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Polizei trainiert Schüler – und stellt sie an den Wasserwerfer


Einsatz gegen "Klimaaktivisten"
Polizei trainiert Jugendliche am Wasserwerfer – und erntet Kritik

Von t-online, RZ, nl

Aktualisiert am 16.06.2023Lesedauer: 2 Min.
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Übung mit der Bundespolizei: Schüler trainierten ein Szenario mit Wasserwerfern. (Quelle: t-online)

Vorbereitung auf den Joballtag oder heillos übertrieben? Die Bundespolizei stellt im "härtesten Schülercamp" Jugendliche an den Wasserwerfer. Daran regt sich nun Kritik.

"Du suchst nach der ultimativen Herausforderung?", fragt die Bundespolizei auf ihrer Anwerbeseite – und bewirbt damit die "Panther Challenge 2023", den Angaben zufolge "das härteste Schülercamp Deutschlands". Und zu viel scheint sie nicht versprochen zu haben, wie ein Video nun zeigt.

Das lud die Bundesbereitschaftspolizei am Dienstag auf Twitter hoch – und sorgt damit mittlerweile für viel Aufsehen. "Tag 1/3 der PantherChallenge in Bad Bergzabern ist vorbei und hat den Teilnehmerinnen und Teilnehmern schon einiges abverlangt", hieß es dazu. Das Video zeigt, wie Schüler in Einsatzmontur auf einem Übungsgelände vermeintlichen Demonstranten gegenübertreten.

Diese werfen Gegenständen, zünden Pyrotechnik, haben Barrikaden errichtet. Auf einem Plakat ist der Slogan: "Mensch und Umwelt vor Profit" zu erkennen – die Protestler imitieren offenbar einen gewalttätigen Klimaprotest. Die Schüler rücken mit Wasserwerfern bis auf einige Meter vor, dann heißt es "Wasser Marsch". Anschließend stürmen die Schüler den Protest.

Die Szene ist zu Übungszwecken inszeniert, die Demonstranten sind natürlich keine echten Randalierer. "Die dargestellten Situationen werden alle unter Aufsicht und von Fachpersonal durchgeführt", schreibt die Bundespolizei auf Twitter dazu. Das Trainingscamp dauert insgesamt drei Tage, in denen Schüler herausfinden können, ob der Job als Bundespolizist etwas für sie ist. "Neben aufregenden Einsatztrainings, anstrengenden Sport-Challenges und herausfordernden Teamaufgaben, hast du die Chance, den Alltag der Bundespolizei kennenzulernen."

"Bitte den Jugendschutz ernst nehmen!"

Doch das stößt auf Twitter nicht nur auf Gegenliebe. Kriminologe Martin Thüne, der an der Thüringer Fachhochschule für öffentliche Verwaltung im Fachbereich Polizei forscht, schreibt etwa: "Was dort gemacht wird, ist aus meiner Sicht in mehrerlei Hinsicht bedenklich und nicht für Kinder und Jugendliche geeignet. Bitte den Jugendschutz ernst nehmen!" Er kritisiert weiter: "Auch immer wieder interessant, welche Demo-Anlässe nachgestellt werden." Es gebe Berichte darüber, dass linke und neuerdings auch Umweltproteste als "aggressives polizeiliches Gegenüber gespielt werden".

Auch "PolizeiGrün", ein Verein von grünen und den Grünen nahestehenden Polizeimitarbeitern, sieht das Training kritisch. "Eine derartige Übungsannahme wäre schon in der Ausbildung völlig unangebracht, weil überzogen", heißt es auf dem dazugehörigen Twitter-Account. "An einem Tag für Schüler*innen, also der Anwerbung von Berufsinteressierten, ist das Szenario völlig ungeeignet und schürt Vorurteile gegenüber Demonstrationen." Nur ein Bruchteil verlaufe so.

Auch aus der Ecke der Fußballfans regt sich Kritik. So bemängelt etwa die "Fanhilfe Magdeburg", die Fußballfans des örtlichen Vereins bei rechtlichen Problemen unterstützt: "Eskalation und Gewalt haben bei der Bundespolizei laut diesem Video oberste Priorität. Fußballfans sind mittlerweile jedes Wochenende Opfer dieser unrechtmäßigen, vollkommen überzogenen Einsätze der Polizei."

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es fälschlicherweise, "PolizeiGrün" sei eine Gewerkschaft. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.

Verwendete Quellen
  • twitter.com: Tweet mit Antworten des Accounts @bpol_bepo
  • komm-zur-bundespolizei.de: Panther Challenge 2023 – Wie weit gehst du für deinen Traumjob?
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