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Wetter kann man kaufen: Warum Hochs teurer als Tiefs sind


Wetter kann man kaufen
Warum Hochs teurer als Tiefs sind

MeinungEine Kolumne von Michaela Koschak

Aktualisiert am 25.09.2019Lesedauer: 3 Min.
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

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Hochdruckwetter im Winter: Mit Wetterpatenschaften kann sich jeder ein Hoch oder Tief kaufen.Vergrößern des Bildes
Hochdruckwetter im Winter: Mit Wetterpatenschaften kann sich jeder ein Hoch oder Tief kaufen. (Quelle: Gottfried Czepluch/imago-images-bilder)

Hätten Sie lieber ein Hoch- oder ein Tiefdruckgebiet? Beides ist möglich, wie unsere Kolumnistin Michaela Koschak erklärt. Mit einer Wetterpatenschaft. Doch Hochs sind teurer als Tiefs.

Ab dem 25. September geht es wieder los, der Jahrmarkt für Hoch- und Tiefdruckgebiete ist eröffnet. Jetzt fragen Sie sich sicherlich: Was will sie uns denn damit bitte sagen?

Ja, es hört sich komisch an, aber das geht in Deutschland wirklich. Sie können Wetterpate werden und sich einen Namen für ein Hoch- oder Tiefdruckgebiet ausdenken oder jemandem ein tolles Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk machen. Wetterdienste und Medien verwenden die Namen dann. Auch ich erwähne in meinen Wetterberichten sehr gern die Namen unserer Hochs und Tiefs. Ich habe das Gefühl, so können Sie sich das bevorstehende Wetter besser merken.

Schnäppchen Tiefdruckgebiet

Seit 2002 gibt es diese Wetterpatenschaft. Hochdruckgebiete kosten etwa 300 Euro, Tiefdruckgebiete 200 Euro. Warum sind Tiefs günstiger? Aus dem einfachen Grund, dass sie meistens nicht so lange halten. Sie sind kurzlebiger und meist kürzere Zeit auf den Wetterkarten zu sehen. Ein Hochdruckgebiet kann dagegen bei einer stabilen Omegawetterlage zum Teil wochenlang über unseren Köpfen liegen und schönes Wetter bringen.

Das hab ich sogar schon mal geschafft, obwohl ich damit wirklich nichts zu tun hatte. Aber es war lustig, denn damals habe ich viel gearbeitet und durfte ständig über mich reden. Das war im Supersommer 2003, wo es über Wochen hinweg heißes, sonniges Wetter gab. Da hieß nämlich das Hochdruckgebiet "Michaela".

Seit 1954 vergibt das Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin die Namen für die Hoch- und Tiefdruckgebiete, die das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen. Seit 1998 erhalten die Tiefs in geraden Jahren weibliche und die Hochdruckgebiete männliche Namen. Zuvor waren Hochs immer weiblich und Tiefs immer männlich. Da Tiefs meist "schlechtes" Wetter und Hochs oft "schönes" Wetter bringen und das diskriminierend gegenüber Frauen ist, wurde 1998 die Regel des jährlichen Wechsels eingeführt. Das bedeutet, nächstes Jahr können Sie Ihrem Mann ein sonnebringendes Hochdruckgebiet schenken.

Buchstäblich von A bis Z

Dabei gibt es Listen, die nacheinander vom diensthabenden Meteorologen abgearbeitet werden. Im Januar 2020 wird das erste Hoch, was auf der Wetterkarte erscheint mit dem Buchstaben A beginnen und männlich sein, das Gleiche gilt für die Tiefs mit einem Mädchennamen, der mit A anfängt. Wenn wir bei Z angekommen sind, startet der nächste alphabetische Durchlauf. Dabei gibt es erfahrungsgemäß im Jahr etwa 130 bis 150 Tiefdruckgebiete und etwa 50 bis 60 Hochdruckgebiete.

Deutschland gibt jedem Hoch und Tief einen Namen, das bei uns irgendwie wetterwirksam ist. Andere Länder machen das nur bei sehr wetteraktiven Drucksystemen, zum Beispiel Sturm- und Orkantiefs.

Zudem kennen Sie wahrscheinlich die Namen der Hurrikans aus Amerika. Sie werden von der World Meteorological Organisation (WMO) festgelegt. Dabei gibt es sechs Listen mit jeweils 21 Namen, weil 1933 die aktivste atlantische Hurrikansaison 21 tropische Wirbelstürme registrierte. Das wurde bisher nur im Jahre 2005 überschritten. Dabei haben die Hurrikans seit 1979 nicht mehr nur weibliche Namen. Namen mit den Buchstaben Q, U, X, Y und Z werden nicht vergeben.

Erlös fließt in die Wetterbeobachtung

Kommen wir noch einmal zu unseren Drucksystemen in Europa zurück. Der Erlös aus den Wetterpatenschaften kommt dabei der Wetterstation Berlin-Dahlem zugute, die auf dem Gelände der Freien Universität Berlin steht, wo ich übrigens auch studiert habe. Die Wetterstation existiert seit 1876. Ohne Unterbrechung wurde hier täglich seit 143 Jahren das Wetter beobachtet und aufgeschrieben. Es ist eine der längsten Beobachtungsreihen der Welt.


Die Studenten sind für die tägliche Wetterbeobachtung dieser Wetterstation verantwortlich und lernen so von der Pike auf, was wichtig für Vorhersagen ist. Ohne Wetterbeobachtungen gibt es keine guten Wettervorhersagen – sie sind das Futter für die Prognosemodelle, die dann das Wetter für die nächsten Stunden und Tage berechnen. Je mehr Wetterstationsbeobachtungen es also gibt, desto besser werden die Wettervorhersagen für Sie.

Also nehmen Sie ein bisschen Geld in die Hand und kaufen Sie ein Hoch!

Michaela Koschak ist Wetter- und Klimaexpertin und kennt sich mit der Atmosphäre bestens aus. Wenn Sie manchmal unsicher sind, was es mit der Klimakrise und dem Wetter auf sich hat, lesen Sie die Kolumne unserer Diplom-Meteorologin. Je mehr Sie zum Thema wissen, desto weniger verfallen Sie in Panik und desto bewusster und schonender gehen Sie mit der Umwelt um.

Verwendete Quellen
  • Freie Universität Berlin: Hier können Sie Wetterpate werden
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