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Historikerstreit um Graf Dracula: Wo kommt er her?


Geschichte
Historikerstreit um Graf Dracula: Wo kommt er her?

Von dapd
Aktualisiert am 07.12.2011Lesedauer: 3 Min.
Klaus Kinski 1978 als Graf Dracula in "Nosferatu - Phantom der Nacht"Vergrößern des BildesDer extrovertierte Schauspieler Klaus Kinski 1978 in seiner Paraderolle als Graf Dracula in dem Filmklassiker "Nosferatu - Phantom der Nacht" von Werner Herzog (Quelle: dpa)
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Graf Dracula, der berühmteste aller Vampire, ist zum Gegenstand eines bizarren Historikerstreits geworden. Wo stammt das leibhaftige Vorbild für den adeligen Blutsauger, der walachische Fürst Vlad III. Tepes, tatsächlich her? Aus Rumänien, wie bislang allgemein angenommen wird? Oder vielmehr aus Serbien?

Jedenfalls rüttelt gerade ein pensionierter serbischer Geschichtsprofessor an einem Eckpfeiler des rumänischen Selbstverständnisses: Vlad III., dem die Beinamen Drăculea ("Sohn des Drachen") und Tepes ("der Pfähler") zugeschrieben werden, sei in Wahrheit serbischer Herkunft, behauptete Jovan Deretic gegenüber dem Belgrader Boulevardblatt "Kurir", das am Montag prompt titelte: "Graf Dracula war Serbe".

Die Rumänen, stolz auf ihren Dracula, reagierten empört. Die Bukarester Tageszeitung "Adevarul" rief sofort ein Mitglied der rumänischen Akademie der Wissenschaften in den historischen Zeugenstand, der den serbischen Kollegen sogleich mit scharfen Worten auseinander nahm. Fazit: "Vlad Tepes und sein Vater, Vlad Dracul, sind direkte Nachfahren des Herrscherhauses Basarab, und die ersten Basarab waren unwiderleglich Rumänen", erklärte der rumänische Historiker Dinu C. Giurescu.

Als Quelle ein Roman

Tatsächlich war die Beweisführung des Serben, der auch in seinem Heimatland nicht unumstritten ist, reichlich abstrus. Neben dem handfesten Hinweis, die Grabinschrift des Fürsten sei in einwandfreiem Serbisch verfasst, stützt der Professor seine Theorie unter anderem auf den berühmten Dracula-Roman von Bram Stoker. Der ist zwar alt, nämlich von 1897, aber doch reine Fiktion.

Der Fürst, um den es geht und der womöglich die historische Vorlage für Stokers Romanfigur ist, herrschte im 15. Jahrhundert über das Fürstentum Walachei, das im Süden des heutigen Rumäniens liegt, war aber im benachbarten Siebenbürgen, auch bekannt als Transsilvanien, auf die Welt gekommen. Berühmt wurde der echte Graf Dracula zum einen wegen seines erbitterten Widerstandes gegen die osmanische Expansion auf dem Balkan, zum anderen aber auch wegen seiner vermeintlichen Gräueltaten, die vor allem in Westeuropa maßlos übertrieben wurden.

Vom Volksglauben zum Gruselmythos

Fürst Vlad III. soll unter anderem eine Vorliebe fürs Pfählen als Folterstrafe gehabt haben, was ihm postum eben den Beinamen Tepes ("Pfähler") eintrug. Außerdem soll er vereinzelt das Blut seiner Feinde getrunken haben - ein Umstand, den die historische Figur mit seiner fiktiven Kopie gemeinsam hat. Allerdings wurde der historische Dracula zu seiner Zeit nicht als Vampir gesehen, obwohl der alte Volksglauben ebenfalls aus Südosteuropa stammt.

Beim wissenschaftlich belegten Vampir-Glauben, der sich im 17. Jahrhundert in Südosteuropa stark ausbreitete, gehört das Blutsaugen übrigens gar nicht zu den wichtigen Elementen. Viel wichtiger war das Verlassen des eigenen Grabes. Fand sich in einem verdächtigen Grab - ein schiefes Kreuz oder ein Mauseloch soll als Hinweise darauf gegolten haben - ein nicht verwester Leichnam, so wurde dieser auf verschiedene Weise nochmals getötet und dann verbrannt, was auch in den meisten Büchern und Filmen heute noch das Ende eines Vampirs ist.

Mit dem Roman "Dracula", der übrigens im 19. und nicht im 15. Jahrhundert spielt, trug der irische Autor Bram Stroker entscheidend dazu bei, den alten Volksglauben in den modernen Gruselmythos zu verwandeln. Das belegen nicht zuletzt die unzähligen Vampir- und Dracula-Filme wie "Dracula" von 1958, die verschiedenen "Nosferatu"-Versionen, "Tanz der Vampire", "Van Helsing", "Interview mit einem Vampir" und und und - mit berühmten Schauspielern wie Christopher Lee, Klaus Kinski, Brad Pit et cetera.

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