Ermittler widersprechen Gerüchten BKA: Anschlag von Hanau war eindeutig rechtsextremistisch
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Das Bundeskriminalamt dementiert Medienberichte, nach der das Attentat von Hanau intern nicht als rechtsextrem eingestuft werde. Die Tat beruhe eindeutig auf rassistischen Motiven.
Das Bundeskriminalamt widerspricht Berichten des Rechercheverbunds aus WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" zum Anschlag von Hanau: "Das BKA bewertet die Tat als eindeutig rechtsextremistisch. Die Tatbegehung beruhte auf rassistischen Motiven", teilte BKA-Präsident Holger Münch über den Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Die Medien hatten am Samstag über eine angeblich anderslautende Einschätzung der Ermittler berichtet. Auch t-online.de griff die Berichterstattung über die Deutsche Presse-Agentur auf.
In den Berichten hieß es weiter, die Ermittler seien der Überzeugung, dass Rassismus nicht der dominierende Aspekt in der Weltanschauung des Täters gewesen sei. Tobias R. habe sich vor allem in Verschwörungsmythen rund um Geheimdienste hineingesteigert und an Paranoia gelitten. Er habe seine Opfer ausgewählt, um größtmögliche Aufmerksamkeit zu erlangen. Eine solche absolute Einschätzung käme zumindest überraschend.
Denn bereits kurz nach dem Anschlag war aus den Dokumenten des Täters klar ersichtlich, dass er von anderen rechsextremistischen Attentätern abweicht. Das im Internet veröffentlichte Bekennerschreiben enthält zwar lange eindeutig rassistische Passagen, besteht aber zum überwiegenden Teil aus offenkundigen Wahnvorstellungen sein persönliches Umfeld betreffend. Die rassistischen Passagen wurden dem Dokument offenbar relativ spät hinzugefügt. Eine frühere Version des Pamphlets enthält aber ebenfalls kurze Ausführungen über seine rassistischen Ansichten.
R. schickte Schreiben an Generalbundesanwalt
Recherchen von t-online.de ergaben, dass R. bereits im November 2019 eine in weiten Teilen gleichlautende Anzeige an den Generalbundesanwalt schickte. In diesem Schreiben, dessen Eingang die Bundesanwaltschaft anschließend bestätigte, fehlen noch die ausführlichen Schilderungen seiner Vernichtungsfantasien. Er schreibt allerdings bereits über seine Gedanken zu "Ausländerkriminalität" und "Hochverrat".
Tobias R. war am 19. Februar spätabends durch das hessische Hanau gezogen und hatte neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Später wurden der 43-Jährige und seine Mutter tot in ihrer Wohnung gefunden.
- Mitteilung des BKA
- mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- eigene Recherchen