. Beim Sex geht es schließlich auch um Lust und nicht nur um politische Gleichberechtigung. Vor allem bei den deutschen Produktionen denke ich nicht, das hier irgendeine Frau zu etwas gezwungen oder finanziell ausgebeutet wird. Und schließlich gibt es auch Frauen, die beim Porno drehen ihren Spaß haben. Das belegen Berichte und Interviews mit Darstellerinnen.

Man könnte es sogar als ein Zeichen der Emanzipation sehen, dass sich heutzutage nicht nur Männer, sondern auch Frauen an Pornos vergnügen. Dass die Filme nicht die Realität darstellen, tut überhaupt nichts zur Sache. Schließlich gibt es auch Fantasy-Filme im Kino, die einfach nur schön anzuschauen sind und gut unterhalten. Warum soll das nicht auch mit Filmen zum Thema Sex der Fall sein?

Jasmin B. (40): Pornos verletzen die Würde der Frau

Pornos sind mit meinem Frauenbild überhaupt nicht vereinbar. Traditionell sind die Filme von Männern für Männer gemacht. Die Handlung ist dünn. Quasi jede Szene läuft gleich ab und ist darauf ausgerichtet, dass "er" zum Orgasmus kommt. Das heißt: Die Frau, die ihn befriedigt wird zum Lustobjekt degradiert. Sex wird als reiner Konsum dargestellt, bei dem Gefühle keine Rolle spielen.

Die Filme vermitteln somit ein völlig falsches Bild von Sexualität. Die Darstellerinnen sehen unnatürlich und lustlos aus, die Männer wirken prollig und unattraktiv. Von schauspielerischen Fähigkeiten fehlt jede Spur. Dementsprechend sind auch die Dialoge stumpfsinnig und reines Beiwerk zum Stöhnen - frei nach dem Motto "Oh ja, mach' s mir Baby, das ist gut, ja, ich komme....". Wenn Sex im wirklichen Leben so aussehen würde, wäre ich schon längst im Kloster gelandet.

Besonders gefährlich finde ich an Pornos, dass man - je öfter man sie sieht - abstumpft und vergisst, wie erfüllend Sex in einer echten Liebesbeziehung sein kann. Schließlich werden Dinge, die man häufig sieht, irgendwann zur Normalität. Für mich persönlich sind Pornos daher echte Lustkiller.

Wenn ich mir sexuell Appetit machen oder mir einen Kick verschaffen möchte, greife ich eher zu erotischer Literatur und entwickle meine eigenen Fantasien. Schließlich findet Erotik zuerst im Kopf statt. Und wer entdeckt, wie aufregend die eigenen Gedanken sein können, hat keine Lust mehr auf die klischeehaften Bilder der Porno-Industrie.