Ein Jahr mit Unesco-Titel Herrnhut zieht "immer stärker" internationale Gäste an

Die sächsische Kleinstadt Herrnhut zieht seit der Unesco-Auszeichnung verstärkt internationale Gäste an. Besonders Menschen mit Interesse an religiöser Geschichte reisen gezielt in den Ort.
Herrnhut lockt immer mehr internationale Gäste an. "Die Nachfrage von Gästen aus dem Ausland wird stärker", bestätigt Konrad Fischer, Leiter des Kultur- und Fremdenverkehrsamtes. Ein Jahr ist vergangen, seit die sächsische Kleinstadt zum Unesco-Welterbe ernannt wurde.
Menschen mit Interesse an religiöser Geschichte reisen gezielt nach Herrnhut. Die Stadt im Südosten Sachsens gehört seit 2023 gemeinsam mit Christiansfeld (Dänemark), Bethlehem (USA) und Gracehill (Nordirland) zum Unesco-Welterbe. Das Besondere: Diese Welterbestätte besteht aus vier Orten auf drei Kontinenten. Alle vier sind historische Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine.
"Die Internationalität wird der weltweiten Verbreitung der Brüdergemeine gerecht", erklärt Fischer. Viele Besucher verstehen jedoch nicht sofort, dass Herrnhut nur ein Teil dieser transnationalen Stätte ist.
Ursprung liegt in der Oberlausitz
Die vier Orte stehen für ein weltweites Netzwerk religiöser Planstädte. Diese entstanden zwischen 1722 und 1808 nach demselben Muster. Der Ursprung liegt in der Oberlausitz: Protestantische Glaubensflüchtlinge aus Mähren gründeten dort einen neuen Ort unter des "Herrn Hut". Missionare trugen die Baupläne später in andere Länder.
Das Stadtbild von Herrnhut zeigt diese typische Struktur: Ein zentraler Platz mit Kirchsaal, parallel angelegte Straßen und schlichte Barockhäuser. Mehr als 30 Siedlungen weltweit folgen diesem Modell.
Herrnhuter Sterne ziehen Touristen an
Schon vor der Auszeichnung durch die Unesco sei Herrnhut bereits über die deutschen Grenzen hinaus bekannt gewesen, so Fischer. Die Manufaktur der Herrnhuter Sterne habe sich in den vergangenen Jahren zu einem Gästemagneten entwickelt. Der Tourismuschef geht davon aus, dass die historische Entwicklung und Besonderheiten des Ortes künftig zunehmend in den Fokus eines speziellen Publikums rücken. Im asiatischen Raum, etwa in Ländern wie Südkorea und Taiwan, bestehe ein ausgeprägtes Interesse an deutscher Reformationsgeschichte.
Der Welterbetitel sei keineswegs ein touristisches Gütesiegel, sondern vielmehr ein Auftrag der Unesco zum Schutz und Erhalt des Erbes, aber auch für Bildung und Vermittlung. "Daran möchten wir uns gern orientieren", sagte Fischer. Deshalb soll das Angebot an geführten Touren durch die Stadt schrittweise erweitert werden. Perspektivisch sei der Aufbau eines Welterbezentrums geplant. Als Reaktion auf das gestiegene Besucherinteresse wurde inzwischen ein Audio-Guide für Herrnhut entwickelt, der über jedes Smartphone mit einer App als digitaler Reiseführer genutzt werden kann.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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