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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Stadt mit Entscheidung "Die Partei" reicht Antrag für "Bunte Republik Neustadt" ein – zu spät?
Einen Monat nach Fristablauf legt die Satirepartei ein Konzept vor, wie die "Bunte Republik Neustadt" fortgeführt werden kann. Warum die Stadt abgelehnt hat.
Jahr für Jahr wurde das Stadtteilfest der Dresdner Neustadt, bekannt unter dem Namen "Bunte Republik Neustadt" (BRN), größer und kommerzieller. Doch weil aus Sicherheitsgründen ein Gesamtveranstalter notwendig wurde, wollte die Stadt Dresden das Straßenfest nach 30 Jahren nicht mehr fortführen. Es sei denn, es würde sich bis Ende März ein Veranstalter und ein Konzept finden.
Tatsächlich erklärte der Dresdner Stadtrat und Vorsitzende der Satirepartei "Die Partei" im Januar, als Veranstalter einspringen zu wollen. Doch ein Konzept ging nicht ein. Viele hatten sowieso nicht damit gerechnet, dass die Ankündigung ernst gemeint war. "Die haben schon viele Aktionen wie diese gestartet, und am Ende gab es dann einen Kasten Bier und Musik aus dem Rekorder", sagte etwa ein Teilnehmer bei einer Diskussionsrunde über die Zukunft der BRN. Aschenbach bestätigte t-online jedoch bereits im Januar, dass er es wirklich ernst meine.
"Die Partei" in Dresden reicht 30-seitiges Konzept ein
Am 2. Mai ging dann doch noch ein über 30-seitiges, grafisch aufwendig ausgearbeitetes Konzept bei der Stadtverwaltung ein: Geplant werde eine BRN, bei der keine "Mindestmengen vertickt", keine professionelle Bühne aufgebaut und Menschenmassen abgefertigt werden müssen. Stattdessen solle gegen Spenden getauscht und auf drei Bierkästen gesungen werden.
"Bunte Republik Neustadt" im Wandel
Von 1990 bis 2019 wurde die BRN als Stadtteilfest der Äußeren Neustadt organisiert: Nach Veranstalterangaben hat sich das Fest von einer "politischen Republik gegen Spekulation, Mietwucher, Zerstörung und Vertreibung der Bewohner zum Nachbarschafts-, Kunst- und Kulturfest" entwickelt.
Die Planung scheint also nicht davon auszugehen, dass, so wie in früheren Jahren, mehr als 100.000 Besucher in die Neustadt strömen. In dem Konzept steht: "Aufgrund der geänderten Umstände, wie den Ausschluss gewerblicher Angebote, kurzfristiger Planung und nicht zuletzt der allgemeinen Verwirrung, welche die Stadt durch ihre Bekanntmachung verursachte, ist einem deutlich geringeren Besucheraufkommen zu rechnen." Max Aschenbach rechnet also nicht mit mehr als 5.000 Besuchern pro Abend.
"Für einen PR-Stunt riskiert ihr die BRN"
Das Konzept bleibt über Seiten hinweg unpräzise. Etwa beim Brandschutzkonzept – da bemüht "die Partei" den Kinderreim "Messer, Schere, Gabel, Licht". Die Intention ist klar, die BRN soll wieder zum anarchistischen Ursprungscharakter zurückfinden, mit dem sie einst begann – da gab es auch kein Brandschutzkonzept.
In den sozialen Medien stößt der Vorstoß der "Partei" auf ein gemischtes Echo: "Nur ihr könnt so bescheuert sein zu riskieren, dass die BRN als ganzes verboten wird, nur für einen PR-Stunt", schreibt ein Twitter-Nutzer. "Ihr ruft zur Ordnungswidrigkeit auf und diskreditiert gleichzeitig jene, welche wirklich versuchen, die BRN zu retten."
Stadtverwaltung verspricht zeitnahe Entscheidung
Allerdings legt "die Partei" nicht nur ein Konzept vor, sondern erfüllt auch die zweite Bedingung der Stadt: Sie nennt in den Anlagen ihres Antrags einen Gesamtveranstalter und damit einen klaren Ansprechpartner: Den Dresdner Co-Parteichef Philipp Hencker. Die Stadtverwaltung will sich – trotz Verspätung – "wohlwollend" mit den eingereichten Unterlagen beschäftigen und "zeitnah entscheiden", wie sie t-online auf Anfrage antwortet.
Am Mittwoch entschieden sie sich dagegen: "Nach Sichtung ist im Ergebnis festzustellen, dass die als 'Konzept' bezeichneten Unterlagen weder prüfbar noch genehmigungsfähig sind." Zwingend erforderliche Formalitäten seien nicht eingehalten worden. Vor allem Sicherheitsbedenken hätten damit nicht ausgeräumt werden können.
Unabhängig von der BRN finden im Juni und Juli mehrere kleinere Straßenfeste in der Neustadt statt.
- brn23.de: Konzept
- Antwort der Stadtverwaltung - per Mail eingegangen
- Mitteilung der Stadt Dresden - per Mail eingegangen
- Eigenen Recherchen