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Ostsee: Dramatische Entdeckung – Fische haben verändertes Erbgut


Fische haben verändertes Erbgut
"Hochdramatische" Entdeckung in der Ostsee

Von t-online
Aktualisiert am 08.07.2025 - 10:40 UhrLesedauer: 2 Min.
Früher laut "Geomar" ein Gigant: Heute passt ein ausgewachsener Dorsch in zwei Hände.Vergrößern des Bildes
Früher laut Forschern ein Gigant: Heute passt ein ausgewachsener Dorsch in zwei Hände. (Quelle: Thorsten Reusch, Geomar)
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Wissenschaftler haben eine durch Menschen ausgelöste Evolution in der Ostsee festgestellt. Demnach veränderte sich der Dorsch innerhalb von nur 25 Jahren.

Forscher des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel haben eine alarmierende Studie vorgelegt. Wie ein Team von Wissenschaftlern im Fachjournal "Science Advances" berichtete, hat sich das Erbgut von Ostseefischen in den vergangenen Jahren gravierend verändert.

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Erstaunlich: Die Genveränderungen vollzogen sich laut Studie innerhalb von nur einem Vierteljahrhundert. "Was wir beobachten, ist eine durch Menschen ausgelöste Evolution", erklärte dazu Thorsten Reusch, Leiter des Forschungsbereichs Marine Ökologie am Geomar. "Das ist wissenschaftlich spannend, aber ökologisch natürlich hochdramatisch."

Genanalyse: Schnell wachsende Fische fast ausgestorben

Konkret untersuchten die Forscher DNA und Größe von Dorschen. Früher seien diese Fische "Giganten" gewesen, mehr als einen Meter lang und bis zu 40 Kilogramm schwer, heißt es in einer Mitteilung der Wissenschaftler. Damit sei der Dorsch neben dem Hering "Brotfisch" der Ostsee gewesen. Heute würde ein ausgewachsenes Exemplar auf einen Teller passen.

Nun stehe fest: Das Schrumpfen des Dorsches habe genetische Ursachen. Für den Nachweis haben die Forscher die Gehörsteinchen von 152 Dorschen (Gadus morhua) analysiert, die zwischen 1996 und 2019 im Bornholm-Becken gefangen worden waren. An den sogenannten Otolithen kann das Alter anhand von Wachstumsringen – vergleichbar mit den Jahresringen von Bäumen – abgelesen werden.

Die Genanalyse ergab: Tiere mit einer genetischen Ausstattung, die sie vergleichsweise schnell wachsen lässt, sind mittlerweile beinahe ausgestorben.

Kleine Fische – weniger Nachwuchs

Dies erklären die Forscher mit "fischereiinduzierter Selektion". Unter hohem Fangdruck hätten diejenigen Dorsche einen Überlebensvorteil, die langsamer wachsen und kleiner bleiben. "Wenn über Jahre hinweg bevorzugt die größten Tiere weggefangen werden, gibt das den kleineren, schneller reifen Individuen einen evolutionären Vorteil", sagte Reusch.

Ein Problem dabei: Die auf frühe Geschlechtsreife programmierten, kleineren Fische bringen weniger Nachwuchs zur Welt. Aktuelle Daten zeigten, dass trotz mehrjährigem Fangverbot bisher keine Erholung der Größenverteilung zu erkennen ist. Auch die Gesamtpopulation hat sich bisher nicht erholt.

"Eine Erholung wird sehr viel länger dauern"

Die Konsequenzen sind möglicherweise dauerhaft: "Evolutionäre Veränderungen entstehen über viele Generationen, eine Erholung wird sehr viel länger dauern als der Niedergang, wenn sie überhaupt möglich ist", sagte Reusch. Dass die Dorsche weniger Nachwuchs bekommen, bedeute auch einen Verlust von Anpassungspotenzial an kommende Umweltveränderungen.

Die Studie geht zurück auf eine Promotion von Kwi Young Han, die zu dem Thema am Geomar ihre Doktorarbeit geschrieben hat. "Unsere Ergebnisse zeigen, wie tiefgreifend menschlicher Einfluss auf das Leben von Wildpopulationen ist – sie reicht bis auf die Ebene des Erbguts", erklärte sie jetzt. "Und sie machen deutlich, dass nachhaltige Fischerei weit mehr ist als eine ökonomische Frage. Es geht um den Erhalt biologischer Vielfalt, und das bedeutet auch: genetischer Ressourcen."

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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