Anwalt bringt Austausch ins Spiel Russland klagt US-Bürger wegen angeblicher Spionage an
Glaubt man den Angaben des russischen Geheimdienstes, spionierte Paul Whelan für die USA. Nun wird er formell angeklagt. Sein Anwalt plädiert für einen Deal.
Knapp eine Woche nach seiner Festnahme in Moskau ist der US-Bürger Paul Whelan einem Medienbericht zufolge in Russland wegen Spionage angeklagt worden. Dies meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf einen nicht näher bezeichneten Informanten. Sein Anwalt Wladimir Scherebenkow bestätigte die Angaben und forderte Whelans Freilassung. Gegenüber der "New York Times" brachte er einen möglichen Austausch gegen die in den USA inhaftierte Russin Maria Butina ins Spiel.
Beobachter halten Agententätigkeit für unwahrscheinlich
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hatte den Ex-Soldaten Whelan am 28. Dezember wegen Spionageverdachts festgenommen, sich aber nicht genauer zu angeblichen Vergehen geäußert. Dem 48-Jährigen drohen bis zu 20 Jahre Gefängnis. Seine Familie hat die Spionage-Vorwürfe zurückgewiesen. Der im US-Bundesstaat Michigan wohnhafte und für den US-Autozulieferer BorgWarner tätige Mann sei privat und beruflich mehrmals in Russland und am Tag seiner Festnahme Gast bei einer Hochzeit in Russland gewesen. Beobachter halten eine Agententätigkeit Whelans für unwahrscheinlich.
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Der Fall belastet die ohnehin angespannten US-russischen Beziehungen zusätzlich. US-Außenminister Mike Pompeo forderte am Mittwoch während eines Brasilien-Besuchs eine Erklärung. "Wir haben den Russen klargemacht, dass wir mehr über die Vorwürfe wissen wollen." Sollte die Festnahme unbegründet sein, müsse Whelan sofort freigelassen werden.
- Nachrichtenagenturen Reuters, AFP
- New York Times: "Paul Whelan (...) Is Said To Be Charged in Russia" (engl.)