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Weltklimarat: António Guterres ruft "Alarmstufe Rot für die Menschheit" aus


Verheerende Prognose zum Weltklima
Guterres ruft "Alarmstufe Rot für die Menschheit" aus

Von reuters, dpa
Aktualisiert am 09.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Feuer auf der griechischen Insel Euböa: Waldbrände werden zunehmen und extremer.Vergrößern des BildesFeuer auf der griechischen Insel Euböa: Waldbrände werden zunehmen und extremer ausfallen, warnen Forscher. (Quelle: ANE Edition/imago-images-bilder)
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Die Erde wird sich bereits zehn Jahre früher als prognostiziert um 1,5 Grad erwärmen. Der Weltklimarat warnt eindringlich vor Eisschmelze, zunehmenden Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen.

Der Weltklimarat der Vereinten Nationen warnt eindringlich vor einem bevorstehenden Kontrollverlust über die Erderwärmung. Wenn nicht sofort und umfassend gehandelt werde, steige die Welttemperatur in den nächsten 20 Jahren um mehr als 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit – und damit zehn Jahre früher als 2018 prognostiziert, heißt es in dem Bericht. Das Pariser Klimaschutzabkommen sieht vor, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad, mindestens aber deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen.

Die Erderwärmung ist laut UN-Klimaexperten "eindeutig" durch den Menschen verursacht. Die Erwärmung um 1,1 Grad seit dem 19. Jahrhundert sei bis auf einen Bruchteil auf den Menschen zurückzuführen. "Die Rolle des menschlichen Einflusses auf das Klimasystem ist unbestritten", erklärte Valérie Masson-Delmotte, Ko-Vorsitzende der zuständigen IPCC-Arbeitsgruppe.

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Der Weltklimarat führt die Folgen der menschengemachten Erderwärmung in seinem neuen Bericht drastischer vor Augen als je zuvor. Meeresspiegelanstieg, Eisschmelze, mehr Hitzewellen, Dürren und Starkregen lassen sich nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen deutlich sicherer vorhersagen als bisher.

Dürren, Hitzewellen und Starkregen nehmen zu

Schon jetzt habe sich so viel Treibhausgas in der Atmosphäre angesammelt, dass es schwerwiegende Klimaveränderungen mit entsprechenden Folgen geben werde. Hitzewellen, die früher alle 50 Jahre vorgekommen seien, werde es künftig alle zehn Jahre geben, sagen die Experten voraus. Tropenstürme werden stärker, Regen- und Schneefälle nehmen zu. Es wird 1,7-mal so oft wie bisher zu Dürren kommen. Brände werden intensiver und dauern länger an.

Früher sei der Zusammenhang einzelner Wetterereignisse mit dem Klimawandel unklar gewesen. "Aber jetzt können wir tatsächlich quantitative Aussagen über extreme Wetterereignisse treffen", erklärte Co-Autor Michael Wehner, Klimaforscher am Lawrence Berkeley National Laboratory in Kalifornien.

Eisschollen in der Arktis schmelzen – Meeresspiegel steigt unausweichlich

Die Arktis ist die Region, die sich am schnellsten erwärmt, mindestens doppelt so schnell wie der weltweite Durchschnitt. Eisschollen auf dem arktischen Ozean im Sommer werden selbst nach dem optimistischsten Szenario der Forscher bis 2050 verschwinden. Dieser Prozess ist schon seit den 70er-Jahren in Gang. Die Eisschmelze bewirkt eine Rückkopplung: Während das Eis das Sonnenlicht reflektiert, nimmt die dunklere Wasseroberfläche die Strahlung auf, was die Erderwärmung noch verstärkt.

Selbst bei Einhalten des 1,5-Grad-Limits wird der Meeresspiegel in Hunderten oder Tausenden Jahren um zwei bis drei Meter und womöglich noch mehr steigen, warnen die Forscher. Der Prozess beschleunigt sich mit der Polareisschmelze und der Erwärmung der Ozeane. Überflutungen von Küsten in einem Ausmaß, das früher nur einmal im Jahrhundert vorkam, passieren bis 2100 jedes Jahr.

"Abrupte Reaktionen und Kipppunkte des Klimasystems (…) können nicht ausgeschlossen werden", heißt es in dem Bericht. Die Folgen wären weitgehend unabsehbar, aber definitiv katastrophal.

Anstiege des Meeresspiegels von mehr als 15 Metern bis 2300 sind nicht auszuschließen, wenn Kipppunkte wie der Verlust der Arktis oder das großflächige Waldsterben eintreten. "Je mehr wir das Klimasystem antreiben (…), umso wahrscheinlicher überschreiten wir Schwellen, die wir kaum prognostizieren können", warnte Co-Autor Bob Kopp, Klimaforscher an der Rutgers University im US-Bundesstaat New Jersey.

Guterres: "Die Glocken läuten ohrenbetäubend"

Die Ergebnisse des neuen Sachstandsberichts müssen laut UN-Generalsekretär António Guterres für die fossilen Energien "die Totenglocke läuten". Kohle, Öl und Gas "zerstören den Planeten", erklärte Guterres am Montag nach der Veröffentlichung des Berichts. Es herrsche "Alarmstufe Rot für die Menschheit". Die Alarmglocken seien "ohrenbetäubend", mahnte Guterres.

Die von den fossilen Energien verursachten Treibhausgasemissionen "sind dabei, unseren Planeten zu ersticken", kritisierte der UN-Generalsekretär und forderte, die Erkundung neuer Förderstätten und Förderung fossiler Energiequellen einzustellen. Zudem müssten künftig erneuerbare Energien subventioniert werden. "Wenn wir unsere Kräfte vereinen, können wir die Klimakatastrophe abwenden", appellierte Guterres.

Leitlinie für die Weltklimakonferenz in Glasgow

Der Bericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ist der erste seit acht Jahren. Er fasst im Auftrag der knapp 200 UN-Staaten die wissenschaftlichen Ergebnisse der vergangenen Jahre zusammen. 2022 soll er noch durch zwei weitere Kapitel ergänzt werden. So untersucht eines die Folgen für Volkswirtschaften und wie sie sich anpassen können. Ein weiteres befasst sich dann mit Optionen, wie die Emissionen verringert werden können. Alles zusammen soll dann 2022 im sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats veröffentlicht werden.

Der jetzt veröffentlichte Bericht gilt als Leitlinie für die Weltklimakonferenz im November in Glasgow. Hier sollen die Staaten – wie im Klimavertrag von Paris vereinbart – neue Vorgaben zur Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes verbindlich festlegen. Das Ziel ist, die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf unter zwei Grad – möglichst auf 1,5 Grad – gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Eine solche Erwärmung gilt als gerade noch beherrschbar.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters, dpa
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