Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Kurze Hosen im Büro Da fehlt nur noch die Capri-Sonne in der Hand

Wenn die Temperaturen steigen, beginnt in vielen Büros jedes Jahr aufs Neue ein stiller Kleiderkampf: Hemd oder T-Shirt? Lange Hose oder Shorts? Kurze Hosen bei Männern sind in vielen Unternehmen noch immer ein Tabu. Warum eigentlich?
Die Arbeitswelt wird immer vielfältiger – von klassischen Banken bis zu kreativen Agenturen, von Homeoffice-Kultur bis zu Hybrid-Modellen. Und auch die Dresscode-Schere geht immer weiter auseinander: In Start-ups sieht man im Sommer Shorts genauso oft wie Laptops und einen Flat White.
Doch in konservativen Branchen gelten andere Regeln. Dort entscheidet der Look oft über das berufliche Ansehen.
Führungskräfte, Stilberater und sogar Klimaexperten mischen sich regelmäßig in die Debatte ein. "Kurze Hosen im Büro? Nur wenn man in der Kantine kocht", spottete ein Personalchef kürzlich auf LinkedIn. Andere sehen in Shorts ein Zeichen moderner Unternehmenskultur – die Meinungen gehen weit auseinander.
Die Frage lautet deshalb: Sind kurze Hosen im Büro okay?

Freiheit für die Männerbeine!
Es hat 32 Grad, die Sonne brutzelt, das Büro ist schwül und stickig – und man will Männern vorschreiben, dass sie lange Hosen zu tragen haben? Herzlich willkommen in der Ära Adenauer!
Wer heute noch glaubt, eine Anzughose sei der Maßstab für Erfolg und Seriosität, hat die moderne Arbeitswelt nicht verstanden. Flexibilität, Kreativität, ein eigener Blick – das sind die neuen Währungen. Und dass man im Besitz dieser ist, darf man getrost auch nach außen dokumentieren. Außerdem: Wer dabei am Schreibtisch schwitzt wie im Affenhaus, erwirtschaftet ganz bestimmt nicht mehr Umsatz. Gleichzeitig gilt bei den Kolleginnen schon immer ein luftiges Kleid als businesskompatibel. Warum eigentlich?
Es geht hier nicht um Badehosen mit den Pizzaspuren vom Vorabend. Es geht um gepflegte Shorts. Wer das nicht unterscheiden kann, hat ein Problem mit Stil, nicht mit Hosenlängen.
Kurze Hosen sind keine Respektlosigkeit – ein Verbot ist billige Oberflächlichkeit. Wenn ich in Shorts keine Autorität ausstrahle, nimmt mich auch in Nadelstreifen keiner ernst. An Bermuda oder Bundfaltenhose lassen sich Einsatz und Fleiß nicht messen. Genauso wenig machen Flip-Flops aus dem Langweiler ein Kreativgenie.
Liebe Vorgesetzte, ein Dresscode ist nur eine miese Entschuldigung für schlechte Führung. Und an die Bürokräfte, die dürfen: Stellt Ventilator oder Klima auf Maximum – und lasst das Beinhaar stolz in der Brise flattern.

Das ist ein optischer Rückfall in die Pubertät
Sonne satt, 32 Grad im Schatten – und plötzlich glaubt der Kollege im Großraumbüro, er sei auf dem Weg zum Baggersee. Kurze Hose, Flip-Flops, Sonnenbrille im Haar. Nur das Eis in der Hand fehlt noch. Willkommen im Büroalltag von heute? Nein, danke.
Natürlich schwitzen wir alle im Sommer, natürlich ist es heiß. Aber wer bei Hitze die langen Hosen abstreift, streift gleich auch die Würde des Arbeitsplatzes mit ab. Denn eine Grundregel gilt nach wie vor: Was ich nicht zu einer Beerdigung oder zum Vorstellungsgespräch tragen würde, hat auch im Büro nichts verloren. Selbst, wenn die Klimaanlage streikt.
Und jetzt mal ehrlich: Warum wirken Männer in kurzen Hosen oft so infantil? Weil ein Erwachsener im Büro mit freiem Knie aussieht wie ein Grundschüler auf Schulausflug, der zu oft sitzen geblieben ist. Fehlt nur noch das Namensschild an der Brust und die Capri-Sonne in der Hand. Selbst das selbstbewussteste "Das ist halt mein Stil" hilft da nicht – es bleibt der optische Rückfall in die Pubertät. Wie soll so ein Kollege bitte ernst genommen werden?
Kurze Hosen sind abseits von Urlaub das "Ich hab’ aufgegeben" unter den Beinkleidern. Praktisch? Klar. Aber professionell? Nein. Eher das textile Äquivalent zur Tupperdose: nützlich, aber irgendwie peinlich in Gesellschaft.
Und ja, es gibt Ausnahmen – in Start-ups mit Hängematten oder in der IT-Ecke, wo sich sogar der Server wundert, wenn jemand eine lange Hose trägt. Aber für alle anderen gilt: Der Weg zur Coolness führt nicht übers Knie.
Wer sich wirklich sommerlich kleiden will, greift zu Leinenhosen, hellen Stoffen, leichten Schnitten. Damit bleibt die Professionalität gewahrt – und der Schweiß hält sich in Grenzen.
Kurz gefasst: Die kurze Hose hat im Büro nichts verloren.
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