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Flugzeugabsturz Taiwan: Platzwechsel rettet Familie das Leben


Flugzeugabsturz in Taipeh
Platzwechsel rettet Familie das Leben

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 05.02.2015Lesedauer: 4 Min.
Die Unglücksmaschine der Transasia kurz vor dem AbsturzVergrößern des Bildes
Die Unglücksmaschine der Transasia kurz vor dem Absturz (Quelle: AP / TVBS)
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Ein leises Geräusch hat einer taiwanesischen Familie höchstwahrscheinlich das Leben gerettet. Kurz vor dem Start des Transasia-Unglücksflugs GE235 in Taiwans Hauptstadt Taipeh haben ein Ehepaar und ihr zweijähriger Sohn die Plätze gewechselt - weshalb sie wohl noch am Leben sind. Die Maschine streifte eine Brücke und stürzte in einen Fluss. Dabei starben mindestens 32 Menschen.

Familienvater Lin Ming-wei hatte sich einem Bericht der Lokalzeitung "United Daily News" zufolge an einem Geräusch gestört, woraufhin er mit Frau und Kind von Reihe 17 auf der linken Seite des Flugzeugs auf die andere Seite umzog. Als die Maschine nach dem Touchieren der Brücke in den Fluss stürzte, riss der Rumpf. Die linke Seite der Maschine, auf der die Familie vor dem Platztausch gesessen hatte, wurde wesentlich stärker beschädigt.

Der Vater konnte sich nach eigenen Angaben selbst aus dem Wrack befreien. Mutter und Sohn fand er im Wasser. Beide mussten in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Der Zweijährige war auf der Intensivstation, aber sein Zustand habe sich verbessert, wie das Krankenhaus mitteilte. Die Frau musste operiert werden, aber auch ihr Zustand sei stabil.

Gesprächsmitschnitt des überlebenden Taxifahrers

Auch ein Taxifahrer und seine Insassin können von Glück sagen, dass sie noch am Leben sind. Eine Videoaufnahme des Unglücks zeigt, wie der Flügel der um 90 Grad geneigten Unglücksmaschine auf der Fahrbahn der Brücke aufschlägt und ein Taxi mitreißt. Wie durch ein Wunder haben Fahrer Chou Hsi-tung und seine 26 Jahre alte Passagierin den Crash überlebt. Die Windschutzscheibe des gelben Autos war zertrümmert, das Dach eingedrückt. Trotzdem meldete sich der 53-Jahre alte Chou sofort bei seiner Taxizentrale.

Die Zentrale hat den Gesprächsmitschnitt jetzt veröffentlicht: "Ich bin von einem kleinen Flugzeug getroffen worden", sagte der schockierte Chou. "War das so ein ferngesteuertes Flugzeug?", fragte der Mitarbeiter aus der Zentrale verwundert zurück. "Nein, ein richtiges kleineres Flugzeug. Jetzt ist es im Fluss", sagte Chou.

Pilot als Held gefeiert

Der Pilot der Unglücksmaschine wird unterdessen gefeiert: Liao Chien Tsung wurde im Internet und in Medienberichten zum Helden erklärt. Der 41-Jährige habe geistesgegenwärtig eine noch größere Katastrophe verhindert, als er die Turboprop-Maschine in einen Fluss in der Hauptstadt steuerte.

Die Zeitung "Apple Daily" widmete Liao ihre Titelseite und dankte dem früheren Luftwaffenpiloten dafür, dass er "Taipeh gerettet" habe. Am Mittwoch veröffentlichte Videoaufnahmen eines Autofahrers lassen erahnen, wie die Crew mit höchstem Einsatz offenbar versuchte, den Schaden möglichst gering zu halten: Das viel zu niedrig fliegende Passagierflugzeug fegt über die Stadtautobahn hinweg, kippt zur Seite, streift mit der linken Tragfläche ein Taxi, dann das Brückengeländer - und stürzt mit 58 Insassen in den Keelung-Fluss.

"Der Pilot hat sich offenbar gezielt bemüht, weitere Opfer zu vermeiden, indem er in dem Fluss notwasserte", sagte Luftfahrtexperte Daniel Tsang in Hongkong. "Es war ein sehr mutiger Schritt." Auf Facebook schrieb eine Nutzerin, der Pilot habe es offenbar geschafft, mehrere nahe Hochhäuser zu verschonen. "Wir sind sehr stolz auf ihn. Es war sehr mutig, die Gebäude zu meiden", sagte eine Tante des Verstorbenen zu Reportern.

Taucher suchen weiter nach Passagieren

Unterdessen haben Spezialtaucher einen Tag nach einem der schlimmsten Flugzeugabstürze Taiwans ihre Suche nach den Passagieren aufgenommen. Von den 58 Menschen an Bord kamen mindestens 32 Menschen ums Leben, elf gelten weiter als vermisst, wie die taiwanesische Nachrichtenagentur CNA berichtete. Das Flugzeug hatte kurz nach seinem Start vom Flughafen in der Millionenstadt Taipeh eine Brücke in einem Wohngebiet gerammt und war anschließend in einen Fluss gestürzt.

Der Rumpf der Maschine hatte sich in das Flussbett gebohrt. Mit einem Kran konnten die Rettungskräfte sowohl die Front als auch das Heck des zweimotorigen Turboprop-Verkehrsflugzeugs vom Typ ATR-72 aus dem Wasser ziehen. Aber es liegen weiterhin Teile der Maschine im Fluss. Regen, die Strömung und das trübe Wasser erschweren die Suche.

Die Leichen des Piloten, Kopiloten und Flugingenieurs konnten in der Nacht auf Donnerstag geborgen werden. Wenig später wurden die Körper von zwei Passagieren einen halben Kilometer von der Absturzstelle entfernt im Wasser entdeckt. Die Einsatzkräfte befürchten, dass noch mehr Menschen von der Strömung abgetrieben worden sein könnten. Mehr als 24 Stunden nach dem Absturz sinke die Hoffnung auf Überlebende deutlich.

Blackbox gibt Hinweise über Ursache

Flug GE235 der Airline Transasia war um 10.52 Uhr (Ortszeit) in der Millionenstadt gestartet. Wenige Minuten später registrierte die Luftfahrtbehörde einen Notruf. Anschließend riss der Kontakt zu der Maschine ab. In der Nacht wurden die Blackboxes der Unglücksmaschine gefunden. Aus der Auswertung der Audioaufzeichnung der Kommunikation zwischen Pilot und Kontrollzentrum ging hervor, dass dieser "Mayday, Mayday" funkte und einen Flammenabriss im Triebwerk meldete.

Dieses technische Problem bezeichnet das Erlöschen von Flammen in der Brennkammer des Triebwerks, was einen Ausfall des Propellers zur Folge hat. Ursache können Treibstoffmangel oder Vulkanasche, ein Vogel oder ein anderes störendes Objekt sein. Ein Vertreter der zivilen Luftfahrtbehörde Taiwans bestätigte den Notruf und dessen Wortlaut, äußerte sich aber nicht zur Unglücksursache.

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