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Corona-Talk bei "Lanz" | Pfleger: "Sobald der Tubus drin ist, steht's 50/50"


Bei "Markus Lanz"
Pfleger schlägt Alarm: "Sobald der Tubus drin ist, steht's 50/50"


Aktualisiert am 18.11.2021Lesedauer: 3 Min.
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Intubationsmaterial in einer Klinik (Symbolbild): Ein Pfleger hat in der Sendung von Markus Lanz deutliche Worte zur Situation gefunden.Vergrößern des Bildes
Intubationsmaterial in einer Klinik (Symbolbild): Ein Pfleger hat in der Sendung von Markus Lanz deutliche Worte zur Situation gefunden. (Quelle: Agencia EFE/imago-images-bilder)

Die steigenden Corona-Fallzahlen machen sich immer dramatischer auf den Intensivstationen Deutschlands bemerkbar. Ein Pfleger hat bei "Markus Lanz" von seinen Erfahrungen berichtet.

Intensivpfleger Ralf Berning aus Bielefeld hat in der Talksendung "Markus Lanz" am Mittwoch von seiner Arbeit auf einer Intensivstation berichtet und ein dramatisches Bild gezeichnet. Er habe einen etwa Mitte 50-jährigen Covid-Patienten tagelang betreut, der wegen eines schweren Verlaufs auf die Station musste. "Er hatte eine schwere Lungenentzündung mit einem beginnenden Lungenversagen", sagt er.

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Der Mann sei nicht geimpft gewesen. "Der hatte einfach Angst, das hat er auch so gesagt. Das glaube ich ihm auch, das verstehe ich", erzählt Berning. Er habe sich sehr gut mit dem Mann verstanden, sie seien auf einer Wellenlänge gewesen und der Patient habe alles mitgemacht. "Wir legen auch die wachen Patienten teilweise auf den Bauch, damit sie davon profitieren." Die Bauchlage soll den Corona-Patienten beim Atmen helfen.

Tagelang habe man versucht, die Intubation des Mannes zu vermeiden. "Weil wir wissen: sobald der Tubus drin ist, steht es 50/50." Der Patient habe dann intubiert werden müssen. Den Zeitpunkt habe man gewählt, weil es zu einem späteren Zeitpunkt sonst zu "riesigen Problemen hätte kommen können". Man müsse sich das so vorstellen: "Bevor ich einen Patienten zum Beispiel für eine Operation intubiere, zusammen mit den Ärzten, müssen wir dem Patienten über mehrere Minuten 100 Prozent Sauerstoff geben, damit der Reserve hat für die Intubation. Das geht aber nicht, wenn der Covid-19-Patient seit Tagen schon 100 Prozent Sauerstoff bekommt", erklärt Pfleger Ralf Berning. Es könne dann sein, dass der Patient während der Intubation entsättige, reanimiert werden müsse und gegebenenfalls dabei sterbe.

"Rufen Sie Ihre Frau an, verabschieden Sie sich"

Pfleger Ralf Berning erzählt, er habe dann mit dem Mann auf seiner Station gesprochen und ihm die Situation erklärt. "Rufen Sie Ihre Frau an, rufen Sie Ihren Sohn an, dass die hierherkommen und sich von Ihnen verabschieden", sagte er zu dem Patienten. Er sei bei dem Abschied der Familie mit dabei gewesen. "Ich hab diese Verabschiedungsszene gesehen und ich hab auch gemerkt, wie der Patient Angst hat." Kurz vor der Intubation habe der Mann noch zu ihm gesagt: "Hol mich hier wieder raus, sieh zu, dass ich wieder aufwache." Aktuell liege der Mann noch intubiert auf dem Bauch, erzählt Berning später in der Sendung.

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Es mache ihn wütend, wenn er parallel zu seinen Erfahrungen auf der Intensivstation Bilder wie vom Kölner Karneval sehe. Da würden sich Ungeimpfte, aber auch Geimpfte anstecken, die das Virus dann wieder weitertragen. "Das kann man nicht nachvollziehen", sagt Berning.

Immer weniger Pflegekräfte

In der Sendung erklärt der Intensivpfleger auch, dass es im Vergleich zum vergangenen Jahr 6.300 Intensivbetten weniger gebe. "Das liegt daran, dass wir keine Intensivkräfte, keine Pflegekräfte haben, um diese Betten zu betreiben." Insgesamt gebe es derzeit etwa 21.000 Intensivbetten in Deutschland. Von 16 Pflegebetten, die es in der Klinik in Bielefeld gebe, könne man derzeit nur zehn Patienten dort aufnehmen, weil das Personal fehle. Die Bundesregierung habe keine Betten zurückgestellt, sondern es würden schlicht die Fachkräfte fehlen, die eben an diesen Betten die Patienten versorgen.

Die Zahl der Corona-Intensivpatienten war am Mittwoch von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) mit 3.360 angegeben worden, Tendenz stetig steigend. Erstmals erreichte Deutschland am Donnerstag bei den Neuinfektionen den Rekordwert von 65.371. Deshalb prognostizierte RKI-Chef Lothar Wieler am Mittwochabend auch: "Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern."

Verwendete Quellen
  • Markus Lanz Talksendung am 17. November 2021
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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