Berlin Zentralrat für mehr Aufklärung in Schulen über den Holocaust
Zum 80. Jahrestag der Wannseekonferenz fordert der Zentralrat der Juden mehr Aufklärung junger Leute über die Verbrechen der Nationalsozialisten. In Umfragen zeige sich, wie gering die Kenntnisse vieler Schüler über die Shoa seien, schrieb Zentralratspräsident Josef Schuster in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Mittwoch). "Deshalb brauchen wir mehr Holocaust Education in den Schulen."
Bei der sogenannten Wannseekonferenz hatten am 20. Januar 1942 hohe NS-Funktionäre über die systematische Ermordung von bis zu elf Millionen Juden Europas beraten. Ziel der Besprechung in einer Villa am Berliner Wannsee war es, die Umsetzung des Völkermords zu beschleunigen. Sie gilt als eines der Schlüsseldaten des Holocaust.
"Mit dem wachsenden zeitlichen Abstand zum Nationalsozialismus scheint ein Unwille in der Gesellschaft einherzugehen, sich weiterhin mit diesem Teil der deutschen Geschichte zu befassen", schrieb Schuster. Juden werde vorgeworfen, sie wollten mit dem Gedenken Schuldgefühle schüren und Vorteile daraus ziehen. Dieser "sekundäre Antisemitismus" - der Vorwurf, die Opferrolle auszunutzen - sei wieder im Aufwind.
Doch sei es für Juden Gebot, das Wissen um die Shoa an die nächste Generation weiterzugeben und damit auch der Toten zu gedenken. Für die Gesellschaft sei diese Erinnerung die größtmögliche Motivation, für Demokratie und Menschenwürde einzutreten. Wichtig seien deshalb auch Gedenktage wie der 27. Januar, bei dem die Erinnerung an die Shoa im Mittelpunkt stehe. Das ist der Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz 1945.