Erneute Aktion Zwangsheirat in den Ferien? Bezirksamt warnt Einrichtungen

Immer wieder werden junge Frauen für Zwangsehen in den Ferien ins Ausland gebracht. Ein Bezirksamt will Berliner Einrichtungen dafür sensibilisieren.
Sommerferien bedeuten für viele Kinder Spaß und Freizeit. Doch gerade in der schulfreien Zeit werden junge Mädchen und Frauen häufig für eine Zwangsheirat ins Ausland gebracht. Das teilte das Berliner Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg mit.
Aus diesem Grund will das Amt in diesem Jahr erneut Hinweise an Schulen und Freizeiteinrichtungen verschicken, um die Mitarbeiter für das Thema zu sensibilisieren. "Allein 2022 fanden 88 Prozent der vollzogenen Zwangsverheiratungen im Ausland statt, größtenteils in den Ferien", teilte das Bezirksamt mit.
Erhebung: Fast 500 Fälle in Berlin im Jahr 2022
Die letzten belastbaren Zahlen stammen aus einer Erhebung des Berliner Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratungen für das Jahr 2022. Demnach wurden berlinweit insgesamt 496 Fälle von vollzogener oder drohender Zwangsverheiratung ermittelt. Ein Großteil der betroffenen Mädchen ist den Angaben zufolge in Deutschland aufgewachsen.
Erst 2017 ist in Deutschland ein Gesetz beschlossen worden, laut dem im Ausland geschlossene Ehen mit Minderjährigen in Deutschland nicht anerkannt werden. Seit 2011 ist Zwangsheirat ein eigenständiger Straftatbestand. Im Mai warnte die Polizei auf ihrer Internetseite vor Zwangsehen: "Alle Ehen, die vor dem Erreichen der Volljährigkeit eines oder beider Partner geschlossen wurden, sind nichtig – auch mit Zustimmung der Minderjährigen", heißt es dort.
Das Bezirksamt veröffentlichte mit der Ankündigung auch Flyer mit Hilfsangeboten, die auf der Webseite einsehbar sind. Neben Frauenhäusern gibt es darunter auch Organisationen, die spezifische Hilfsangebote für Betroffene von Zwangsehen anbieten.
- berlin.de: Pressemitteilung des Bezirksamtes vom 22. Juli 2025
- polizei-beratung.de: Mitteilung der Polizei vom 7. Mai 2025