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Umstrittener Roy Moore: Von Trump lernen, heißt (leider) siegen lernen


Von Trump lernen, heißt (leider) siegen lernen

ap, Steve Peoples, Kim Chandler, Benjamin Wünsch

Aktualisiert am 10.12.2017Lesedauer: 4 Min.
Senatskandidat Roy Moore: Der umstrittene Politiker verhält sich im Wahlkampf wie Donald Trump.Vergrößern des BildesRoy Senatskandidat Roy Moore: Der umstrittene Politiker verhält sich im Wahlkampf wie Donald Trump. (Quelle: Brynn Anderson/dpa-bilder)
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Politiker sind im Wahlkampf chancenlos, wenn ihnen sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden. Senatskandidat Roy Moore könnte in Alabama trotzdem siegen. Weil er Donald Trump kopiert.

Seine Reden sind improvisiert. Er schert sich nicht ums Fundraising. Und er beschimpft die eigene Parteiführung. Wen sich der Republikaner Roy Moore zum Vorbild genommen hat, ist offensichtlich. Von daher wundert es kaum, dass Präsident Donald Trump ihn offiziell unterstützt. Der umstrittene Jurist will für den US-Staat Alabama in den Senat einziehen. Obwohl er gleich mehrere Frauen sexuell belästigt haben soll, könnte ihm das laut Umfragen am kommenden Dienstag auch gelingen.

"Trump stand für die Ablehnung der Elite. Und viele Leute hatten wohl gehofft, dass das eine einmalige Störung im System war", sagt Andy Surabian, der schon bei der Präsidentschaftswahl auf Seiten der Republikaner aktiv war und nun das Team des Senatskandidaten berät. "In Wahrheit war es aber ein Anzeichen für einen langfristigen Trend, der sich nun in Alabama bestätigt."

Sehr roher Wahlkampf

Tatsächlich hatten viele Experten betont, dass die Methoden von Trump nur in seinem speziellen Fall funktionieren konnten. Doch nun ist der radikale Ex-Richter im Süden des Landes mit der gleichen Strategie auf Erfolgskurs. Auch ihm scheinen die eigenen Anhänger jedes Fehlverhalten durchgehen zu lassen. Und ob Zufall oder nicht: Im direkten Vergleich der beiden Wahlkämpfe zeigen sich weitere verblüffende Ähnlichkeiten.

In beiden Fällen war das gegnerische Lager finanziell deutlich besser ausgestattet. Das Team der Demokratin Hillary Clinton investierte etwa doppelt so viel wie das von Trump. In Alabama ist der Unterschied beim Budget noch größer - zugunsten des demokratischen Kandidaten Doug Jones. Aus Mangel an Spenden-Dollars setzte Moore, wie Trump 2016, auf einen sehr rohen Wahlkampf ohne wirklich erkennbaren Masterplan.

Immer weitere Vorwürfe

Beide Politiker machten zudem Schlagzeilen mit Skandalen. Nur 32 Tage vor dem Wahltag im vergangenen Jahr veröffentlichte die "Washington Post" ein Video, in dem Trump sexuelle Übergriffe nicht nur einräumt, sondern sich sogar damit brüstet. Mehrere Frauen meldeten sich in den folgenden Tagen mit detaillierten Anschuldigungen zu Wort.

Genau 33 Tage vor der diesjährigen Wahl in Alabama brachte die "Washington Post" eine erste Story über die Vorwürfe gegenüber Moore.

Eine Frau war dem Bericht zufolge erst 14 Jahre alt, als Moore, damals Anfang 30, sie bis zur Unterwäsche ausgezogen und angefasst haben soll. Auch im Falle des Politikers aus Alabama traten in den folgenden Tagen mehrere weitere Frauen an die Öffentlichkeit und bezichtigten ihn des sexuellen Missbrauchs.

Republikaner schließen die Reihen

In beiden Fällen forderten selbst Politiker der eigenen Partei schnell einen Rücktritt von der Kandidatur. Doch sowohl Trump als auch Moore wiesen alle Schuld von sich und reagierten stattdessen mit verbalen Angriffen auf die Medien sowie auf die "Elite" in Washington. Und je näher der Wahltag rückte, desto mehr schlossen sich in beiden Fällen wieder die Reihen der Republikaner hinter dem eigenen Kandidaten.

Ähnlich wie Trump ist es auch Moore gelungen, vermeintliche Schwächen in politisches Kapital umzuwandeln. Fundraising-Probleme und Missbrauchsvorwürfe wurden als Beleg dafür dargestellt, dass das Establishment in der Hauptstadt eine Verschwörung gegen sie anzetteln wolle. Bei vielen amerikanischen Wählern, die aus welchen Gründen auch immer schlecht auf die etablierte Politik zu sprechen waren, kam das gut an.

"Viele Parallelen zu Trump"

"Es gibt viele Parallelen zu Trump. Es sind beides sehr emotional geprägte Kandidaturen. Sie setzen beide auf die Wut und die Empörung der Wähler auf Washington und auf den Status quo", sagt Terry Sullivan, der bei den Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl 2016 im Team des Republikaners Marco Rubio war. "Ganz ehrlich, das republikanische Establishment hilft Roy Moore sehr, indem es sich gegen ihn stellt."

Wie schon auf nationaler Ebene wird es in Alabama am Ende wohl auf bestimmte Wählergruppen ankommen. Mit seinem Stil eckte Trump nicht nur bei vielen Frauen an, sondern auch bei Wählern mit akademischer Bildung - und natürlich bei den Minderheiten, die er immer wieder beleidigte. Doch Clinton schaffte es nicht, die Afroamerikaner und die Hispanics entscheidend für ihre Sache zu gewinnen. Ihr Parteifreund Jones hat sich gerade in den vergangenen Wochen stark auf ebendiese Minderheiten sowie auf Republikaner mit akademischem Hintergrund konzentriert.

Aufstieg dank Provokationen

Seinen politischen Aufstieg verdankt Moore vor allem Provokationen. Als wenig bekannter Richter hängte er einst eine Tafel mit den Zehn Geboten in seinem Gerichtssaal auf. Später, als Leiter des Obersten Gerichts von Alabama, wetterte er offen gegen Homosexuelle. Weil er die Richter des Staates aufforderte, Entscheidungen von Bundesgerichten zu ignorieren und gleichgeschlechtlichen Paaren Heiratsurkunden zu verweigern, wurde er 2015 seines Amtes enthoben.

Seine treuesten Anhänger hat Moore unter den evangelikalen Christen. Sein Verhältnis zum eher moderaten und wirtschaftsnahen Teil der republikanischen Wählerschaft ist dagegen angespannt. Auch in dem Punkt liegt er also ganz auf einer Linie mit seinem Vorbild im Weißen Haus.

"Donald Trump hat eine der unglaublichsten Sachen geschafft, die man sich nur vorstellen kann", sagte der Politiker aus Alabama diese Woche bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Kleinstadt Fairhope. "Er hat sowohl gegen die Republikaner als auch gegen die Demokraten gekämpft, um Präsident der Vereinigten Staaten zu werden." Auch Moore musste oft an zwei Fronten kämpfen - und könnte damit nun für seinen Staat in den Senat einziehen.

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