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Masken-Streit mit Kunden: Verkäufer berichten Horror-Erlebnisse


"Mein Reizgas steht immer bereit!"
Masken-Streit mit Kunden: Verkäufer berichten Horror-Erlebnisse

Von Mario Thieme

24.09.2021Lesedauer: 3 Min.
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Ein gut besuchter Tankstellen-Shop: Viele Kunden ignorieren die Maskenpflicht.Vergrößern des Bildes
Ein gut besuchter Tankstellen-Shop: Viele Kunden ignorieren die Maskenpflicht. (Quelle: IMAGO / Geisser)

Ob beim Einkauf im Supermarkt, im Restaurant oder beim Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel: In den vergangenen anderthalb Jahren kam es an vielen Orten zu Konflikten über Corona-Maßnahmen. Vor allem Verkäufer waren vielen Anfeindungen ausgesetzt. t-online-Leser berichten von ihren heftigen Erfahrungen im Streit über Masken und Abstände mit Kunden.

Wir wollten von Ihnen wissen: Wurden Sie schon Zeuge von Auseinandersetzungen zwischen Menschen, die unterschiedliche Auffassungen über die Einhaltung von den verordneten Pandemie-Maßnahmen haben? Oder gerieten Sie selbst einmal in eine konfliktreiche Situation? Spannende, aber auch entsetzende Zuschriften erreichten uns, darunter von vielen Verkaufsangestellten. Diese lassen wir hier zu Wort kommen.

Der kaltblütige Mord an einem jungen Angestellten einer Tankstelle vergangenen Samstag schockierte zutiefst. Der 20-Jährige musste sterben, weil ein Maskengegner sich weigerte, seiner Aufforderung nachzukommen, Mund und Nase zu bedecken. Mehrere Mitarbeiter von Tankstellen meldeten sich nach unserem Leseraufruf und berichteten von ihren schlechten Erfahrungen.

"Verbale Attacken sind an der Tagesordnung"

So zum Beispiel Rainer Zitzmann, der seit über drei Jahrzehnten in einer Dorf-Tankstelle tätig ist: "Seit der Maskenpflicht werden wir täglich aggressiv, beleidigend und mit Unverständnis konfrontiert." Darunter sind Kunden, die er seit mehr als 30 Jahren kennt.

Auch Roswitha Leiß erzählt davon, dass sie in jeder Schicht, die sie in einer Tankstelle arbeitet, Anfeindungen erlebt. "Massive verbale Attacken sind an der Tagesordnung", schreibt sie. Sie will allerdings nicht mit Provokateuren diskutieren, kassiert diese nur ab und ist froh, "wenn diese Deppen aus dem Verkaufsraum sind". Trotzdem mag Roswitha Leiß ihren Job, doch ihr Reizgas steht immer bereit.

"Es ist schon so oft vorgekommen", schildert uns Karina Maciej. "Ich arbeite selbst in einer Tankstelle und das, was man sich jeden Tag da anhören darf, sprengt alles vorher Gewesene. So viel aggressives Verhalten habe ich als Frau noch nie erlebt. Es ist einfach nur traurig."

Bedroht, beleidigt, bespuckt

Auffällig sind die vielen uns erreichenden Lesermails von Menschen, die im Verkauf arbeiten. Beispielsweise Volker Horneff aus Tuttlingen, der schreibt: "Als Mitarbeiter im Verkauf muss ich mich häufig mit Kunden auseinandersetzen, die unter dem Deckmantel eines Attests keine Maske tragen wollen." Spricht er sie auf die Atteste an, werden diese Kunden patzig und antworten, er sei aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht berechtigt, diese zu verlangen.

Michaela Healeys Sohn musste als Verantwortlicher eines großen Supermarkts "schon oft mit Kunden lange diskutieren, weil diese keine Maske tragen wollten. Auf dem Höhepunkt der Pandemie war es besonders schlimm. Einige wollten partout ohne Einkaufswagen, der als Abstandhalter fungierte, in den Laden. Teilweise mussten Sicherheitsleute für Ordnung sorgen, die aber sehr rar waren. Angespuckt wurde er auch schon", fasst sie die Erfahrungen ihres Kindes zusammen.

Besonders erschütternd ist der Fall einer Leserin, die anonym bleiben will. Bis März diesen Jahres arbeitete sie im Lebensmitteleinzelhandel. Sie kündigte, weil ihr die Situation mit Corona und der dadurch entstandene Druck zu viel wurde. Diagnose: Burnout!

"Ich hoffe, ich muss deine Visage nicht mehr lange hier ertragen", musste sich die Frau anhören und sogar noch deutlich schlimmere Beleidigungen. Der Frau wurde auch gedroht, dass man sie auf dem Parkplatz aufspüren würde und ihr ihre Maske dann nichts mehr nütze. Es gab sogar Kunden, die sie bewusst angehustet haben, als sie gerade dabei war, im Kühlregal einzusortieren und lediglich auf die Maskenpflicht hinwies.

Verzweifelt wandte sich die frühere Verkäuferin an ihre ehemalige Marktleitung. Doch diese agierte nach dem Motto "Der Kunde ist König". "Hör einfach weg, das sind unsere Kunden, wir brauchen die auch nach Corona, damit der Umsatz stimmt. Sonst schließt der Laden hier!" Die mangelnde Mitarbeiter-Wertschätzung führte dazu, dass unsere Leserin dem Geschäft den Rücken zuwandte und nun reif für eine Kur ist.

Verwendete Quellen
  • Einsendungen von Lesern von t-online
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