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Zweiter Weltkrieg: Japans Super-U-Boote verbargen eine tödliche Geheimwaffe


Krieg im Pazifik
Japans Super-U-Boote verbargen eine tödliche Geheimwaffe

von Marc von Lüpke

30.08.2020Lesedauer: 5 Min.
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U-Boot vom Typ "I-400" (Bildcombo t-online.de): Mit dieser Angriffswaffe wollte Japan die USA bezwingen.Vergrößern des Bildes
U-Boot vom Typ "I-400" (Bildcombo t-online.de): Mit dieser Angriffswaffe wollte Japan die USA bezwingen. (Quelle: Wikimedia/Lakkasuo/r-online.de)

Nie zuvor waren größere U-Boote gebaut worden: Mit der "I-400"-Klasse wollte Japans Marine die USA im Zweiten Weltkrieg in Schrecken versetzen. Denn an Bord war der "Sturm aus heiterem Himmel".

Furcht herrschte am 29. August 1945 an Bord der "USS Segundo". Ein gigantisches Objekt hatte die Mannschaft in der Nähe des amerikanischen U-Boots ausgemacht. "Es war ein Monster", erinnerte sich noch Jahrzehnte später das Besatzungsmitglied Carlo Carlucci. Bei dem "Monster" handelte es sich um das japanische Super-U-Boot "I-401". Mit mehr als 120 Meter Länge und gut 12 Meter Breite war es das bis dahin größte jemals gebaute Unterseeboot der Welt.

Zusammen mit seinen Schwesterbooten gleicher Größe sollte "I-401" Japan im Zweiten Weltkrieg dabei helfen, die Vereinigten Staaten zu besiegen. Denn die auch "Sen-Toku-Klasse" genannte Waffe war nicht nur ungeheuer groß, sondern auch besonders gefährlicher Art: Die "I-400" waren gewissermaßen Flugzeugträger, die tauchen konnten. Jeweils drei speziell entworfene Bomber transportierten die Einheiten in ihrem Inneren, die über ein Katapult jeweils in die Luft gebracht wurden.

Eine weltweite Bedrohung

Unter Wasser geschützt und verborgen, konnten die kaiserlichen Super-U-Boote mit ihrer enormen Reichweite von nahezu 70.000 Kilometern so gut wie überall auf den Ozeanen der Welt zuschlagen. Auch Amerikas größte Metropole, das fernab des pazifischen Kriegsschauplatzes an der Ostküste gelegene New York City, war theoretisch nicht mehr sicher vor einem Angriff Japans.

Dabei war die Entwicklung der "I-400"-Klasse aus der Not geboren. Am 7. Dezember 1941 hatte die japanische Kriegsmarine den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii attackiert – ohne Vorwarnung. Gewaltige Schäden richtete der Angriff an, das Schlachtschiff "USS Arizona" sank etwa mit mehr als 1.000 Mann. Doch das eigentliche Ziel verfehlte der japanische Stratege Admiral Isoroku Yamamoto: Die drei amerikanischen Flugzeugträger im Pazifik befanden sich zu diesem Zeitpunkt nicht in Pearl Harbor. Amerikas Gegenschlag war somit nur eine Frage der Zeit.

Im Juni 1942 war es soweit: Vom 4. bis zum 7. Juni trugen Japaner und Amerikaner die Schlacht von Midway aus. Vier kaiserliche Flugzeugträger sanken letztlich auf den Grund des Meeres. Die USA hatten hingegen nur einen Träger eingebüßt. Midway wurde zum Wendepunkt des Krieges im Pazifik.

Eine Superwaffe musste her

Admiral Yamamoto wusste das Ergebnis der Midway-Schlacht richtig zu deuten, Japan geriet mehr und mehr in die Defensive in den Weiten des Stillen Ozeans. Sein Plan zur Lösung: Ein wirksamer Angriff auf das amerikanische Festland. Aber wie? Ein US-Fort an der Mündung des Columbia River in Oregon wie ein Ölfeld in Kalifornien waren bereits von japanischen U-Booten beschossen worden. Die Attacken hatten für Schrecken in den Vereinigten Staaten gesorgt, der Schaden war allerdings mehr als übersichtlich.

Viel eindrucksvoller war hingegen der Angriff von US-Bombern auf Tokio am 18. April 1942 gewesen, der den Japanern noch vor Midway demonstriert hatte, dass die Amerikaner nicht zu unterschätzen waren. Warum es nicht dem Gegner gleich tun? Und US-Städte aus der Luft bombardieren? Aber wie konnten japanische Kampfflieger das mehr oder weniger gut verteidigte amerikanische Festland erreichen?

Spezielle Unterseeboote sollten her, die den Krieg ins Herz der Vereinigten Staaten zu tragen vermochten. Die Kaiserlich Japanische Marine ordnete Entwicklung und Bau der "I-400"-Klasse an. 18 Einheiten wünschte sich Yamamoto, jede sollte drei speziell entwickelte Bomber vom Typ "Aichi M6A Seiran" transportieren können. "Seiran" bedeutet übersetzt: "Sturm aus heiterem Himmel". Wie einst in Pearl Harbour sollten die "I-400" ohne Vorwarnung Angst und Schrecken in New York oder der Hauptstadt Washington verbreiten.

