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Dortmund: Schüler-Mob jagt Mädchen wegen Regenbogenfahne über Schulhof


Wegen einer Regenbogenfahne
Schüler-Mob jagt Mädchen über Schulhof – Behörde ermittelt

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 10.06.2022Lesedauer: 3 Min.
Ausschnitt aus dem Video: Dutzende Schüler bedrängen die Mädchen mit der Regenbogenfahne.Vergrößern des BildesAusschnitt aus dem Video: Dutzende Schüler bedrängen die Mädchen mit der Regenbogenfahne. (Quelle: Screenshot)
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Drei Mädchen wollten an ihrer Schule in Dortmund ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen. Die Folge: Ein Mob von Mitschülern jagte hinter ihnen her und bedrängte sie. Die Bilder sind erschreckend.

Eine Regenbogenfahne hat einen Haufen Realschüler in einen rasenden Mob verwandelt. In sozialen Medien kursieren aktuell Bilder des Vorfalls, der sich bereits Anfang Juni in Dortmund ereignet hat.

Eine feministische Influencerin verbreitete Videoaufnahmen bei Instagram, seitdem schlägt der Fall Wellen. In ihrem Clip nennt Wiktoria Phillips, die bei Instagram unter dem Namen "wikiriot" unterwegs ist, die Vorwürfe im Detail.

Demnach wollten drei Mädchen an der Robert-Koch-Realschule in Dortmund für die Rechte von queeren Menschen demonstrieren. Zu Beginn des sogenannten "Pride Month", der immer im Juni gefeiert wird, kamen sie deshalb mit einer Regenbogenfahne in die Schule.

Attacke an Dortmunder Schule: "300 gegen drei Mädchen"

Bilder zeigen den Hass, der ihnen entgegenschlug: Eine Horde Schüler schreit und buht, brüllt die Mädchen nieder, die in eine Ecke gedrängt ihre Fahne hochhalten. Zudem seien die drei Schülerinnen mit Wasser bespritzt, beleidigt, über den Schulhof verfolgt und sogar geschlagen worden, berichtete Phillips.

"Alle Schüler unserer Schule sind denen hinterher", heißt es in einer Nachricht, die die Influencerin von einer Zeugin geschickt bekam und in ihrem Video präsentiert. "300 Schüler gegen drei Mädchen. Und kein Lehrer hat irgendwas gemacht."

Schulaufsicht: Vorwürfe gegen Lehrkräfte sind zentral

Die Schule hat das Geschehen inzwischen weitgehend eingeräumt. Jetzt beschäftigt der Fall die Bezirksregierung Arnsberg.

In einer Stellungnahme schrieb die zuständige Schulaufsichtsbehörde t-online am Donnerstag, man sei "über den LSBTIQ* feindlichen Vorfall an der Robert-Koch-Realschule sehr betroffen". In einem ersten Schritt werde es nun darum gehen, den Ablauf der Ereignisse aufzuklären.

"Für die Schulaufsicht geht es hier zentral um die Vorwürfe gegen Lehrkräfte, die den Vorfall zwar beobachtet haben sollen, allerdings nicht eingegriffen haben", heißt es in dem Text weiter. "Sollte es zu gravierenden und relevanten Versäumnissen oder Unterlassungen gekommen sein, werden diese dienstrechtlich bewertet und sanktioniert."

Strafrechtliche Relevanz wird geprüft

Auch eine möglicherweie strafrechtliche Relevanz gelte es zu prüfen. Man werde sehen, ob sich Akteuere auf Seiten der Schülerinnen und Schüler ermitteln ließen, die zur Verantwortung gezogen werden könnten. Die drei angegriffenen Schülerinnen würden intensiv betreut und unterstützt. Ferner wolle die Schulaufsicht einen Sensibilisierungsprozess an der Schule befördern.

In einer ersten Auseinandersetzung des Kollegiums mit dem Vorfall seien Defizite ausgemacht worden. Nun werden es neben der Arbeit mit dem Kollegium für die Schulaufsicht "um die Präventionsarbeit in der Schulgemeinde gehen, damit Werte wie Toleranz gegenüber allen gesellschaftlichen Gruppen, Empathie und Zivilcourage gestärkt werden".

Influencerin fordert Konsequenzen – und berichtet von weiteren Vorfällen

Konsequenzen und Aufklärungsarbeit seien ein guter Anfang, findet Influencerin Wiktoria Phillips. "Solche Vorfälle kann man nicht verhindern, wichtig ist aber der Umgang im Nachhinein damit."

Gleichzeitig wies sie bei Instagram auf die Größe des Problems hin, das es nicht nur in Dortmund gebe: "Ich erhalte gerade sehr viele Nachrichten von Schüler*innen, die mir von Queerfeindlichkeit und Rassismus an ihren Schulen erzählen", schrieb sie. "Ich bin enttäuscht und überfordert. All diese Schulen tragen das Siegel 'Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage'. Wie bekommen diese Schulen dieses Siegel? Und wird das kontrolliert?"

Schulleiter: "Wir bedauern den Vorfall zutiefst"

Auch die Robert-Koch-Realschule in Dortmund schmückt sich auf ihrer Homepage mit dem Siegel. "Die Bilder machen uns fassungslos", zitierte das Portal "Der Westen" Schulleiter Wolfgang Siebeck. "Wir bedauern den Vorfall zutiefst und versichern, dass die aus dem Video zu entnehmende Haltung nicht die Geisteshaltung der Mehrheit der Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrern der Robert-Koch-Realschule wiederspiegelt."

Nun werde in zahlreichen Mails gefordert, seiner Schule das Siegel "Schule mit Courage" zu entziehen. Dies tue "allen Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrerinnen und Lehrern Unrecht, die sich für Toleranz als unverhandelbares Gut im Zusammenleben von Menschen einsetzen".

Verwendete Quellen
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