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Soziales | Sonnensegel und Kappen: Sommerhilfe für Obdachlose


Soziales
Sonnensegel und Kappen: Sommerhilfe für Obdachlose

Von dpa
Aktualisiert am 28.06.2023Lesedauer: 4 Min.
Blumen im SonnenscheinVergrößern des BildesButterblumen im Sonnenschein. (Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Symbolbild/dpa-bilder)
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Menschen ohne eigene Wohnung sollen in den Sommermonaten erneut Hilfe durch das NRW-Sozialministerium erhalten. Wie schon im vergangenen Jahr werden 250.000 Euro etwa für Sonnensegel, Sonnencreme, Trinkflaschen und Sommerschlafsäcke zur Verfügung gestellt, wie das Ministerium am Mittwoch mitteilte. Träger der Wohnungslosenhilfe sollen das Geld erhalten.

"Neben Kindern, alten Menschen und Schwangeren leiden Menschen, die auf der Straße leben besonders unter den hohen Temperaturen im Sommer", teilte Gesundheits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) mit. Sie seien der Hitze und der Sonne ohne Schutz ausgesetzt und hätten zudem oft eine schlechte gesundheitliche Verfassung. "Daher freue ich mich, dass wir die Wohnungslosenhilfe vor Ort auch in diesem Sommer unbürokratisch unterstützen können." Mehr als 100 Träger stehen laut Ministerium landesweit bereit, um die Hilfsmittel mit dem Geld anzuschaffen und zu verteilen.

"Auch wenn die Fördersumme überschaubar ist, mit der Sommerhilfe unterstützt das Sozialministerium unbürokratisch und schnell", kommentierte Christian Woltering, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in NRW. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung, dem weitere folgen müssten. "Mangelnde Zufluchtsorte oder der Zugang zu Trinkwasser - es gilt eine gemeinsam abgestimmte Strategie zwischen Land, Kommunen und den Anbietern von Hilfen zu entwickeln."

Hitzehilfen für Obdach- und Wohnungslose sind in den nordrhein-westfälischen Städten teils schon etabliert. So teilte die Stadt Düsseldorf auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, der Ordnungsdienst sowie auf Verbandsebene organisierte Streetworker hielten "engen Kontakt" zu den Menschen. "Sie werden beraten, wie sie sich vor der Sonne schützen können und darüber hinaus wird Wasser verteilt. Die Tagesstätten bieten dem Personenkreis zudem Schutz vor direkter Sonneneinwirkung", sagte eine Stadtsprecherin. Auch in Bielefeld werden obdachlose Menschen an heißen Tagen von Streetworkern aufgesucht und etwa mit Trinkflaschen, Kühlhandtüchern und Sonnencreme versorgt, wie das Sozialamt berichtete.

Ein neues "Team Wetterschutz" soll in Münster die Hitzehilfen für Obdach- und Wohnungslose in diesem Sommer erweitern. Hier sollen Studierende die Menschen aufsuchen und "möglichst niedrigschwellig mit den Personen in Kontakt bleiben", teilte die Stadt mit. Für das Projekt, eine Zusammenarbeit des Sozialamtes mit der Bischof-Hermann-Stiftung, gebe es noch keine feste Laufzeit, sagte ein Stadtsprecher. Man habe bereits sehr gute Erfahrungen mit der Kältehilfe im Winter gesammelt.

In Bochum wurde nach Angaben der Stadt bereits 2021 ein Hitzekonzept in Zusammenarbeit mit sozialen Trägern beschlossen. Dazu gehöre die Ausgabe von Wasserflaschen, Kappen und Sonnenschutz an verschiedenen Anlaufstellen sowie die Ausgabe von Hygieneprodukten bei zusätzlichen Duschmöglichkeiten. Trinkbrunnen stünden in der warmen Jahreszeit allen Bochumern zur Verfügung, hieß es. Schattige Aufenthaltsräume sowie eine Versorgung vor Ort mit Hygieneprodukten und Getränken wird demnach auch in Dortmund und Essen angeboten.

Wie eine Sprecherin der Stadt Köln berichtete, werde es im Sommer wie auch im Winter immer dann kritisch, "wenn durch Substanzmissbrauch sämtliche Selbstschutz- und Selbststeuerungsmechanismen aussetzen". Bürger könnten mithelfen und den Rettungsdienst alarmieren, wenn sie etwa Menschen in praller Sonne liegen sehen.

Der Paritätische NRW warnte, bei Hitze könnten notwendige Medikamente wohnungsloser Menschen verderben. Durch Wärme und Dehydrierung könnten Verletzungen auf der Straße zudem schnell zu einer Sepsis führen. Beim Thema Hitzehilfe sei NRW noch ein "Flickenteppich", sagte Landesgeschäftsführer Woltering. "Längst nicht alle Kommunen haben überhaupt einen Hitzeplan. Und dort wo es Hitzepläne gibt, fallen wohnungslose Menschen meist hinten runter und werden nur in einem lapidaren Nebensatz erwähnt." Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erwähne Wohnungslose explizit als vulnerable Gruppe. "Bleibt zu hoffen, dass diesen Worten in der Konkretisierung auch Taten folgen."

Von den Kommunen forderte Woltering, gezielt Schatten für Wohnungslose zu schaffen. "Vielerorts investieren kommunale Ordnungsdienste viel Energie, um Wohnungslose aus Parkanlagen oder schattigen Bereichen der Innenstädte zu vertreiben - nicht allein moralisch fragwürdig sondern auch schlicht erfolglos." Tagesangebote für heiße Mittagsstunden, Trinkbrunnen oder Wasserflaschen-Ausgaben sowie durchgängiger Zugang zu Hygieneeinrichtungen seien Mittel, Wohnungslosen im Sommer zu helfen.

Der Klimawandel gehe mit zunehmenden Gesundheitsgefahren einher, betonte die Vizevorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Lisa-Kristin Kapteinat, am Mittwoch in Düsseldorf. Von bundesweit rund 4500 Hitzetoten, die das Robert Koch-Institut für das vergangene Jahr gemeldet hatte, sei der Westen mit etwa 2000 Fällen am stärksten betroffen gewesen. Gleichzeitig sei laut Statistischem Bundesamt die Zahl der Todesfälle durch Hautkrebs bundesweit um 55 Prozent im Vergleich zu 2021 gestiegen.

"Die Landesregierung muss deshalb einen Sonnenschirm spannen für all diejenigen, die sich einen wirksamen Schutz vor den Folgen der Klimakrise selbst nicht leisten können", forderte Kapteinat. NRW brauche "ein Aktionsbündnis für soziale Klimagesundheit", um Risikogruppen besser zu schützen. Zusammen mit Ärzten, Wissenschaft, Pflege, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften und Betroffenen seien Handlungsfelder zu definieren. Dazu gehöre auch ein Leitfaden für die kommunalen Hitzeschutz-Pläne.

Kapteinat sprach sich unter anderem für eine flächendeckende Errichtung kostenloser Trinkwasserbrunnen aus. Derzeit kämen nur rund 130 Trinkwasserbrunnen auf 396 Gemeinden in NRW, kritisierte sie. In Köln und Düsseldorf etwa seien es jeweils 13, in Dortmund 31, in Krefeld und Wuppertal bloß jeweils einer. In Paris hingegen seien sie in der ganzen Stadt verteilt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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