Ideenreichtum war gefragt

Der Bau solch gewaltiger Unterwasser-Flugzeugträger mit bis zu knapp 160 Mann Besatzung stellte die japanischen Ingenieure vor große Herausforderungen. Zwar hatten sie bereits Erfahrung in der Produktion ähnlicher U-Boote – allerdings nicht in der Größenordnung der "I-400". Rund 6.500 Tonnen Wasser verdrängte ein solcher Meeresriese getaucht, es ist die Dimension eines Leichten Kreuzers. Damit der schwere, oben befindliche Hangar für die Bomber das U-Boot nicht zum Kentern brachte, fügten die Ingenieure etwa zwei lange Rohre zu einem breiten Druckkörper zusammen, der Stabilität verlieh. Um Platz zu sparen, waren dann etwa die Flügel der "Seiran" einklappbar, ihre Schwimmkörper demontierbar.

Im Januar 1944 lief das namensgebende Typschiff "I-400" schließlich vom Stapel. Admiral Yamamoto war zu diesem Zeitpunkt bereits tot. 1943 war er an Bord seines Flugzeugs über den Salomonen von den Amerikanern abgeschossen worden. Kurzerhand halbierte Japans Marine die Zahl der bestellten "I-400", schließlich sollten überhaupt nur drei fertig gebaut werden, wovon eines wiederum als Tanker "zweckentfremdet" wurde.

Die Besatzungen wie die Piloten der beiden anderen Super-U-Boote, besagtes Typschiff "I-400" wie das "I-401", probten hingegen immer wieder die Prozedur für einen Angriff mit den "Seirans". Innerhalb von einer Dreiviertelstunde war ein Flieger jeweils nach dem Auftauchen startklar, das Katapult beförderte die Maschine mit einer guten Tonne Nutzlast himmelwärts. Nach der Rückkehr landeten die Flieger auf dem Wasser, ein Kran beförderte die Maschinen wieder Richtung Hangar.

Einsatz von Massenvernichtungswaffen?

1944 war allerdings sehr spät, um das Kriegsglück noch zu wenden, erst recht bei so wenigen Einheiten. Es kursierten verschiedene Ideen, wie die "I-400" eingesetzt werden könnten: Ein Angriff gar mit biologischen und chemischen Kampfstoffen auf das US-Festland wurde erwogen – und glücklicherweise verworfen.

Ein anderes Ziel schien ohnehin lohnender: der Panamakanal, das Nadelöhr für die Versorgung der US-Streitkräfte im Pazifik. Ein im Prinzip Erfolg versprechender Plan: Die Versorgung der Amerikaner im Pazifik wäre auf Monate empfindlich behindert worden.

Doch hinkten die Japaner erneut mit ihren Plänen für die "I-400" der Entwicklung hinterher. Am 30. Juni 1945 schlossen die Amerikaner die Eroberung Okinawas ab. Die Insel gilt als Teil des japanischen Mutterlandes, dessen Invasion nun überaus realistisch wurde. Nun sollten sich die Piloten der Unterwasser-Flugzeugträger in Kamikaze-Angriffen auf die im Ulithi-Atoll versammelten US-Kampfverbände werfen.

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"Kamikaze-Angriffe waren unsere einzige Chance", erinnerte sich später der damalige Pilot Atsushi Asamura für die US-Dokumentation "Japanese SuperSub". Um den Angriff zu erleichtern, tarnten die Besatzungen die Flugzeuge mit amerikanischen Hoheitszeichen. Auch wenn die Soldaten dies laut dem Zeitzeugen Osamu Tagaya als wenig ehrenvoll empfanden.

Die Sowjets sollten nichts erfahren

Und wieder klappte es nicht. "I-400" und "I-401" verpassten ihr Rendezvous in den Weiten des Ozeans, dann erreichte die beiden U-Boote eine für die Besatzungen schockierende Nachricht: Kaiser Hirohito hatte am 15. August 1945 die Kapitulation Japans angekündigt, zuvor waren die Städte Hiroshima und Nagasaki durch amerikanische Atombomben ausradiert worden.

"I-400" und "I-401" erhielten nun den Befehl, sich den US-Streitkräften zu ergeben. So wurde Carlo Carlucci am 29. August 1945, kurz vor der Kapitulation Nippons am 2. September 1945, vom japanischen "Monster" "I-401" erschreckt, wie er in der Doku "Japanese SuperSub" berichtete. Geschwaderkommandeur Tatsunoke Ariizumi beging Suizid, um nicht kapitulieren zu müssen.

Die amerikanischen Offiziere und Techniker waren bald darauf erstaunt wie begeistert ob des Fanges im Pazifik. Schließlich wurden die beiden "I-400" nach Hawaii geschleppt. Eingehend untersucht, fanden sie schließlich ihr Ende auf dem offenen Meer – versenkt von den siegreichen Amerikanern. Denn gemäß Vereinbarung hätten die verbündeten Sowjets die erbeuteten Unterseeboot-Flugzeugträger inspizieren dürfen. Daran hatte niemand im Pentagon Interesse.

Erst mehr als ein Jahrzehnt später stachen wieder U-Boote in See, die ähnliche Größendimensionen wie die "I-400" hatten. "I-400" und "I-401" ruhen hingegen bis heute auf dem Grund des Meeres. Die beiden Wracks wurden 2005 beziehungsweise 2013 wieder entdeckt.

Verwendete Quellen
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