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Lügen erkennen: So enttarnen Sie Lügner


Drei Tipps, um einen Lügner zu enttarnen
Drei Tipps, um einen Lügner zu enttarnen

Uwe Kauss

Aktualisiert am 07.09.2016Lesedauer: 4 Min.
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Die ganze Wahrheit über die Lüge - lässt sie sich herausfinden?Vergrößern des Bildes
Die ganze Wahrheit über die Lüge - lässt sie sich herausfinden? (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

In Serien, Thrillern und Krimis dauert es meist nur ein paar Minuten, bis ein Verdächtiger nach harten Fragen und ein paar Drohungen mit der Wahrheit herausrückt. Im Alltag läuft das anders: Die meisten Lügen bleiben unentdeckt. Wie aber kann man erkennen, ob man dreist angelogen wird? WANTED.DE gibt Hinweise in der "Helden-Schmiede".

Ich lüge. Du lügst. Wir lügen. Oder etwa nicht? Doch. Wir tun es dauernd. Die amerikanische Sozialpsychologin Bella DePaulo hat etwa vor wenigen Jahren 77 Studenten sowie 70 Schüler und Berufstätige eine Woche lang ein Tagebuch führen lassen. Die Probanden sollten darin dokumentieren, wenn sie bei Gesprächen eine Lüge erzählt hatten. Das Ergebnis: Die Studenten logen in jeder dritten Interaktion, die übrigen Teilnehmer bei jedem fünften Gespräch.

Warum es so schwierig ist, Lügner zu enttarnen

Doch obwohl wir oft Lügen auftischen, können wir sie nur selten erkennen. DePaulo und ihr Kollege Charles Bond errechneten, dass 54 Prozent der Teilnehmer korrekt einschätzten, ob jemand die Wahrheit gesagt oder gelogen hatte. Davon waren 47 Prozent richtig identifizierte Lügen. Und selbst professionelles Training von Kriminalbeamten, Ermittlern oder Geheimagenten steigern die Quote nur minimal auf etwa 60 Prozent. Dabei wird ihr Training auf die jeweils spezifischen Situationen genau zugeschnitten, in denen sie sich mit potentiellen Lügnern befinden: Etwa mit verdächtigen Personen am Flughafen, bei Vernehmungen im Polizeirevier oder in den abgeschirmten Verhörräumen der Geheimdienste.

Das Problem: Lügner verhalten sich meist nicht anders als diejenigen, die Wahres erzählen. Immer wieder ist zu lesen, Lügner würden dem Gegenüber nicht in die Augen schauen, wären nervös oder würden Löcher in Decke starren. Wissenschaftler haben das überprüft. Das Ergebnis ist klar: "Anders als die meisten Menschen glauben, gibt es keinen Zusammenhang zwischen Täuschung und nonverbaler Kommunikation, also Mimik und Gestik. Nicht jeder ist automatisch ein Schwindler, nur weil er zum Beispiel im Gespräch schwitzige Finger bekommt oder unruhig auf dem Stuhl rutscht. Vielleicht ist er nur nervös. Und nicht jeder ist vertrauenswürdig, nur weil er gepflegt auftritt und freundlich lächelt", erklärte der renommierte Kieler Aussagepsychologe Günter Köhnken, dessen Gutachten zum Freispruch des TV-Moderators Jörg Kachelmann im Prozess wegen Vergewaltigung geführt hatte, in einem Interview mit dem "Spiegel".

"Die cleveren Trickser kommen meistens mit ihrer Masche durch. Wir erkennen sie eben nicht, weil sie nicht einmal mit der Wimper zucken oder rot werden, sondern bluffen und lächeln, während sie uns Märchen auftischen."

Tipp 1: Aussage rückwärts erzählen lassen

Köhnken konzentriere sich daher ausschließlich auf den Inhalt der Aussage. Er studiere vorab die Ermittlungsakten der Polizei und spreche erst später mit dem Zeugen. "Wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen, frage ich mich: Ist der Zeuge überhaupt geistig in der Lage, eine solche Aussage zu erfinden, wurde er vielleicht unter Druck gesetzt oder unbewusst manipuliert? Natürlich aber auch: Könnte es Gründe für eine Falschaussage geben?"

All das beweist noch keine Lüge. Doch ausgedachte Geschichten hätten meist einen simplen Aufbau: "Wer schon einmal ein Gedicht auswendig lernen musste, weiß, dass man sich den Inhalt am besten merken kann, wenn man sich von Zeile zu Zeile, von Strophe zu Strophe hangelt. Ich spiele den Lehrer und lasse den Zeugen die Geschichte von hinten vortragen oder erst in der Mitte anfangen. Mogler kommen da ziemlich schnell ins Schleudern", sagte Köhnken dem "Spiegel".

Lügen im Alltag

Sozialwissenschaftler wie DePaulo unterscheiden zwei Kategorien der Lüge: die ichbezogene und die empathische. Das ichbezogene Lügen grassiert in den Büros und Werkstätten. Denn es soll helfen, eigene Fehler zu kaschieren, sich Vorteile zu sichern oder schlicht, um besser vorm Chef und den anderen da zu stehen. Die empathische Lüge hingegen soll jemanden schützen: Den Chef, der mich befördern will oder den Kollegen, der längst ein Freund geworden ist. Bella DePaulo schätzt das Verhältnis vom ichbezogenen zum empathischen Lügen auf etwa drei bis neun zu eins.

Doch die Lüge im Büro kennt viele Grauzonen: "Um einen absichtlich falschen Eindruck hervorzurufen, ist es oft nicht nötig, etwas inhaltlich Falsches zu sagen; dies wäre eine direkte Lüge. Es gibt noch eine Fülle indirekter Techniken wie gewollte Mehrdeutigkeit, gezielte Weglassungen und letztlich die strategische Nutzung naheliegender Interpretationen", schreibt auch die Frankfurter Sozialpsychologin Jeannette Schmid, die über Lügen im Alltag promoviert hat.

Tipp 2: Nach Details fragen

Wer also im Büro eine Lüge entlarven will, hat nach den Erkenntnissen der Sozialpsychologen nur eine Chance: Den vermeintlichen Schwindler möglichst viele Details in verschiedenen Zusammenhängen erzählen lassen, Details und Erlebtes aus dem Meeting nachfragen, dabei Zeitabläufe abschneiden oder neu zusammensetzen. Doch Vorsicht: Aus solchen Gesprächen werden schnell Verhöre, bei denen auch die ehrlichsten Kollegen misstrauisch werden und gar nichts mehr erzählen – das unterscheidet den Alltag am Arbeitsplatz vom Gerichtsgutachten.

Tipp 3: Motive hinterfragen

Im privaten Umfeld können solche verhörähnlichen Gespräche schnell die Kündigung der Freundschaft auslösen. Denn wer will schon mit einem dauernd misstrauischen Lügendetektor befreundet sein? Wer die Wahrheit erfahren will, braucht Menschenkenntnis und stellt sich am besten selbst ein paar Fragen: Welches Verhältnis habe ich zum Gegenüber? Welche Gründe kann es geben, dass er mich anlügt, einen Zusammenhang verschweigt oder ihn falsch darstellt? Wer dabei Antworten findet, kommt der Sache und den richtigen Fragen näher.

Der berühmte "Sherlock Holmes"-Autor Sir Conan Doyle hat dazu einen guten Rat: "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das, was übrig bleibt, die Wahrheit - wie unwahrscheinlich sie auch ist."

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