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Polizei findet 33 Opfer bei Einsatz gegen Menschenhändler


Europaweite Aktion
Polizei findet 33 Opfer bei Einsatz gegen Menschenhändler

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

01.12.2021Lesedauer: 2 Min.
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Razzia: In neun Bundesländern war die Polizei im Rahmen einer europaweiten Aktion gegen Menschenhandel im Einsatz (Symbolfoto):Vergrößern des Bildes
Razzia: In neun Bundesländern war die Polizei im Rahmen einer europaweiten Aktion gegen Menschenhandel im Einsatz (Symbolfoto): (Quelle: Oliver Schaper/imago-images-bilder)

Es ist ein milliardenschweres Geschäft mit Menschen in Not und Abhängigkeit: In 29 Staaten ist die Polizei gegen Menschenhandel vorgegangen. In Deutschland bekamen Hunderte Bars und Bordelle Besuch.

Bei einer von Europol koordinierten Aktion im Kampf gegen Menschenhandel sind Polizeibehörden in Deutschland auf 33 potenzielle Opfer gestoßen und haben 22 Personen festgenommen. 800 Beamte aus neun Bundesländern waren im Einsatz, wie das Bundeskriminalamt auf t-online-Anfrage erklärte.

Obwohl Deutschland mit einem der liberalsten Prostitutionsgesetze als Bordell Europas gilt, war Deutschland nicht Hauptschauplatz. Hierzulande kontrollierten die Beamten dennoch gut 340 Bars, Bordelle und Appartements sowie Wohnungen und hielten rund 1.400 Fahrzeuge an.

14.000 Polizisten europaweit

Diese Zahlen wirken im europäischen Vergleich zunächst gering: Laut Europol waren in 29 Staaten mehr als 14.000 Polizisten im Einsatz, um fast 150.000 Personen und mehr als 90.000 Fahrzeuge zu kontrollieren. Mindestens 212 Festnahmen erfolgten.

Hat Deutschland geschwächelt? Die Teilnahme bei der Interpol-Aktion ist freiwillig. Im Westen beteiligten sich Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein nicht, unter den Bundesländern im Osten schickte lediglich Berlin Beamte in den Einsatz. Das BKA gab anders als im Vorjahr selbst keine Mitteilung heraus, wollte auch keine Bewertung zum Erfolg vornehmen.

Ein erfahrener Ermittler sagte t-online aber: Massen an Einsatzkräften für große verdachtsunabhängige Kontrollen sind nur ein Teil der Strategie – viele Polizisten bedeuten nicht zwingend viel Erfolg. Österreich, das bei der Aktion mit Rumänien federführend war, setzte selbst nur 135 Beamte sehr punktuell ein. Die machten zehn Festnahmen und stießen auf 16 Frauen als potenzielle Opfer, damit auf halb so viele wie Deutschland. Unter ihnen war auch eine Deutsche.

In Österreich wie in Deutschland wurde immerhin kein potenzielles Opfer unter 18 Jahren festgestellt. In anderen Ländern gab es unter den Frauen und Männern in den Händen von Menschenhändlern und Ausbeutern aber 57 minderjährige Mädchen und Jungen.

Sechs Verfahren wegen eigentlichem Anlass

Für die Polizei sind oft auch Beifänge Erfolge: Ermittler stoßen auf mögliche andere Straftaten. Das war auch hier so. Aus den Kontrollen in Deutschland folgen nur sechs Verfahren aufgrund des eigentlichen Anlasses – Fälle von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung, zur Ausbeutung in der Bettelei oder als Arbeitssklaven.

Insgesamt gibt es nun aber 69 Ermittlungsverfahren, etwa auch wegen Drogendelikten und Geldwäscheverdachts. Unter den 22 Festgenommenen waren zudem Personen, nach denen bereits mit Haftbefehl gesucht wurde, so das BKA.

Bei der Aktion geht es einerseits darum, auf Opfer zu stoßen, die oft mit falschen Versprechungen gelockt wurden, in Zwangsprostitution Schulden abzuarbeiten haben und selten selbst den Weg zur Polizei suchen. Andererseits will die Polizei dadurch neue Hinweise auf Täter und kriminelle Strukturen erlangen. Die Täter sind häufig international vernetzt. Die europaweiten Festnahmen können also durchaus bewirken, dass in Deutschland Lieferwege für den Nachschub mit der "Ware Mensch" beeinträchtigt sind.

Es ist bereits das fünfte Mal, dass die Behörden bei den sogenannten Joint Action Days europaweit koordiniert zuschlagen. Die Aktion lief bereits in den Tagen vom 8. bis 12. November, erst jetzt gibt es die genauen Zahlen.

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