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Flixbus-Unfall in Mecklenburg-Vorpommern: Absenkung der Lenkzeit gefordert


Flixbus kippt um
"Da würde man sagen: 'Habt ihr noch alle Tassen im Schrank?'"


04.07.2025 - 14:04 UhrLesedauer: 2 Min.
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Im Video: Der umgekippte Flixbus auf der Autobahn (Quelle: dpa)
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Ein Flixbus kommt mitten in der Nacht von der Autobahn ab, es gibt viele Verletzte. Die Ursache ist noch unklar – ein Unfallforscher fordert Konsequenzen.

Der Unfallforscher Siegfried Brockmann fordert nach einem Flixbus-Unfall am Freitagmorgen in Mecklenburg-Vorpommern mit mehr als 20 Verletzten eine deutliche Absenkung der wöchentlichen Lenkzeit für Busfahrer. "Jeder Busfahrer darf in der Woche nicht mehr als 48 Stunden Lenkzeit haben, das wäre mein Vorschlag", sagte Brockmann t-online. Derzeit dürfen Busfahrer laut EU-Regeln bis zu 56 Stunden pro Woche hinter dem Lenkrad sitzen.

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Brockmann bezeichnete das als "irre viel". "Bei einem normalen Arbeitnehmer mit gewisser Verantwortung an einer Maschine würde man bei 56 Stunden sagen: 'Habt ihr noch alle Tassen im Schrank?'". Am Lenker zu sitzen, sei aufgrund der Eintönigkeit "psychologisch extrem anspruchsvoll".

Bei dem Busunglück gegen 2.40 Uhr auf der A19 in Mecklenburg-Vorpommern sind mindestens 23 Menschen verletzt worden. Der Bus kam von der Fahrbahn ab und kippte auf die Seite. Ein Mensch wurde im Bus eingeklemmt und konnte erst nach zwei Stunden befreit werden.

"Fällt der Bus auf eine Kante, sitzen Sie fest"

Laut Unfallforscher Brockmann sind schwere Verletzungen und aufwendige Rettungsaktionen bei solchen Busunfällen nicht überraschend: "Fällt der Bus auf eine Kante und wird die Kabine eingedrückt, sitzen Sie fest." Grundsätzlich sei die Fahrt in einem Reisebus aber weder gefährlicher noch sicherer als in einem Pkw.

Siegfried Brockmann, Unfallforscher und Verkehrsexperte.
Siegfried Brockmann, Unfallforscher und Verkehrsexperte. (Quelle: IMAGO/M. Popow/imago-images-bilder)

Zur Person

Siegfried Brockmann leitete 18 Jahre lang die Unfallforschung der Versicherer (UDV). Er ist Geschäftsführer Verkehrssicherheit und Unfallforschung der Björn-Steiger-Stiftung.

Die Hintergründe des Unglücks auf der A19 sind noch unklar. Laut Brockmann gab es in der Vergangenheit allerdings häufiger Unfälle, bei denen Busse von der Straße abkamen. "Die Fahrer waren in diesen Fällen also sehr wahrscheinlich übermüdet oder abgelenkt."

Nach Flixbus-Unfall: Dann sollte man sofort die Polizei rufen

Viel tun können Passagiere laut dem Unfallforscher nicht. Wichtig sei, sich anzuschnallen und bei ersten Warnsignalen sofort zu reagieren: "Fährt der Bus Schlangenlinien oder fallen dem Fahrer die Augen zu, sollte man sofort die Polizei rufen." Nur die könne tatsächlich kontrollieren, ob der Fahrer seine Ruhezeiten auch eingehalten habe.

Auch wenn die Busbranche regelmäßig wegen schlechter Arbeitsbedingungen in der Kritik steht – der jetzige Unfall sei "kein Flixbus-Thema", so Brockmann. Die Fahrer, die für den Anbieter führen, seien nicht bei Flixbus, sondern bei eigenständigen Unternehmen angestellt. Flixbus trete nur als Vermittler auf. Grundsätzlich findet Brockmann die Arbeitsbedingungen in der Branche aber zu hart: "Die Fahrer gehen an die Grenze dessen, was psychologisch und physisch möglich ist."

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Gespräch mit Siegfried Brockmann
  • mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Berichterstattung

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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