Bedrohung im Weltall "Sehr besorgniserregend": USA warnen vor China

Militärische Auseinandersetzungen verlagern sich auch in den Weltraum. Dort wird China immer mehr zur Bedrohung, warnen die USA.
China hat nach Einschätzung der US-Streitkräfte bei der Entwicklung militärischer Raumfahrttechnologien in alarmierendem Tempo aufgeholt. Laut einem Bericht der britischen Zeitung "The Telegraph" warnte der Chef des U.S. Space Command, General Stephen Whiting, davor, dass Peking zentrale Fähigkeiten im Weltraum zur gezielten Zielerfassung, Störung gegnerischer Satelliten und zur Einbindung in seine konventionellen Streitkräfte ausgebaut habe.
General Whiting sprach demnach von drei Bereichen, in denen China besonders schnell vorangekommen sei: beim satellitengestützten Zielsystem, bei weltraumbasierten Abwehr- und Störtechnologien sowie bei der nahtlosen Verknüpfung dieser Raumfahrttechnologien mit Heer, Luftwaffe und Marine. Diese Entwicklungen seien Teil einer Strategie, die es China ermögliche, eine sogenannte "Kill Chain" – also die lückenlose Erfassung, Verfolgung und Bekämpfung eines Ziels – aus dem All heraus zu schließen. Dies sei "sehr besorgniserregend".
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Im Bereich der Aufklärung und Zielerfassung verfüge China bereits über mehr als 500 militärisch nutzbare Satelliten. Insgesamt habe Peking im vergangenen Jahr 260 Satelliten ins All gebracht, darunter 67 mit Aufklärungsfunktionen. Zusätzlich habe ein Forschungsteam Anfang 2025 eine Kamera entwickelt, die Bilder mit millimetergenauer Präzision aus über 100 Kilometern Entfernung aufnehmen könne. General Anthony Mastalir, zuständig für den Indo-Pazifik-Raum im US-Raumfahrtkommando, erklärte, dass Chinas Langstreckenwaffen entscheidend auf Raumfahrtunterstützung angewiesen seien.
China rüstet auch bei Anti-Statellitenwaffen auf
Auch bei Anti-Satellitenwaffen sieht das US-Militär China auf dem Vormarsch. Neben bereits bekannten Raketenstarts zur gezielten Zerstörung von Satelliten verfüge China laut Whiting über Mittel zur "reversiblen Cyberstörung", GPS- und Kommunikationsblockaden, Lasersysteme und sogenannte Co-Orbital-Waffen. Diese könnten gezielt Satelliten in der Umlaufbahn angreifen oder durch gezielte Manöver andere Systeme aus dem Gleichgewicht bringen. Der US-General Michael Guetlein wies zudem auf koordinierte Satellitenbewegungen hin, bei denen chinesische Systeme im Verbund operierten – ein Hinweis auf mögliche Angriffsformationen.
Ein weiterer Schwerpunkt sei die Verknüpfung dieser Fähigkeiten mit der klassischen Kriegsführung. Seit einer Reform im Jahr 2016 habe Chinas Armee eine eigene Weltraumeinheit eingerichtet, die seit 2024 in eine eigenständige Luft- und Raumstreitkraft überführt wurde. Damit erhöhen sich die Reichweite, Genauigkeit und Schlagkraft der Streitkräfte erheblich, sagte Whiting.
Auch wenn die USA mit rund 8.000 Satelliten im Orbit nominell überlegen seien, hätten beide Länder etwa gleich viele militärische Satelliten – rund 250. Im Mai kündigte die US-Regierung unter Donald Trump ein milliardenschweres Projekt namens "Golden Dome" an, das bis 2029 eine Abwehrkuppel aus Weltraumwaffen über dem US-Festland aufbauen soll.
- telegraph.co.uk: "How China is winning the military space race" (englisch)