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Düsseldorf: Was zur Explosion in Flingern bekannt ist – und was nicht


Eine Woche nach dem Feuer
Was zur Explosion in Flingern bekannt ist – und was nicht


23.05.2024Lesedauer: 3 Min.
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Verwüstung: Einen Tag nach dem Feuer glich die Lichtstraße einem Trümmerfeld. (Quelle: Federico Gambarini/dpa)

Vor einer Woche starben drei Männer bei einer Explosion und einem Feuer in Flingern. Eine Frau kämpft weiterhin um ihr Leben, die Ermittlungen gehen weiter.

Es ist eine Woche her, dass in einem sechsstöckigen Wohn- und Geschäftshaus in Flingern-Nord nach einer Explosion ein verheerendes Feuer ausbrach. Drei Männer starben, 16 Personen wurden verletzt. Eine Frau mit Verbrennungen kämpft weiterhin um ihr Leben, wie Staatsanwalt Martin Stücker t-online am Donnerstag bestätigte. "Die Lage wird ernst bleiben und sich zeitnah nicht ändern", sagt er. Der Staatsanwalt kann nur hoffen, dass es nicht noch ein viertes Todesopfer geben wird.

Wie kam es zu der Explosion?

Die Polizei ermittelt seit einer Woche wegen Mordes und Brandstiftung. Das Feuer brach in der Nacht auf Freitag gegen 2.30 Uhr an der Ecke von Lichtstraße und Grafenberger Allee aus. In dem Kiosk im Erdgeschoss des Wohn- und Geschäftshauses war Benzin als Brandbeschleuniger verschüttet worden, wie die Polizei bereits einen Tag nach dem Feuer mitteilte. Dadurch war vermutlich ein Gas-Luft-Gemisch entstanden, das bei der Entzündung explodierte.

Handyaufnahmen der Nachbarn in den sozialen Medien zeigen, wie schnell sich der Brand vom Erdgeschoss auf die anderen Etagen ausbreitete. Die Feuerwehr rettete zahlreiche Menschen mit Drehleitern von den Balkonen, weil ihnen der Fluchtweg durch das Treppenhaus bereits versperrt war. Eine Nachbarin berichtete am Vormittag nach dem Feuer, dass Menschen auf der Flucht vor den Flammen von ihrem Balkon im ersten Stock auf den Gehweg sprangen.

Vor dem Haus gerieten in der Unglücksnacht zudem mehrere Autos in Brand. Ein Taxi auf der Straßenseite gegenüber brannte vollkommen aus. Die mehr als 100 Einsatzkräfte hatten ein Trümmerfeld vorgefunden. Scherben, Rollläden sowie Lutscher und andere Artikel aus dem Kiosk lagen meterweit verteilt auf der Straße. Die Detonation hatte auch das gegenüberliegende Haus beschädigt, Fenster gingen zu Bruch. Auch eine Bushaltestelle wurde zerstört.

Ist der Kioskbetreiber verantwortlich?

Die Leiche des 48 Jahre alten Kioskbetreibers war in unmittelbarer Nähe des Ladens entdeckt worden. Laut Obduktion starb er an den Folgen der Explosion. Die Ermittler wollen ihn derzeit nicht als mutmaßlichen Verursacher der Explosion benennen, schließen das aber auch nicht aus. Es gebe derzeit keine Anhaltspunkte auf etwaige andere Tatverdächtige oder mögliche Mittäter oder Mitwisser des Geschehens, berichtet Staatsanwalt Stücker.

Der Pachtvertrag für den Kiosk wäre bald ausgelaufen, ergänzt er. Ob sich daraus ein Motiv ergibt, werde noch geprüft. Anwohner hätten den 48-Jährigen als psychisch auffällig beschrieben. Dafür gebe es aber außer den Zeugenaussagen keine Hinweise und schon gar keine gesicherten Erkenntnisse, so der Staatsanwalt.

Was ist mit den Stichverletzungen eines Toten?

Rätsel bereiten den Ermittlern die relativ frischen Schnitt- und Stichverletzungen eines 55-jährigen Bewohners des Hauses, der in der Wohnung über dem Kiosk tot gefunden wurde. Stücker sagt, dass diese Verletzungen nicht für den Tod des Mannes verantwortlich gewesen seien. Die Obduktion habe ergeben, dass er an einer Rauchvergiftung starb. Wahrscheinlich habe er sich die Verletzungen selbst beigebracht, denn die Verletzungsbilder und -stellen sprechen laut Stücker gegen eine Fremdeinwirkung. Ob sich der 55-Jährige in Panik vor dem Feuer das Leben nehmen wollte, sei reine Spekulation.

Bei dem dritten Toten handelt es sich um einen 18-Jährigen. Auch er starb an einer Rauchvergiftung. Der junge Mann wurde von den Einsatzkräften im Treppenhaus gefunden. Er wollte wohl nach unten eilen, um Hilfe zu rufen – die Feuerwehr war da bereits alarmiert. Die Anteilnahme nach seinem Tod ist nicht nur in Flingern groß, für die Familie des 18-Jährigen wurde zu Spenden aufgerufen. Am Unglücksort stellten Düsseldorfer einen Tag nach dem Brand Kerzen auf und legten Blumen nieder, ein rotes Herz wurde auf den Gehweg gesprüht.

Wann sind die Ermittlungen abgeschlossen?

Die Polizei gab das Haus nach Abschluss der Untersuchungen vor Ort in dieser Woche wieder frei. Die Bewohner könnten in Absprache mit dem Hausverwalter ihr Hab und Gut aus ihren Wohnungen holen. Bewohnbar sei das Gebäude aber im derzeitigen Zustand nicht mehr. Wie die "Rheinische Post" berichtet, kommt ein Abriss nicht infrage. Eine Sanierung werde wegen der immensen Schäden wahrscheinlich mehrere Monate dauern, wenn nicht Jahre.

Abgeschlossen sind die Ermittlungen noch längst nicht. Stücker berichtet, dass noch Videomaterial gesichtet werde, um etwa herauszufinden, ob sich der Kioskbetreiber womöglich das Benzin an einer Tankstelle in der Nähe besorgt hat. Auch würden noch Daten ausgewertet. Auffälliges sei bislang nicht gefunden worden, sagt der Staatsanwalt. Eine Woche nach dem Brand sagt Stücker, dass die Ermittlungen vermutlich erst in Wochen oder Monaten abgeschlossen sein werden.

Verwendete Quellen
  • Anfrage bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf
  • Mit Material der Deutschen Presse-Agentur
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