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Coronavirus: Ibuprofen-Warnung ist Falschmeldung!


Folgen bei Coronavirus
Uni weist Ibuprofen-Warnung als Falschmeldung zurück

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 15.03.2020Lesedauer: 3 Min.
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Falschmeldung um Ibuprofen: Die Universität Wien warnt nicht vor Wechselwirkungen mit dem Wirkstoff.Vergrößern des Bildes
Falschmeldung um Ibuprofen: Die Universität Wien warnt nicht vor Wechselwirkungen mit dem Wirkstoff. (Quelle: imago-images-bilder)

Sprachnachrichten über den Coronavirus verunsichern viele Menschen. Eine vielfach verschickte Warnung vor Ibuprofen bei Covid-19 stimmt so nicht.

"Elisabeth, die Mama von Poldi" bittet um Teilen und Weiterleiten, und das geschieht derzeit in großem Stil: Über WhatsApp und soziale Netzwerke verbreitet sich eine Sprachnachricht über eine Warnung vor Ibuprofen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Inzwischen gibt es auch Bilder zum Teilen. Doch die angebliche Quelle weist die Informationen vehement als falsch zurück. Es gibt unter den Experten jedoch Stimmen, die im Krankheitsfall lieber ein anderes Mittel als Ibuprofen oder Aspirin empfehlen würden.

Uniklinik: Angebliche Forschung ist "Fake News"

Die verbreiteten Gerüchte handeln von angeblicher Forschung an der "Uniklinik Wien" zu schweren Krankheitsverläufen von Coronapatienten in Italien – angeblich seien die Erkrankungen nach Einnahme von Ibuprofen besonders schwer, weil sich das Virus durch Ibubrofen schneller im Körper vermehre. Die Universität teilt dazu mit, dass diese angeblichen Erkenntnisse "in keinerlei Zusammenhang mit der Medizinischen Universität Wien" stehen. Noch deutlicher: "Die angeblichen Forschungsergebnissen der 'Wiener Uniklinik' rund um das Covid-19-Virus und Ibuprofen sind Fake News."

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Behauptet wird in der Sprachnachricht, dass viele Erkrankte Ibuprofen genommen hätten. Das allein ist auch durchaus wahrscheinlich: Das Anwendungsgebiet des Medikaments ist mit Schmerzen, Entzündungen und Fieber breit und das Mittel abhängig von der Einzeldosis rezeptfrei erhältlich. Weiter heißt es aber, dass an der Uniklinik Ibuprofen und das neuartige Virus "zusammengebracht" worden seien – und es Hinweise gebe, dass der Wirkstoff die Vermehrung des Virus beschleunige.

Pharmazeut: Deswegen sind es Falschinformationen

Beides kann so nicht stimmen, sagte ein in der Medikamentenentwicklung tätiger Pharmazeut t-online.de. Zum einen hat ein Virus keinen eigenen Stoffwechsel. Es ist lediglich ein Erbgutstrang mit einer Eiweißhülle darum. Deshalb könne auch SARS-CoV-2 nicht auf ein organisches Molekül aus einem Medikament irgendwie reagieren oder mit ihm "zusammengebracht werden".

Zum anderen vermehren sich Viren dem Pharmazeuten zufolge dadurch, dass sie sich in eine Zelle einschleusen und sie dazu bringen, nun Viruspartikel zu produzieren. Dass sich Ibuprofen auf diesen Prozess auswirken könne, sei so gut wie ausgeschlossen: "Die Wahrscheinlichkeit ist ähnlich hoch wie die, dass morgen ein Asteroid auf die Erde stürzt", sagte er t-online.de. Schließlich wird Ibuprofen seit über 50 Jahren eingesetzt.

Bedenken in Frankreich – aus anderen Gründen

Zugleich gibt es allerdings aus Frankreich Hinweise, dass sich Coronavirus-Infektionen durchaus auf andere Weise durch Ibuprofen verschlimmern könnten – aber auch durch Acetylsalicylsäure (ASS; Aspirin) und Diclofenac, also durch sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika. Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Veran twitterte deswegen die Empfehlung, stattdessen Mittel mit Paracetamol zu verwenden. Warum?

Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) sagte der Nachrichtenagentur dpa, ASS oder auch Ibuprofen könnten das Risiko innerer Blutungen erhöhen, weil die Blutgerinnung gehemmt wird. "Bei Paracetamol ist das nicht der Fall." Ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Mitteln mit Ibuprofen oder ASS und schweren Verläufen bei Covid-19 sei nach seinem Wissen bislang nicht gesichert, betonte Schmidt-Chanasit. Die Universität Harvard empfiehlt in ihren Ratschlägen zum Coronavirus auch explizit Ibuprofen.

Die Sprachnachricht reiht sich ein in eine ganze Serie von Falschinformationen über das Coronavirus, die derzeit vor allem über Sprachnachrichten verbreitet werden. So warnte auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an diesem Samstag vor der sich schnell verbreitenden Behauptung, dass das Ministerium oder die Bundesregierung "bald massive weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens ankündigen" werde.

Sein Ministerium bat Nutzer in sozialen Netzwerken um Hilfe, die Verbreitung der Falschmeldung zu stoppen. Die Quelle der Falschinformationen lässt sich in der Regel nicht mehr nachvollziehen.

Wichtiger Hinweis: Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte von t-online.de können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Erklärung der Medizinischen Universität Wien
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