Wachwechsel in Australien Malcolm Turnbull tritt als Premierminister zurück

Australien bekommt einen neuen Regierungschef. Der bisherige Amtsinhaber Malcolm Turnbull hat wegen mangelnden Rückhalts in den eigenen Reihen seinen Rücktritt verkündet. Sein Nachfolger setzte sich in einer Kampfabstimmung durch.
Australiens Premierminister Malcolm Turnbull tritt nach einer Revolte innerhalb seiner eigenen Partei zurück. Der 63-Jährige gibt den Parteivorsitz der Liberalen und damit auch das Amt des Regierungschefs auf. Nachfolger wird nach einer Kampfabstimmung in der Fraktion der bisherige Partei-Schatzmeister Scott Morrison. Damit hat seit 2007 kein australischer Premierminister mehr eine volle Amtszeit durchgehalten.
Turnbull hatte Australien seit September 2015 regiert. Angesichts schlechter Umfragewerte und einer verlorenen Nachwahl büßte der als gemäßigt geltende Politiker intern immer mehr an Rückhalt ein. Den entscheidenden Schlag versetzten ihm am Donnerstag drei prominente Minister, die gemeinsam ihren Abschied aus dem Kabinett bekanntgaben. Damit hatte Turnbull in seiner Fraktion offenbar keine Mehrheit mehr.
Auch Morrison gilt als gemäßigt
Die besten Chancen, neuer Regierungschef zu werden, waren dem bisherigen Innenminister Peter Dutton eingeräumt worden. Am Dienstag hatte Turnbull gegen seinen parteiinternen Gegenspieler eine Kampfabstimmung noch gewonnen. Der Sieg fiel aber zu knapp aus, um die Revolte beenden zu können.
Das Rennen um das Amt des Parteivorsitzenden und Regierungschefs gewann mit dem 50-Jährigen Morrison letztlich ein Politiker, der im gemäßigten Flügel der Partei verortet wird. Dutton wäre der Mann des konservativen Flügels gewesen und gilt als Gesicht von Australiens harter Linie gegenüber Flüchtlingen und anderen unwillkommenen Einwanderern. Letztlich konnte er seinen Machtanspruch aber ebenso wenig durchsetzen wie Außenministerin Julie Bishop (62).
Die Liberalen regieren zusammen mit der Nationalen Partei. Das Bündnis hat nur eine Stimme Mehrheit. In allen Umfragen liegt derzeit die Labor-Opposition vorn. Spätestens im Mai 2019 muss gewählt werden.
- dpa