Zwangspause in Texas Tesla-Werk stoppt zeitweise Produktion

Tesla legt sein Werk in Texas (USA) für eine Woche still. Dort läuft der Cybertruck vom Band. Normalerweise jedenfalls. Doch was steckt hinter der Zwangspause?
Stillstand in der texanischen Gigafactory. Die Produktion ist für eine Woche gestoppt, viele Mitarbeiter bleiben zu Hause. Andere reinigen die Hallen oder sitzen in Schulungen.
Die Pause kommt nicht überraschend: Bereits seit Februar kämpft das Werk mit niedriger Auslastung. Schichten wurden gekürzt, Überstunden gestrichen. Tesla investierte rund 900 Millionen Dollar (knapp 800 Millionen Euro) in das Werk, das eigens für den Cybertruck umgebaut wurde. Doch der Hoffnungsträger wird zur Hypothek.
Ein Desaster auf Rädern
Der Cybertruck war einst als Wendepunkt angekündigt. Jetzt wird er zum Bremsklotz. Schon im Dezember 2024 stand die Produktion für drei Tage still. Im April senkte Tesla erneut die Fertigungsziele. Auch damals wurden Arbeiter abgezogen.
Die Zahlen sind ernüchternd: Von den angekündigten 250.000 Stück pro Jahr wurden 2024 weniger als 40.000 verkauft. Das US-Magazin "Forbes" spricht bereits vom größten Flop der Autoindustrie seit Jahrzehnten. Und das hat gute Gründe.
Zwar sollte das überarbeitete Model Y nun den Kurswechsel einläuten. Doch die Kunden bleiben offenbar zögerlich. Darauf deuten unter anderem neue Finanzierungsangebote hin (darunter null Prozent Zinsen), die ungewöhnlich früh kommen und nicht gerade auf eine hohe Nachfrage hindeuten.
Analyst Troy Teslike sieht eine klare Tendenz: Kurze Lieferzeiten, schwache Neuzulassungen, aggressive Preisnachlässe – alles spricht für mangelndes Interesse, sagt er der Nachrichtenagentur Reuters.
Investoren verlieren das Vertrauen
Nicht nur Kunden wenden sich ab. Auch an der Börse bröckelt das Vertrauen. Der Betriebsgewinn brach bis März um 88 Prozent ein. Der Aktienkurs fiel seit Jahresbeginn um 26 Prozent. Analysten senkten ihre Prognosen. Die Investmentbank Guggenheim empfahl: verkaufen.
Tesla-Investor Ross Gerber stieg 2024 mit 60 Millionen Dollar aus. Seine Kritik: "Tesla hat die besten Produkte – aber einen CEO, der keine Autos verkauft und sich kaum ums Unternehmen kümmert." Elon Musk ruderte bereits zurück: Von seinem 30-Prozent-Wachstumsziel ist keine Rede mehr. Stattdessen: vage Versprechen.
Musks politische Eskapaden, seine Nähe zu Trump und Rechtsaußen haben das Image aufgeladen. So sehr, dass sich Fahrer offen von Tesla distanzieren. Finanzchef Vaibhav Taneja sprach von "unerwünschten Feindseligkeiten" gegenüber der Marke.
Ein Facelift genügt nicht
Das neue Model Y bringt eine LED-Leiste und ein dezentes Design-Update. Doch Kosmetik verkauft keine Autos. Wer nur die Optik ändert, ändert nichts am Absatz.
Der Stillstand in Austin ist deshalb mehr als eine Pause. Er ist ein Symptom. Für einen Konzern, der zwischen Vision und Wirklichkeit taumelt. Und für einen CEO am Steuer, dem viele am liebsten den Schlüssel abnehmen würden.
- reuters.com: Tesla's refresh to best-selling Model Y SUV starts on rocky road (Englisch)
- golem.de: Cybertruck-Arbeiter müssen zuhause bleiben
- forbes.com: Elon’s Edsel: Tesla Cybertruck Is The Auto Industry’s Biggest Flop In Decades (Englisch)