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Aufstand der Wagner-Söldner: Kontrollverlust! Putin stößt Russland in Richtung Bürgerkrieg


Aufstand der Wagner-Söldner
Putin reißt Russland in den Abgrund

MeinungVon Patrick Diekmann

Aktualisiert am 24.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Wladimir Putin: Die Revolte der Wagner-Söldner wird zur Gefahr für den Kreml.Vergrößern des Bildes
Wladimir Putin: Die Revolte der Wagner-Söldner wird zur Gefahr für den Kreml. (Quelle: Gavriil Grigorov/reuters)

Lange hat Putin zugesehen, wie seine Armee und Prigoschin gegeneinander kämpften. Mit der Revolte der Wagner-Söldner erntet er jetzt das Chaos, das er selbst säte. Russland steht nun am Abgrund.

Wladimir Putin hat sich selbst in eine Sackgasse manövriert. Der Kremlchef verfolgte stets die Strategie, seine Untergebenen gegeneinander auszuspielen, um seine eigene Macht zu festigen. Teile und herrsche.

Doch das endet nun für Russland in einer Katastrophe.

Jewgeni Prigoschin und seine Wagner-Söldner revoltieren offen gegen die russische Armee. Panzer und Soldaten der Söldnergruppe besetzen russische Städte, auf russischem Boden schießen Russen auf Russen. Es ist die völlige Eskalation eines Konflikts – aber das hat sich schon viele Monate angedeutet.

Putin sah dabei lange nur zu, schlug sich öffentlich auf keine Seite. Er brauchte einen Mann für die Drecksarbeit und gab Prigoschin und seiner Privatarmee Waffen und Geld. Der Wagner-Chef wurde derweil immer mächtiger und wollte sich der militärischen Führung des Landes nicht mehr unterordnen.

Das Ergebnis: Jetzt herrscht Chaos, Russland steht am Rande eines Bürgerkrieges. Und dafür ist nur einer verantwortlich – Wladimir Putin.

Prigoschin war schon lange ein Problem

Der russische Präsident hat die Kontrolle über die Machtkämpfe in seinem Sicherheitsapparat verloren. Nun muss er Stärke gegenüber dem Mann demonstrieren, der in Russland lange Narrenfreiheit genossen hat.

Putin muss mit Härte gegen die Revolte vorgehen, denn wenn er nun schwach und unentschlossen vorgeht, ist er nicht mehr lange an der Macht. Doch der Kremlchef muss Prigoschin auch entgegenkommen. Tut er das nicht, hat der Wagner-Chef nur die Wahl zwischen Kampf und Tod. Und Russland befände sich in einem Bürgerkrieg.

Prigoschin dagegen hat den Ruf, impulsiv und nicht unbedingt der klügste Kopf zu sein. Sein Aufstand ist kopflos, ein Spiel mit vollem Einsatz. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine ätzte er gegen Verteidigungsminister Sergej Schoigu und gegen den russischen Generalstabschef Waleri Gerassimow.

In seinen Videos thematisierte er die Probleme der russischen Kriegsführung in der Ukraine, sprach über die zahlreichen Todesopfer in der russischen Armee und warf der Kreml-Propaganda vor, zu lügen.

Damit wurde Prigoschin eigentlich schon früh zum Problem. Russland-Experten wunderten sich, warum er nicht längst aus einem Moskauer Fenster fiel. Wahrscheinlich, weil der russische Präsident ihn noch brauchte – im Ausland, vor allem in der Ukraine.

Eines ist klar: Putin war lange Zeit blind, schätzte die Loyalität seines Vertrauten lange Zeit falsch ein. Das wissen wir nun. Erst in den vergangenen Monate deutete sich ein Umdenken beim russischen Präsidenten an. Prigoschin und seine Söldner sollten bis Juli Armeeverträge unterzeichnen und sich somit der Staatsmacht unterordnen. Aber das kam zu spät, die Wagner-Söldner weigern sich.

Folgen für die Ukraine-Krieg

Im Westen neigen politische Beobachter dazu, Putin zu überschätzen. Wir dachten oft, dass hinter den Beschimpfungen von Prigoschin eine ausgeklügelte Kommunikationsstrategie des Kremls steckte. Doch nun dürfte klar sein: Es ist eine naive Fehleinschätzung Putins, die nun mindestens peinlich und unangenehm für den russischen Präsidenten geworden ist.

Die Folgen sind in ihrem vollen Umfang noch nicht abschätzbar. Prigoschin hat kaum Rückhalt in der russischen Machtelite. Er gilt als Verbrecher, als Putins Mafioso, der dahin geschickt wird, wo eigentlich niemand anderes hin will. Im Kreml ist er schlecht vernetzt und die führenden Köpfe der Sicherheitsapparate – Armee, Nationalgarde, Geheimdienst FSB – verachten den Wagner-Chef. Deswegen ist es unwahrscheinlich, dass Prigoschin die Macht hat, Putin zu stürzen.

Jedoch kann er in jedem Fall das Land ein Stück weit in Brand setzen. Immerhin führt Russland einen Krieg in der Ukraine und der Abzug der Söldner sorgt nun wahrscheinlich für Lücken in der russischen Verteidigung. Die Wagner-Revolte kommt zur Unzeit, inmitten der ukrainischen Gegenoffensive. Auch das ist eine Ohrfeige für Putin.

Somit könnte am Ende die ukrainische Armee vom Chaos profitieren. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Russland ist eine Atommacht und Putins Fehler könnten am Ende dazu führen, dass die Kämpfe innerhalb des Landes völlig eskalieren. Deswegen ist Achtsamkeit auch im Ausland geboten. Putin war noch nie so schwach wie im Augenblick und ein möglicher Bürgerkrieg in Russland wäre nicht nur eine Gefahr für die russische Bevölkerung, sondern auch für ganz Europa und Asien.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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