"Politischer Affront gegen unsere Arbeit" Jazztage Dresden ändern Konzept wegen Kürzungen

Das Dresdner Jazzfestival reagiert auf die deutliche Förderungskürzung mit einem Ganzjahreskonzept. Intendant Kilian Forster sieht dahinter persönliche Motive – er war in der Vergangenheit mehrfach in Skandale verwickelt.
Die Jazztage Dresden kämpfen ums Überleben – und feiern gleichzeitig Geburtstag. Das internationale Jazzfestival begeht dieses Jahr sein 25. Jubiläum mit einem komplett neuen Konzept. Aufgrund der Kürzung der städtischen Förderung um 55 Prozent könne das Festival nicht wie gewohnt stattfinden, sagt Kilian Forster bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
Der Intendant und Gründer der Jazztage Dresden hält die Kürzungen für etwas Persönliches. Neben der Organisation des Jazzfestivals hat sich Kilian Forster nämlich mit umstrittenen Entscheidungen einen Namen gemacht. Der wohl größte Skandal ereignete sich im Oktober 2020, als Forster ein umstrittenes Corona-Hygienekonzept für die Jazztage durchsetzte. Besucher wurden zu "freiwilligen Infektionsgruppen" von jeweils zehn Personen zusammengefasst, die ohne Abstand und Maske nebeneinander sitzen durften. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bezeichnete das damals als "völlig unethischen Menschenversuch". Forster wies die Kritik damals zurück – es sei ein bewusster Appell an die Eigenverantwortung der Konzertbesucher gewesen.
Doch Forster blieb in den Schlagzeilen, unter anderem wegen einer rassistischen Fremdbezeichnung für Sinti und Roma. Der Intendant wehrte sich jedoch gegen den Rassismus-Vorwurf und legte im Interview mit der "Sächsischen Zeitung" nach: "Die AfD ist genauso eine demokratische Partei wie die Linken oder die Grünen." Denn Extremisten gebe es überall. "Wenn wir die ausgrenzen oder diffamieren, macht man sie zu Märtyrern, im schlimmsten Fall zu Terroristen", sagte Forster 2023.
Dass bei den Dresdner Jazztagen der Rotstift so deutlich angesetzt wurde, führt Forster auf diese Verwerfungen zurück: "Diese unverhältnismäßige Entscheidung wird in der Szene zunehmend als politischer Affront gegen unsere Arbeit und unseren Erfolg gewertet", sagt der Intendant.
Rückkehr zu den Wurzeln
Fest steht: Von der Stadt Dresden gibt es dieses Jahr 22.700 Euro für die Jazztage. Mit dem neuen Budget haben die Organisatoren umgeplant: Statt eines konzentrierten Festivalzeitraums soll es über das Jahr verteilte Einzelveranstaltungen geben, mit inhaltlichem Schwerpunkt im Herbst. Die Stadtbezirksbeiräte in Pieschen, Loschwitz und der Altstadt würden das neue Format finanziell unterstützen.
Den Höhepunkt soll dieses Jahr das Jubiläumswochenende vom 19. bis 21. September in der Unkersdorfer Kirche bilden. Hier entstand im Jahr 2000 die Idee zum Festival. Otfried Kotte vom Kulturausschuss des Kirchvorstands holte damals die Klazz Brothers zum Konzert. "Wir sind froh, dass uns das Jazztage-Team über die Jahre hinweg immer die Treue gehalten hat", sagt Kotte heute.
Aus dem Dorfprojekt entwickelte sich ein Crossover-Jazzfestival mit mehr als 40.000 Besuchern und rund 100 Konzerten. Mehr als 500 internationale Künstler aus über 35 Nationen traten innerhalb von fünf Wochen auf.
Dieses Jahr gibt es zwar wieder ähnlich viele Konzerte – aber es finden sich weniger international bekannte Acts. Stattdessen setzen die Veranstalter dieses Jahr auf mehr regionale Künstler und kleinere Konzerte an kleineren Locations, sagt ein Sprecher der Jazztage..
- Pressemitteilung der Jazztage Dresden – per Mail eingegangen
- dresden.de: Kommunale Kulturförderung Institutionelle Förderung 2024 und 2025
- bild.de: "Völlig unethischer Menschenversuch"
- saechsische.de: Ich kann das ewige "Klima, Klima" und "was tun gegen rechts" nicht mehr hören (kostenpflichtig)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa