Kassel: Mysteriöses Loch reißt in Boden von Schule auf – Weltkrieg-Altlast?

In sechs Klassenräumen ist in einer hessischen Schule kein Unterricht mehr möglich. Bei Elektroarbeiten sackte auf einmal der Boden weg.

In Kassel ist unter dem Fußboden einer Schule ein bisher unbekanntes Kellergewölbe aufgetaucht. Wie eine Sprecherin des hessischen Landkreises t-online am Dienstag bestätigte, war in der vergangenen Woche plötzlich an einer Stelle der Boden aufgerissen und 1,80 Meter tief eingestürzt. Zuerst hatte die "Hessische/Niedersächsische Allgemeine" (HNA) berichtet.

Ein Elektriker hatte im Zuge des "Digitalpakts Schule" Kabel in der Kasseler Herderschule verlegen sollen. Verletzt wurde dem Landkreis zufolge niemand, als sich dabei auf einmal das Loch auftat.

Jetzt wird der bis dato unbekannte Keller näher erforscht. Mit einer endoskopischen Kamera wird untersucht, ob es unterhalb des Schulgeländes noch weitere unbekannte Gewölbe gibt. Ein Statiker und ein Bodengutachter prüfen zudem, welche Maßnahmen zur Instandsetzung getroffen werden müssen. Möglich sei etwa, dass der Hohlraum verfüllt werden müsse, sagte Landkreissprecherin Alia Shuhaiber.

"Wir haben überall mit Altlasten zu kämpfen"

Ersten Erkenntnissen zufolge sei die Statik des Oberstufengymnasiums mit 650 Schülern nicht bedroht, weil die Fundamente der tragenden Wände offenbar neben dem Gewölbe verlaufen. Vorsichtshalber seien dennoch sechs Klassenräume gesperrt worden. Bis Klarheit herrscht, wie es weitergehen kann, soll der dort vorgesehene Unterricht in andere Räume verlegt werden.

Zu welchem Gebäude der Keller früher gehörte, ist unklar. Als die Schule in den 60er-Jahren gebaut wurde, sei nicht bekannt gewesen, dass es den Keller gibt, sagte Kreissprecherin Shuhaiber t-online. Ihre Erklärung für den unvorhergesehenen Fund: Im Zweiten Weltkrieg war die damalige Kasseler Altstadt komplett weggebombt worden. "Danach wurden überall schnell Häuser hochgezogen, den Schutt machte man einfach plan", erläutert Shuhaiber. "Seitdem haben wir im neuentstandenen Stadtteil Unterneustadt überall mit Altlasten wie Bombenblindgängern und Hohlräumen zu kämpfen."