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Großröhrsdorf: Brand in Stadtkirche – Angeklagter zieht Geständnis zurück


"Warum soll ich die Kirche anzünden?"
Prozessbeginn: Angeklagter zieht Geständnis zurück

Von dpa, t-online, mgr

Aktualisiert am 05.02.2024Lesedauer: 3 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:240204-99-868784Vergrößern des BildesDas Kirchenschiff der Stadtkirchen-Ruine: Der Versicherer beziffere den Sachschaden auf rund 32 Millionen Euro. (Quelle: Sebastian Kahnert/dpa)
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Nach dem überraschend zurückgezogenen Geständnis muss geklärt werden, ob der Richtige auf der Anklagebank sitzt. Der 41-Jährige behauptet, er sei vorverurteilt worden.

Der wegen des verheerenden Feuers in der Stadtkirche Großröhrsdorf Verdächtige hat die Tat vor Gericht bestritten. Er sei seit 1997 ein Mann des Glaubens, dort finde er Trost und Kraft. "Warum soll ich die Kirche anzünden?", sagte der 41-Jährige am Montag zum Auftakt des Prozesses wegen schwerer Brandstiftung gegen ihn am Landgericht Görlitz Außenkammern Bautzen.

Zunächst hatte der Mann die Tat eingeräumt. Wie MDR und "Sächsische Zeitung" berichten, hat der Angeklagte sein Geständnis allerdings vor wenigen Tage widerrufen. Laut seinem Verteidiger würden die bei der Polizei getätigten Aussagen, denen widersprechen, die sein Mandant gegenüber seinem Psychologen getätigt hätte. Für seine Täterschaft würden Spuren sprechen, die zum Wohnhaus des Mannes führten.

"Ich war an besagtem Tag zu der Zeit dort, das ist wahr", sagte der Angeklagte am Montag. Er habe aber "niemals im Entferntesten daran gedacht, die Kirche anzuzünden". Zuvor berichtete er in einer Erklärung von seinem Leben für den Glauben, in Gottes Sinne und beklagte sich zugleich über seine untreue Ex-Frau, das Scheitern seiner Ehe, gezielter Entfremdung von seinen Kindern, menschlicher Enttäuschung und Vorverurteilung.

Zwei Personen hätten ihn in der Nacht zur Kirche bestellt und gedroht, seinen Kindern etwas anzutun, wenn er ihnen nicht zeige, wo seine Ex-Frau wohne. Diese habe Schulden bei den beiden gehabt. Als er getan hatte, was sie wollten, habe er noch mit einem der beiden vor der Kirche gesprochen. "Dann hat es geknallt", sagte er. Er sei verletzt nach Hause gefahren, habe sich ins Bett gelegt und sei am nächsten Tag zu einem Termin nach Bayreuth gefahren.

Kirche Großröhrsdorf: 32 Millionen Euro Sachschaden

Laut Anklage soll der gelernte Tischler am 4. August 2023 um 1.45 Uhr mittels Benzin Feuer in dem protestantischen Gotteshaus gelegt haben. Die Flüssigkeit habe sich in einer Flasche in seinem Rucksack befunden, die er im Kircheninnern ausgoss und dann entzündete, verlas Staatsanwalt Peter Terres. Zwei Minuten später habe es, selbst für den Angeklagten unerwartet, eine starke Detonation gegeben. Umherfliegende Holzsplitter hätten den Angeklagten im Gesicht verletzt und ihm außerdem Haare, Augenbrauen und Wimpern verbrannt.

Das Feuer griff schnell auf Dachstuhl und Kirchenschiff über. "Um 4.04 Uhr brach die Kirchturmspitze ab, Dachstuhl und Innenraum brannten komplett bis auf die Grundmauern nieder", schilderte Terres. Nach Angaben des Versicherers sei ein Sachschaden von rund 32 Millionen Euro entstanden. Der Angeklagte "wird daher beschuldigt, eine Kirche in Brand gesetzt und zerstört zu haben, gewertet als schwere Brandstiftung", schloss der Staatsanwalt die Verlesung.

"Von Gott werde ich freigesprochen"

Dachstuhl und Schiff des erst 2012 bis 2018 mit staatlicher Förderung restaurierten Gotteshauses aus dem 18. Jahrhundert brannten laut Terres bis auf die Grundmauern nieder, "um 4:04 Uhr bracht die Kirchturmspitze ab", schilderte er die Folgen. Der Versicherer beziffere den Sachschaden auf rund 32 Millionen Euro. Am 11. August war der Tatverdächtige festgenommen worden und ist seitdem in Untersuchungshaft.

"Ich glaube, darum rede ich", sagte H. auf die Frage des Vorsitzenden Richters, ob er sich zu den Vorwürfen äußern wolle. Der Glaube sei "das Wichtigste" in seinem Leben. In der folgenden Erzählung beklagte er sich über seine untreue Ex-Frau, das Scheitern seiner Ehe, gezielter Entfremdung von seinen Kindern, menschlicher Enttäuschung und ungerechter Behandlung durch Behörden und Gerichte sowie Vorverurteilung. Auf die Frage, wie er das Geschehene mit seiner Verantwortung vor Gott verantworten könne, antwortete er: "Von Gott werde ich freigesprochen."

Verwendete Quellen
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