Mordprozess in Dresden Witwe soll Ehemann mit SUV überfahren haben – aus Habgier?

Am Landgericht Dresden hat der Prozess gegen eine 52-Jährige begonnen, die ihren Mann gezielt überfahren haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr Mord aus Habgier vor – doch die Angeklagte bestreitet die Tat.
Hat eine Frau ihren joggenden Ehemann kaltblütig mit einem SUV überfahren, um an sein Erbe zu kommen? Diese Frage muss das Landgericht Dresden klären. Ramona B. weist alle Vorwürfe zurück. Ihr Verteidiger Andrej Klein sagte zum Prozessauftakt am Montag: Seine Mandantin sei weder am Tatort gewesen noch habe sie ein Motiv gehabt, ihren Mann zu töten.
Die Staatsanwaltschaft sieht das anders. Sie wirft der 52-Jährigen vor, ihren Ehemann "gezielt" getötet zu haben. Der 76-jährige Insolvenzverwalter joggte am 27. September 2024 morgens auf einem Weg nahe seines Hauses in Klipphausen-Ullendorf bei Meißen. Laut Anklage fuhr seine Frau ihm mit 30 bis 40 Kilometern pro Stunde in die Beine. Der 76-Jährige flog durch den Aufprall auf die Motorhaube, sagte eine Vertreterin der Anklage.
Durch Abbremsen des Wagens sei er dann in eine Böschung gefallen. Die Angeklagte sei mit dem Auto weiter über ihn gefahren, bis es im Straßengraben strandete, sagte die Staatsanwältin. "Wie von der Angeklagten gewollt", verursachte dies Brüche von Rippen und Halswirbeln sowie Verletzungen am Rumpf. Ramona B. "wollte den Tod ihres Ehegatten herbeiführen, um an dessen Erbe zu gelangen" und werde daher beschuldigt, "einen Menschen aus Habgier heimtückisch getötet zu haben".
Auch Bekannter des Ehepaares vor Gericht
Der mitangeklagte 76-Jährige, ehemals Hausmeister und Handwerker des vermögenden Paares, war nach Angaben der Staatsanwaltschaft in den Tatplan der Frau eingeweiht. Er beschaffte im Auftrag von Ramona B. für 15.000 Euro das Tatfahrzeug, übergab es ihr am Tattag und brachte es danach in eine Dresdner Werkstatt. Den Termin für eine Reparatur habe er vorab vereinbart und für seine Hilfe 5.000 Euro und den Wagen erhalten. Er wird daher beschuldigt, bei einem vorsätzlich begangenen Mord geholfen zu haben.
Die Witwe, die vor Gericht Handelsvertreterin als Beruf angab, wurde noch am selben Tag festgenommen, Claus T. am 2. Oktober in Koserow an der Ostsee. Beide sind in Untersuchungshaft. Der Verteidiger der 52-Jährigen sagte, Ramona B. sei nachweislich zur Tatzeit nicht am Tatort gewesen und habe den Wagen nicht gefahren. Die Behauptungen von Claus T. gegenüber Ermittlern seien fehlerhaft und "offenkundig widersprüchlich".
Er habe den Toten vielmehr selbst loswerden wollen, weil der ihn wegen mangelhafter Handwerkerleistung auf Schadenersatz verklagt hatte, sagte Rechtsanwalt Klein. Ihre Mandantin dagegen sei selbst vermögend durch Immobilien, Aktien und Beteiligungen und zudem von ihrem Mann "großzügig ausgestattet" gewesen. Das Paar hatte 2022 geheiratet.
Polizei ging zunächst von Unfall mit Fahrerflucht aus
Die Leiche des aus Heidelberg stammenden Juristen wurde kurz nach der Tat von einer anderen Joggerin gefunden. Die Polizei ging zunächst von einem Unfall mit Fahrerflucht aus.
Der Prozess ist mit zwölf Verhandlungstagen bis Mitte August terminiert, er wird am Freitag fortgesetzt. Dann sollen die ersten Zeugen gehört werden – die Joggerin, die den leblosen B. am Wegesrand fand, und eine Joggerin, die ihm zehn Minuten zuvor auf seiner täglichen Runde begegnete.
- Nachrichtenagentur dpa
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