25 Jahre nach Mauerfall Was macht eigentlich Margot Honecker?
Margot Honecker
Anfang 1993, nach Einstellung seines Prozesses, folgte ihr der damals bereits schwerkranke Erich Honecker, der im Mai 1994 in Chile starb.
Verantwortlich für Gleichschaltung an Schulen
Margot Honecker wurde 1963 Ministerin für Volksbildung der DDR. Die eiskalte Politikerin wirkte maßgeblich am "Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem" von 1965 mit. Sie war somit für die ideologische Gleichschaltung an den Schulen der DDR verantwortlich.
Gegen den Widerstand der Kirchen und vieler Eltern führte sie 1978 den Wehrunterricht für Schüler der 9. und 10. Klassen ein. Sie sorgte für militärischen Drill in Schulen und die Verherrlichung der Armee.
Zynisch-arrogante Weltsicht
Ihr stalinistisches Weltbild legte sie nicht ab. So sagte sie in einem Interview mit dem NDR: Wir hatten doch Feinde, und deshalb hatten wir die Staatssicherheit!" In der Dokumentation tritt die zynische Weltsicht der Kommunistin offen zu Tage: Mauertote? Selbst schuld. Gorbatschow? Ein Verräter. Der Aufstand der DDR-Bürger? Konterrevolution.
Wolfgang Thierse bezeichnete Margot Honecker - neben Stasi-Chef Mielke - als meistgehasste Person des DDR-Regimes. In Anspielung auf ihren Ministerposten wurde sie zweideutig als "Miss Bildung" bezeichnet und wegen ihrer extravaganten Haartönung "Blaue Eminenz" oder "lila Drache" genannt.
Netzwerk zu alten Genossen
Heute hat Margot Honecker eine Wohnung im grünen Vorort La Reina, im Osten von Santiago de Chile, am Fuß der Anden. Die Nachbarn der 87-Jährigen zählen zum gehobenen Mittelstand. Zu ihnen zählt auch die sozialistische Staatschefin Michelle Bachelet, die während der Pinochet-Diktatur ihr Exil in der DDR verbrachte.
Margot Honecker pflegt diskret Freundschaften zu ehemaligen Führungskräften der chilenischen Kommunistischen Partei. Mehrere der südamerikanischen Genossen kennt sie aus deren Exil-Jahren in der DDR. Der frühere KP-Generalsekretär Luis Corvalán veröffentlichte 2000 seine in Santiago de Chile geführten "Gespräche mit Margot Honecker über das andere Deutschland".
1500 Euro Rente sind "unverschämt"
Das wiedervereinigte Deutschland ging sehr nachsichtig mit dem Ehepaar Honecker um. Dennoch spricht die Frau, die das Leben von tausenden Bürgern zerstört hat, immer noch von "Siegerjustiz". Margot Honecker bezieht von der Bundesrepublik eine Rente in Höhe von 1500 Euro - unverschämt wenig, wie sie meint.
Vielleicht um ein wenig dazu zu verdienen, wohl eher um ihre ganz eigene Weltsicht kundzutun, meldete sie sich Jahre später mit dem Buch "Zur Volksbildung" erneut zu Wort. Bei dieser Gelegenheit übergab Margot Honecker dem Berliner Publizisten Frank Schumann 400 Tagebuchseiten, die Erich Honecker während seiner Haftzeit in Moabit geschrieben hatte und die als "Letzte Aufzeichnungen" zum Bestseller wurden.