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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Interne Mail aus Berliner Behörde Landesamt für Einwanderung warnt Mitarbeiter vor Angriffen

Das Berliner Landesamt für Einwanderung soll die Zielvorgaben für die Anzahl der Einbürgerungen erhöht haben. In der Behörde werden Mitarbeiter nun vor möglichen Übergriffen gewarnt.
In einer internen Mail warnt Berlins Landesamt für Einwanderung (LEA) seine Mitarbeiter vor möglichen Übergriffen. Gemäß dem Schreiben, das t-online exklusiv vorliegt, sei das Personal "einer erhöhten Bedrohungslage ausgesetzt". Es werde dringend darum gebeten, die Mitarbeiter "dahingehend zu sensibilisieren und besondere Wachsamkeit an den Tag zu legen", heißt es in der Mail weiter. Eine vorübergehende Aufstockung des Sicherheitspersonals sei bereits in Auftrag gegeben worden.
Der Hintergrund ist die aktuelle Berichterstattung in verschiedenen Medien der Hauptstadt. Die "Bild" hatte am Wochenende zuerst geschrieben, der Chef des LEA fordere von seinen Mitarbeitern im Jahr 2025 die Einbürgerung von insgesamt 40.000 Ausländern – laut "Bild" doppelt so viele wie im Vorjahr. Das Blatt berief sich dabei auf ein internes Protokoll.
Behörde sorgt sich um ihr Personal
Die Sorge des LEA ist nun: Kritiker der Einwanderungspolitik könnten denken, dass LEA-Mitarbeiter Einbürgerungen ohne gewissenhafte Prüfung der jeweiligen Person ermöglichen.
Von der Gewerkschaft der Polizei (GdP), die auch für die Belegschaft des LEA zuständig ist, kommt Unterstützung für die LEA-Mitarbeiter. Man sehe "unnötige Zielvorgaben äußerst kritisch", sagte Benjamin Jendro, Sprecher des Berliner GdP-Landesverbands, zu t-online. "Profilierungswünsche der Hausleitung dürfen keinen negativen Einfluss auf den Gesundheitszustand der Beschäftigten und in derart sicherheitsrelevanten Bereichen auch keinen auf die Arbeitsqualität haben."
Aktuell macht das LEA-Personal seine Arbeit laut Jendro aber gut: "Was in der Debatte gerade komplett untergeht, ist die Tatsache, dass unsere Kollegen im LEA einen unglaublichen Job machen und eben nicht einfach alles ohne entsprechende Prüfungen durchwinken."
Gewerkschaft befürwortet Sensibilisierung für Bedrohungslage
Durch Vorgaben würde nur das Risiko von Ungenauigkeiten und Fehlern steigen, so Jendro weiter. Dass das LEA-Personal in der aktuellen Situation für eine mögliche Bedrohungslage sensibilisiert wird, sei ein gutes Zeichen.
"Es zeigt uns aber auch, dass wir ernsthaft über das Thema Sicherheit der Liegenschaften reden müssen. Wir fordern als GdP schon länger, den Objektschutz der ganzen Institutionen mit bundespolitischer Bedeutung wie etwa Botschaften an den Bund abzugeben." So bekäme die Berliner Landespolizei mehr Kapazitäten.
- Eigene Recherche
- Telefonat mit Benjamin Jendro