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Monsun in Pakistan | Jahrhunderthochwasser in Pakistan bedroht mehr als 13 Millionen Menschen


Monsun in Pakistan
Jahrhunderthochwasser in Pakistan bedroht mehr als 13 Millionen Menschen

Aktualisiert am 27.07.2021Lesedauer: 4 Min.
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Durch neuen Monsunregen hat sich die Lage für über 13 Millionen Menschen in den Hochwassergebieten Pakistans weiter verschärft. Hoffnung auf Entspannung gibt es kaum, denn Meteorologen haben für die kommenden Tage noch heftigere Niederschläge angekündigt.

"Der Monsun dürfte noch zwei bis vier Wochen andauern. Wenn er so stark weitergeht, wird die Situation noch viel ernster", meldete der UN-Nothilfekoordinator für Pakistan, Martin Mongwanja, aus dem Katastrophengebiet. Nach offiziellen Schätzungen sind bislang mindestens 1500 Menschen in den verheerenden Fluten ums Leben gekommen, betroffen seien mehr als 13 Millionen, vor allem im Nordwestens Pakistans. Rund 132.000 Quadratkilometer Land seien überflutet, meldet die Katastrophenschutzbehörde.

"Pakistan kann die Katastrophe nicht alleine bewältigen"

Nach dem Nordwesten des Landes erreichten die Überschwemmungen inzwischen auch die weiter südlich gelegenen bevölkerungsreichen Provinzen Punjab und Sindh. Dort kümmern sich rund 30.000 Soldaten um die Notleidenden, reparieren Brücken und errichten Notlager.

In der südlichen Provinz Sindh wurden rund 200.000 Bewohner von niedrig gelegenen Dörfern in Sicherheit gebracht, berichtete der Leiter der Katastrophenbehörde. Etwa 500.000 Menschen hielten sich aber nach wie vor im dem Gefahrengebiet am Indus auf. Allein im Bezirk Sukkur in Sindh wurden laut Angaben der Marine innerhalb von 24 Stunden 70 Ortschaften überschwemmt.

Heftige Regenfälle wurden auch für die nordwestliche Provinz Khyber Pakhtunkhwa vorhergesagt, wo die Katastrophe vor fast zwei Wochen begonnen hatte. Die Behörden ermahnten die Menschen vor allem entlang der Flüsse zu erhöhter Vorsicht. Dort sind viele, die vor den Fluten geflohen waren, inzwischen wieder in ihre schwer beschädigten Dörfer zurückgekehrt.

Im ganzen Land sei die Lage wegen der "beispiellosen Überschwemmungen" kritisch, sagte ein Armeesprecher. Pakistan allein habe nicht genügend Ressourcen, um die Katastrophe zu bewältigen.

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UN zeigt sich besorgt

Die UN stuften die Katastrophe in Bezug auf die Zahl der Hilfsbedürftigen und die Schäden an der Infrastruktur als ebenso schwerwiegend ein wie das Erdbeben in Kaschmir 2005.

Die Zahl der Toten lag damals mit mehr als 80.000 zwar deutlich über denen der jetzigen Flut. Damals hätten aber drei Millionen Menschen versorgt werden müssen. "Jetzt sind es sogar 4,5 Millionen. Sie brauchen erst einmal Nahrung und Wasser, aber auch Decken, Kochstellen und andere ganz grundlegende Sachen." Das Wasser habe 250.000 Häuser unbewohnbar gemacht. 1,5 Millionen Menschen seien obdachlos.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Fluten Straßen, Brücken und zahlreiche Kommunikationsverbindungen fortgerissen haben und die Rettungsarbeiten dadurch behindert werden. Außerdem konnten wegen des starken Monsunregens vielerorts Hubschrauber nicht zu Hilfseinsätzen starten.

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"Die Verluste an Menschenleben sind riesig"

In einem dramatischen Appell hat Pakistans Regierungschef daher die internationale Gemeinschaft um sofortige Hilfe gebeten. Die Verluste durch die Überschwemmungen seien "riesig", sagte Premierminister Yusuf Raza Gilani in einer Rede an die Nation.

"Ich möchte die internationale Gemeinschaft bitten, Pakistan bei der Linderung des Leidens der betroffenen Menschen zu helfen und zu unterstützen", sagte er. "Pakistan wurde von den schlimmsten Überschwemmungen seiner Geschichte getroffen", so der Regierungschef in seiner im Fernsehen übertragenen Ansprache weiter. Die Verluste an Menschenleben und Infrastruktur seien riesig und eine wirkliche Einschätzung der Schäden könne erst erfolgen, wenn das Wasser zurückgehe.

Pakistans Präsident Asif Ali Zardari war unterdessen in Kritik geraten, weil er während der Krise eine Europa-Reise antrat. Rückhalt erhielt er von vom Direktor des UN-Welternährungsprogramms (WFP) in Pakistan, Wolfgang Herbinger. Eine solch "enorme Katastrophe würde jede Regierung vor große Herausforderungen stellen", sagte Herbinger der "Berliner Zeitung". Die Regierung in Islamabad habe zudem kein Geld. Sie versuche aber, die Hilfsaktionen so gut es gehe zu koordinieren.

Engagement von Extremisten steigt

Herbinger warnte zudem vor einer weiteren Destabilisierung des Landes. "Je verzweifelter die Menschen sind, umso anfälliger sind sie für Versprechungen von Extremisten", sagte Herbinger der Zeitung. Die internationale Gemeinschaft könne zu einer besseren Sicherheitslage beitragen, indem sie beim Wiederaufbau helfe. Denn auch Hilfsgruppen der militanten Islamisten beteiligen sich an den Rettungsaktionen.

Die Wohltätigkeitsstiftung Falah-e-Insaniat, die angeblich Verbindungen zu der Extremistengruppe Laschkar-e-Taiba haben soll, betreibt nach eigenen Aussagen zwölf medizinische Einrichtungen und versorgt täglich 100.000 Menschen mit Lebensmitteln. Mitglieder von Laschkar-e-Taiba, die Al-Kaida nahe stehen soll, werden unter anderem mit dem Terroranschlag in Mumbai Ende 2008 in Verbindung gebracht, bei dem 166 Menschen starben.

Regen in Indien lässt nach

Die Flutkatastrophe erreichte mittlerweile auch das benachbarte Indien. Mehr als 100 Menschen kamen bei Überschwemmungen im indischen Teil Kaschmirs ums Leben, wie die Polizei mitteilte. Mindestens 370 weitere Menschen wurden verletzt. In der indischen Himalaya-Region Ladakh stieg die Zahl der Toten nach einer Sturzflut unterdessen auf mindestens 130. Weitere 400 Menschen wurden nach Behördenangaben verletzt.

Nach einem Nachlassen des Regens am Samstagmorgen begannen tausende Soldaten und Polizisten mit den Aufräumarbeiten, und der Flughafen der Stadt Leh nahm seinen Betrieb wieder auf. In Leh und Umgebung hatte die Sturzflut Häuser, Autos und Busse fortgerissen. Aus dem Dorf Pang nordöstlich von Leh retteten Einsatzkräfte nach Angaben eines Heeressprechers 150 Menschen, darunter 100 ausländische Touristen.

Quelle: dpa, apn

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