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Massaker auf russischer Basis Soloti: Kommandeur soll Allah beleidigt haben


Massaker unter russischen Soldaten
Offizier soll Allah beleidigt haben – Rekruten üben blutige Rache

Von t-online, mk

Aktualisiert am 17.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Dieses Bild kursiert in sozialen Medien und soll den Schießstand des Stützpunktes nach dem Massaker zeigen: Zur Zahl der Getöteten gibt es unterschiedliche Angaben.Vergrößern des BildesDieses Bild kursiert in sozialen Medien und soll den Schießstand des Stützpunktes nach dem Massaker zeigen: Zur Zahl der Getöteten gibt es unterschiedliche Angaben. (Quelle: Screenshot/@L_ThinkTank)
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Immer mehr muslimische Soldaten sollen für Russland in den Krieg ziehen. Doch ihre Belange zählen offenbar nicht viel in der Armee.

Offiziell ist von russischer Seite nicht viel zu erfahren über das Massaker auf dem Stützpunkt Soloti nahe der ukrainischen Grenze. Elf Soldaten seien getötet und 15 verletzt worden, als zwei Männer am Samstag das Feuer eröffneten, meldete die Propagandaagentur RIA am Folgetag und sprach von einem Terroranschlag. Konkreter äußerte sich später ein angeblicher Augenzeuge im unabhängigen russischen Portal "Astra".

Bei dem Mann soll es sich um einen Soldaten handeln, der bei dem Angriff verletzt wurde und jetzt im Krankenhaus liegt. Dort habe ein "Astra"-Journalist mit ihm sprechen können. Dem Soldaten zufolge waren religiöse Spannungen Auslöser der Tat. So hätten mehrere Soldaten aus muslimischen Teilrepubliken ihren Dienst quittieren wollen mit dem Argument, dies sei nicht ihr Krieg. Daraufhin habe der Kommandeur die Soldaten auf dem Paradeplatz zusammengerufen und den Männern erklärt, dass es sich beim Krieg gegen die Ukraine um einen "Heiligen Krieg" handle.

"Allah muss ein Feigling sein"

Soldaten aus Tadschikistan hätten dem Kommandeur zunächst widersprochen und erklärt, einen "Heiligen Krieg" gebe es nur zwischen Muslimen und Ungläubigen. Dem soll der Kommandeur entgegnet haben: "Allah muss ein Feigling sein, wenn er dir nicht erlaubt, für das Land zu kämpfen, dem du einen Eid geleistet hast." Dieser Satz habe viele schockiert, berichtet der Augenzeuge weiter, auch muslimische Offiziere. Unter den Soldaten sei es dann zu Auseinandersetzungen gekommen, die sich aber zunächst wieder auflösten, als sich die Männer zerstreuten.

Eineinhalb Stunden später seien die Soldaten zum Training am Schießstand wieder zusammenkommen. Dort hätten drei tadschikische Vertragssoldaten dann mit automatischen Gewehren zunächst den Kommandeur erschossen, bevor sie wahllos auf andere Soldaten gefeuert hätten. Kurz vor den Schüssen hätten die Angreifer die muslimischen Soldaten noch aufgefordert, den Platz zu räumen. Der Zeuge erinnert sich auch an die Namen und Dienstränge der Schützen.

"Glühende Verfechter ihres Glaubens"

Einschließlich des Kommandeurs hätten sie 30 Männer erschossen, bevor ein Feldwebel aus der Waffenkammer kommend auf sie geschossen und zwei von ihnen getötet habe. Zur Zahl der Verletzten könne er keine Angaben machen. Der dritte Schütze sei an der Schulter getroffen worden, habe aber fliehen und das Gelände über einen kaputten Zaun verlassen können, schildert der Augenzeuge weiter. Der Mann sei noch immer auf der Flucht. "Die Tadschiken waren glühende Verfechter ihres Glaubens. Sie haben sich immer beschwert, weil sie nicht pünktlich zum Gebet durften und keinen Gebetsraum hatten", zitiert "Astra" den jungen Mann, der zu seiner eigenen Sicherheit anonym bleiben soll.

Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht, sie decken sich aber teilweise mit Angaben in dem unabhängigen Portal "Sota", das sich ebenfalls auf eine Quelle unter den Soldaten auf dem Stützpunkt beruft. Diese Quelle berichtet ebenfalls von drei Schützen, von denen einer entkam. "Sota" spricht von 22 Toten und 16 Verletzten. Das Portal hatte zuvor schon über große Unzufriedenheit und eine Meuterei auf dem Stützpunkt berichtet. Mehr als 100 Soldaten hätten sich geweigert, in den Krieg gegen die Ukraine zu ziehen.

Schützen identifiziert?

Das unabhängige Portal "Baza" will die Schützen inzwischen identifiziert haben und veröffentlichte ein Foto von einem der mutmaßlichen Angreifer:

Allerdings widersprechen die Angaben von "Baza" teilweise den anderen Berichten. Das Portal spricht von zwei statt von drei tadschikischen Angreifern. Diese seien vier Tage vor der Tat als Freiwillige nach Soloti gekommen und beide bei dem Angriff erschossen worden. Die Namen, die "Baza" nennt, decken sich zudem nur in einem Fall mit denen, die "Astra" nennt. Die Zahl der Toten gibt "Baza" mit elf an, wie von offizieller russischer Seite auch.

"Die russische Armee hat immer wieder Probleme mit Zusammenstößen zwischen Angehörigen ethnischer Minderheiten", schreibt der Militärhistoriker Rob Lee über den Vorfall auf Twitter. "Ich vermute, dieses Problem wird sich jetzt noch verschärfen. Es wird interessant zu sehen, ob sie jetzt Einheiten mit Männern aus derselben Region formen, oder ob sie versuchen werden, die Leute auf unterschiedliche Einheiten zu verteilen und so voneinander zu trennen. Beides sind keine guten Optionen und die Mobilmachung kann noch richtig schief gehen."

Verwendete Quellen
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