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Jens Spahn lernt es einfach nicht – und sorgt erneut für Verwirrung


Verwirrung um Impfstoff-Rationierung
Spahn lernt es einfach nicht

MeinungVon Sebastian Späth

22.11.2021Lesedauer: 3 Min.
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Geschäftsführender Gesundheitsminister Jens Spahn: Vergangene Woche gab sein Ministerium bekannt, die Auslieferung des beliebten Biontech-Impstoffs ab sofort deckeln zu wollen.Vergrößern des Bildes
Geschäftsführender Gesundheitsminister Jens Spahn: Vergangene Woche gab sein Ministerium bekannt, die Auslieferung des beliebten Biontech-Impstoffs ab sofort deckeln zu wollen. (Quelle: Michael Kappeler/dpa-bilder)

Mit verblüffender Regelmäßigkeit hat Jens Spahn in der Pandemie immer wieder für Unruhe gesorgt. Statt dazuzulernen, stiftet er selbst zum Ende seiner Amtszeit noch einmal große Verwirrung.

Wenn auf eine Sache Verlass ist in dieser Pandemie, dann darauf, dass Aussagen von Jens Spahn oft nur eine relativ kurze Halbwertszeit haben.

In fast schon verblüffender Regelmäßigkeit hat der Bundesgesundheitsminister Ankündigungen gemacht, die er wenig später relativieren oder gar zurücknehmen musste. Sofern sie nicht längst von jemand anderem zerpflückt worden waren. Das war bei der vorschnellen Ankündigung von kostenlosen Schnelltests im Frühjahr nicht anders als bei der überstürzten Ankündigung im Oktober, die epidemische Notlage sei nicht mehr notwendig.

Und auch das ist leider wahr: Jens Spahn scheint offenbar nicht dazuzulernen. Er wird sich in den letzten Tagen seiner Ministerzeit wohl nicht mehr bessern.

In den Lagern warten noch Millionen unverabreichte Dosen Impfstoff

Denn auch am Montag war es mal wieder Zeit für eine Kehrtwende. Schließlich hatte Spahns Ministerium in der vergangenen Woche zur Überraschung aller plötzlich verkündet, die Auslieferung des in der Bevölkerung besonders beliebten Biontech-Impfstoffs ab sofort deckeln zu wollen. Begründet wurde das damit, dass in den Lagern noch millionenfach das Vakzin des Konkurrenzherstellers Moderna vorhanden sei und dort quasi dem Ablaufen seines Haltbarkeitsdatums entgegenharre. Und dass Impfstoffe verfallen, könne man sich angesichts der aktuellen Lage nicht erlauben.

So weit so verständlich, könnte man sagen. Allerdings kam dieser Vorstoß zur Unzeit. Nicht nur weil wir uns aktuell in der schlimmsten Phase der Pandemie befinden, sondern weil kurz zuvor die Ständige Impfkommission die Altersfreigabe für Booster-Impfungen auf 18 Jahre heruntergesetzt hatte und die Impfkampagne damit endlich Fahrt aufnehmen sollte.

Ist Moderna ein Impfstoff zweiter Klasse?

Die Aufregung war entsprechend groß. Fragen stellten sich zuhauf: Warum will der Minister ausgerecht jetzt die Lieferung eines Impfstoffs deckeln, wo die Devise doch eigentlich lauten sollte "So viel wie möglich von allem"? Ist eine staatliche Rationierung in der aktuellen Situation überhaupt sinnvoll? Und: Warum lagert noch so viel unverabreichter Impfstoff von Moderna herum, dessen Haltbarkeit bald abläuft?

Der fatale Eindruck, der durch die mehr als unglückliche Kommunikation entstand: Der Moderna-Impfstoff ist womöglich ein Vakzin zweiter Klasse schlimmstenfalls so wie Astrazeneca, dessen Ruf längst ramponiert ist, und soll deshalb jetzt wohl schnell "verboostert" werden.

Dementsprechend heftig war die Debatte, die darüber am Wochenende entbrannte. Spahn geriet wegen des angerichteten Chaos überparteilich so unter Druck, dass er sich am Montag zu einer Richtigstellung genötigt sah.

Nach fast zwei Jahren Pandemie noch immer nichts gelernt

Das baldige Ablaufen des Haltbarkeitsdatums sei nur ein Problem, sagte Spahn kleinlaut. Es stellte sich heraus: In Wahrheit ist einfach nicht genug Impfstoff von Biontech da, um bis Ende des Jahres die geplante Anzahl der Impfungen mit dem in Deutschland entwickelten Produkt durchzuführen.

Zwar hatte Spahn zur Pressekonferenz noch zwei angesehene Experten mitgebracht, die zu retten versuchten, was fast nicht mehr zu retten war, indem sie etwa darauf verwiesen, dass sowohl Moderna als auch Biontech "hervorragende Impfstoffe" seien. Doch das ist ja gar nicht der zentrale Punkt.

Das Problem ist, dass Spahn nach fast zwei Jahren Pandemie noch immer nicht gelernt hat, seine Aussagen mit Bedacht zu wählen und die Allgemeinheit nicht mit Überraschungsankündigungen zu überrumpeln. Stattdessen sorgt er ein ums andere Mal für Verwirrung und tut es noch immer.

Wenn Spahn schon nicht aus den eigenen Fehlern lernen will, sollte er wenigstens aus der fehlgeleiteten Kommunikation der Ständigen Impfkommission über den Astrazeneca-Impfstoff lernen. Auch hier sorgten zweifelhafte Botschaften zunächst für Verwirrung und am Ende dazu, dass ein Impfstoff seine Vertrauenswürdigkeit verlor.

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