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USA: Anleger ziehen Milliarden bei Anleihen ab


Milliarden Dollar abgeflossen
Vertrauen in die US-Wirtschaft: Das Bild kehrt sich um

Von t-online, wan

28.06.2025 - 01:27 UhrLesedauer: 3 Min.
Donald Trump: Der US-Präsident hat das Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft erschüttert. (Archivbild)Vergrößern des Bildes
Donald Trump: Der US-Präsident hat das Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft erschüttert. (Archivbild) (Quelle: IMAGO/Hu Yousong/imago)
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Die USA verlieren weiter Vertrauen bei Investoren. Bei langfristigen Anleihen gibt es einen Rekord-Abfluss.

Im zweiten Quartal haben Investoren netto fast elf Milliarden aus langfristigen US-Anleihefonds abgezogen. Diese Mittel flossen sowohl aus Staats- als auch aus Unternehmensanleihen – der stärkste Abfluss seit dem Höhepunkt der Corona-Pandemie vor fünf Jahren. Laut Berechnungen der "Financial Times" markiert dieser Rückzug einen Wendepunkt: Nach durchschnittlichen Zuflüssen von rund 20 Milliarden Dollar in den vergangenen zwölf Quartalen kehrt sich das Bild deutlich um.

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Die Bonds, in die vor allem institutionelle Anleger investieren, gelten als Stimmungsbarometer für den Anleihemarkt. "Es ist ein Symptom eines viel größeren Problems. Es gibt große Sorgen im Inland und in der ausländischen Anlegergemeinschaft hinsichtlich des Kaufs von Anleihen mit langen Laufzeiten", erklärte Bill Campbell von DoubleLine.

Bonds (deutsch: Anleihen) sind Schuldverschreibungen. Investoren leihen dem Emittenten – zum Beispiel dem US-Finanzministerium oder Unternehmen – Geld und erhalten dafür regelmäßige Zinszahlungen. Am Ende der Laufzeit wird das geliehene Kapital zurückgezahlt. Langfristige Bonds haben in der Regel eine Laufzeit von zehn Jahren oder mehr. Aufgrund der langen Zeitspanne reagieren sie empfindlicher auf Veränderungen bei Inflation und Zinsen.

Trumps Steuerpaket könnte Schuldenlast erhöhen

Eine zusätzliche Belastung stellt das angekündigte Steuerpaket der Trump-Regierung dar: Experten erwarten, dass der geplante Abbau von Steuern die US-Staatsverschuldung in den kommenden zehn Jahren um Billionen Dollar erhöht. Um das zu finanzieren, müsste das Finanzministerium eine erhebliche Menge neuer Anleihen ausgeben. Das Weiße Haus rechnet allerdings mit höheren Einnahmen durch Zölle und Wirtschaftswachstum.

Gerade bei den Zöllen lassen sich aber kaum Zahlen benennen. Denn viele der Ankündigungen wurden zurückgenommen, ausgesetzt und relativiert. Am Samstag brach Donald Trump die Handelsgespräche mit Kanada ab. Das Nachbarland hatte eine Digitalsteuer angekündigt, die amerikanische Konzerne wie Google und Facebook besonders treffen wird.

Gleichzeitig wächst laut "Financial Times" die Sorge, dass Zölle bei wichtigen Handelspartnern die Inflation antreiben – ein Risiko, das langfristige Anleihen besonders trifft. Lotfi Karoui, Kreditstratege bei Goldman Sachs, nannte den Mittelabfluss ein "Zeichen für Sorgen hinsichtlich der langfristigen Tragfähigkeit der Staatsfinanzen". PGIM-Anleihechef Robert Tipp betonte, dass die Kombination aus "weiterhin über dem Ziel liegender Inflation" und dem "umfangreichen Angebotsdruck seitens der Regierung" eine nervöse Stimmung an der langen Zinskurve ausgelöst habe. Anleihen über längere Laufzeiten sind besonders anfällig bei steigenden Preisen, da deren feste Zinszahlungen über viele Jahre ihre reale Kaufkraft verlieren.

Die Kursentwicklung bestätigt die Nervosität: Langfristige US-Anleihen haben im laufenden Quartal etwa ein Prozent an Wert verloren, ein Teilverlust nach stärkeren Kursrückgängen infolge der April-Zollankündigungen.

Verlagerung zu kurzfristigen Anleihen

Allerdings fließt Geld verstärkt in Fonds mit kurzfristigen US-Anleihen – allein im zweiten Quartal wurden dort über 39 Milliarden Dollar investiert. Diese Fonds liefern derzeit attraktive Renditen, weil die US-Notenbank die kurzfristigen Zinsen auf hohem Niveau hält. Das könnte aber bald zu Ende sein. Denn Donald Trump wettert fast täglich gegen Fed-Chef Jerome Powell, weil dieser die Zinsen nicht senkt. Der US-Präsident drohte mehrmals mit der Ablösung von Powell, die aber rechtlich schwierig zu begründen ist. Die Amtszeit des Notenbankchefs läuft erst im nächsten Jahr ab.

Andrzej Skiba von RBC Global Asset Management sieht darin eine potenzielle Strategieverschiebung: Anleger könnten ihre Portfolios internationaler ausrichten. Er fügte jedoch hinzu: "Wir glauben nicht, dass das Ende des US-Anleihemarkts naht."

Dennoch könnten Investoren künftig "mehr Entschädigung verlangen, um in längere Laufzeiten zu investieren", warnte er. "Auch wenn wir kein Erdbeben erwarten – man könnte erste Erschütterungen spüren."

Verwendete Quellen
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