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Antarktis | Legendäre Expedition: Der Fund dieses Wracks ist eine Sensation


Legendäre Expedition
Der Fund dieses Wracks ist eine Sensation

Von Angelika Franz

09.03.2022Lesedauer: 4 Min.
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In 3.000 Meter Tiefe: Nach mehr als 100 Jahren wurde das legendäre Schiffswrack der "Endurance" entdeckt. (Quelle: t-online)

Mehr als 100 Jahre lag die "Endurance" in eisiger Tiefe, nun haben Forscher sie entdeckt. Das Schiff, mit dem einst der Abenteurer Ernest Shackleton gereist war, befindet sich in einem unerwartet guten Zustand.

Am 21. November 1915 schloss sich die Eisdecke des antarktischen Weddellmeeres über den Masten der "Endurance" – und begrub damit den Traum des Polarforschers Sir Ernest Henry Shackleton, den Kontinent Antarktika von Küste zu Küste über den geografischen Südpol hinweg zu durchqueren.

Zur Legende wurde die missglückte Expedition trotzdem: Weil es Shackleton am Ende durch seinen persönlichen Einsatz gelang, alle 27 Besatzungsmitglieder vor dem Tod im Eis zu retten. Sogar das Weltraum-Shuttle "Crew Dragon Endurance" des privaten amerikanischen Raumfahrtunternehmens Space X trägt heute stolz den Namen von Shackletons Schiff.

"Das besterhaltene hölzerne Schiffswrack"

Im Februar dieses Jahres brach die Expedition Endurance22, eine Gruppe von mehr als 60 Unterwasser-Archäologen und Polarforschern, mit dem Forschungsschiff "Agulhas II" von Kapstadt in Südafrika auf, um das Wrack des legendären Dreimasters zu finden. Mit Erfolg: Der argentinische Falklands Maritime Heritage Trust vermeldete, dass die "Endurance" in 3.008 Metern Tiefe liegt – nur rund 6,5 Kilometer südlich der letzten Position, die Kapitän Frank Worsley mit 69° 05′ südlicher Breite und 51° 30′ westlicher Länge im Logbuch als Ort ihres Untergangs vermerkt hatte.

Das Schiff hat das Jahrhundert unter dem Eis gut überstanden. Sie sieht noch heute genauso aus, wie Shackleton und seine Männer sie vor 107 Jahren zurückließen. "Dies ist bei Weitem das besterhaltene hölzerne Schiffswrack, das ich je gesehen habe", freut sich Mensun Bound, Forschungsdirektor der Expedition, in einer Presseerklärung. "Es steht aufrecht, über dem Meeresboden, ist intakt und in einem ausgezeichneten Erhaltungszustand. Sogar der Schriftzug 'Endurance' ist zu sehen, er prangt in einem Bogen auf dem Heck direkt unter der Reling."

Shackleton selbst hatte den Namen für sein Schiff ausgesucht, als er es 1914 von dem norwegischen Unternehmer Lars Christensen kaufte. "Endurance" – englisch für Ausdauer – steht für das Familienmotto der Shackletons: Fortitudine vincimus ("Wir erobern durch Ausdauer"). Ursprünglich gebaut wurde das Schiff unter dem Namen "Polaris", "Polarstern". Und selbst dieses Detail seiner Geschichte ist auf den Fotos von dem nun gefundenen Wrack noch zu erkennen: Ein dekorativer Stern prangt direkt unter dem "Endurance"-Schriftzug.

"Männer gesucht für gefährliche Reise"

Christensen hatte die Schonerbark, die sowohl unter Segeln als auch unter Dampf fahren konnte, als Luxus-Vergnügungsschiff für die Eisbärenjagd in Auftrag gegeben. Allerdings musste er schnell einsehen, sich finanziell übernommen zu haben. Und suchte einen Käufer. Mit ihren extrem verstärkten Wänden und ihrer soliden Bauweise, eigens dafür konstruiert, betuchte Jäger sicher durch das Eis der Antarktis zu manövrieren, war sie ideal für Shackletons Zwecke.

Er ließ die Luxuskabinen herausreißen, ersetzte sie durch Stauraum für Proviant und tauschte den schneeweißen Anstrich mit Akzenten aus Blattgold gegen schwarze Farbe, die das Schiff in der antarktischen Eiswüste sichtbarer machte. Nun fehlte ihm nur noch eine Mannschaft. Shackleton annoncierte in der "Times of London", um Reisegefährten für seine geplante Südpolexpedition zu gewinnen: "Männer gesucht für gefährliche Reise. Geringer Lohn, bittere Kälte, lange Monate kompletter Dunkelheit, ständige Gefahr, sichere Rückkehr ungewiss. Ruhm und Ehre bei Gelingen."

Der Polarforscher hatte sich jedenfalls in seinem Schiff nicht getäuscht und das Potenzial des einstigen Vergnügungsdampfers richtig erkannt. "Das Verhalten unseres Schiffes im Eis war bisher großartig", lobte Kapitän Worsley die "Endurance" selbst noch, nachdem sie bereits wochenlang vom Packeis wie ein Knautschball hin- und hergestoßen worden war. "Unzweifelhaft ist sie das feinste kleine Holzschiff, das je gebaut wurde."

Neben ihrer robusten Bauweise ist auch die jetzige Lage der "Endurance" mit verantwortlich für den guten Erhaltungszustand. Das Wasser in über 3.000 Metern Tiefe ist so kalt, dass es weder größere Mengen an Sauerstoff noch Schiffsbohrwürmer enthält – die üblichen Todfeinde eines jeden Holzwracks. Das bedeutet allerdings, dass auch Taucher dort unten nicht arbeiten können.

Im Dienste der Wissenschaft

Entdeckt hat das Wrack ein ferngesteuerter Tauchroboter namens Sabertooth, den die schwedische Firma Saab für derartige Expeditionen entwickelt hat. "Es war das komplexeste Unterwasserprojekt aller Zeiten, mit diversen gebrochenen Weltrekorden", betont Nico Vincent, Projektmanager für die Unterwassersuche.

Gehoben wird die "Endurance" allerdings nicht. Als Kulturgut der Menschheit steht das Wrack nach dem Antarktisvertrag unter strengem Schutz. Trotzdem bringt die Expedition noch weitaus mehr nach Hause als beeindruckende Foto- und Filmaufnahmen. Denn das wissenschaftliche Team an Bord unter der Leitung von Lasse Rabenstein von der Bremer Firma Drift & Noise konnte während des gesamten Einsatzes Daten sammeln, die der Erforschung des Klimawandels dienen.

Forscherinnen und Forscher des südafrikanischen Wetterdienstes, des deutschen Alfred-Wegener-Instituts, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), der finnischen Aalto University sowie der südafrikanischen Stellenbosch University untersuchten das Treibeis, die Wetterbedingungen im Weddellmeer und die Eisdicke.

Die neu gesammelte Datenfülle kann maßgeblich dazu beitragen, den Beitrag dieser entlegenen Region zum Klimawandel besser zu verstehen. Das Team befindet sich nun an Bord der "Agulhas II" auf dem Heimweg.

Verwendete Quellen
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