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Herbert Grönemeyer in der Philharmonie Essen: So war's


Ikone des Ruhrgebiets
Herbert Grönemeyer in der Philharmonie Essen: So war's


15.06.2025 - 11:37 UhrLesedauer: 4 Min.
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Herbert Grönemeyer während eines Auftritts mit einem Orchster (Symbolbild): Grönemeyerr feierte am Samstag in der Essener Philharmonie Premiere. (Quelle: Ingo Otto/imago)
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Am Samstag trat Herbert Grönemeyer in der Essener Philharmonie auf. Erst als Dirigent, dann selbst am Mikrofon. Für die Fans gab es auch eine Überraschung.

Die Bochumer Symphoniker können was – Grammy-nominiertes und hochgelobtes Orchester. Herbert Grönemeyer kann was – mehr als 15 Millionen verkaufte Alben. Die Philharmonie in Essen kann was – beeindruckende Akustik im Alfried-Krupp-Saal. Was soll in der Kombi schon schiefgehen? Spoiler: Eine kleine Panne gab es schon – sie tat dem Abend aber keinen Abbruch.

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Seit Wochen ausverkauft

Am Samstag gab Herbert Grönemeyer gemeinsam mit den Bochumer Symphonikern sein Debüt in der Essener Philharmonie. Auf dem Programm standen die russischen Komponisten Pjotr Tschaikowsky und Sergej Rachmaninow, aber auch "Herbs Suite" – eine Orchestersuite aus Grönemeyers bekanntesten Hits mit Szenen seiner Filmmusiken.

Bei der Begrüßung der rund 2.000 Gäste sagt die Leiterin der Essener Philharmonie, Marie Babette Nierenz: "Manche begleitet Herbert Grönemeyer schon ihr Leben lang."

Insgesamt gibt Grönemeyer drei Konzerte zwischen dem 13. und 15. Juni, zwei davon im Bochumer Musikforum, eins in der Essener Philharmonie. Alle drei Konzerte sind seit Wochen ausverkauft. Das Essener Konzert wurde parallel zum Mithören im angrenzenden Stadtgarten gestreamt.

Kann Grönemeyer klassisches Konzert?

Mit ihrer Einleitung hatte Nierenz wohl ohne Zweifel recht. Man kann Herbert Grönemeyer mit drei Bier intus im Vonovia-Ruhrstadion hören. Und wenn der VfL Bochum einläuft, lauthals "Bochum" mitgrölen. Man kann sich bei Liebeskummer in seinem Zimmer einschließen und Grönemeyers "Flugzeuge im Bauch" hören. Aber kann Grönemeyer auch klassisches Konzert?

Dass er das Zeug zum Dirigenten hat, stellte er bereits 2016 in Bochum unter Beweis. Da wurde er zur Eröffnung des Anneliese Brost Musikforums gefragt, ob er im neuen Konzertsaal singen könne. Doch Grönemeyer winkte ab, das wäre "irgendwie peinlich und komisch". Zum Dirigieren konnte man ihn dann immerhin überreden.

Taktstock gegen Mikrofon

Gefallen daran hat er scheinbar gefunden. Nach dem Auftritt in Bochum folgte eine Zusammenarbeit mit der Pianistin Anna Vinnitskaya beim Luzerner Sinfonieorchester. Vinnitskaya war schließlich auch diejenige, die Grönemeyer nun noch einmal Mikrofon gegen Taktstock tauschen ließ.

Die kurze Antwort: Ja, er kann's. Schon als Grönemeyer den Alfried-Krupp-Saal betrat, erntete er tosenden Applaus, ohne einmal den Taktstock geschwungen zu haben. In seine Rolle fand er dann ziemlich schnell: Mal wie ein Zauberer mit Zauberstab, dann wie ein DJ am Mischpult dirigierte Grönemeyer die Bochumer Symphoniker durch den "Slawischen Marsch".

Grönemeyer ganz nah

Von Beginn an war klar: Das ist kein gewöhnliches Grönemeyer-Konzert. Durch den geringen räumlichen Abstand zum Musiker – nur wenige Meter – war die gesamte Atmosphäre persönlich, beinahe wie ein Wohnzimmer-Konzert.

Nach dem ersten Stück erst einmal: durchatmen. Die körperliche Anstrengung war nicht zu leugnen; Grönemeyer ist inzwischen 69 Jahre alt. Es folgte die "Herbs Suite". Komponiert wurde die von Alfred Kritzer, Mitglied in Grönemeyers Band.

Ein Moment für Grönemeyer-Kenner

Beim ersten Höreindruck konnte die Suite ein wenig zusammengewürfelt wirken, doch eingefleischte Grönemeyer-Fans erkannten die Orchesterarrangements von "Mensch", "Männer" und "Mein Lebensstrahlen" wieder. Gemischt wurde das mit Szenen aus den Filmen "The American" und "A Most Wanted Man".

Das klang mal getragen und schwer, mal melancholisch und lieblich. Mal stand die Harfe oder Flöte im Vordergrund, mal stach die Trompete hervor. Um 20.45 Uhr kam dann schließlich der Moment, auf den wohl insgeheim die meisten Besucherinnen und Besucher gewartet hatten: Grönemeyer griff selbst zum Mikrofon.

"Halt mich" bis "Bochum"

Vorher war nur spekuliert worden, ob er das überhaupt tun und welche Stücke er zum Besten geben würde. "Mutig, dass die mich das überhaupt noch mal machen lassen", scherzte Grönemeyer über seinen Job als Dirigent.

Es waren schließlich nicht nur die bekanntesten Lieder, die Grönemeyer dann selbst performte: Er legte vor mit "Halt mich" aus dem Album "Ö" von 1988. Es folgte "Der Weg" aus dem Jahr 2002. Hier unterbrach Grönemeyer mitten im Song: "Stopp, ich war raus, noch mal von vorne", sagte er nach wenigen Minuten.

Großes Mitsing-Ereignis

Selbstironisch scherzte er dann: "Normalerweise sitze ich, ich fühle mich ganz komisch, hier herumzustehen." Das Publikum verzieh ihm und er nahm auf dem Stuhl neben Vinnitskaya Platz. Danach ging's weiter mit "Immerfort" aus dem Jahr 2019. Bei diesem Lied singt Grönemeyer sogar eine Strophe auf Französisch. Beim Song "Mut" (2018) schlich er sich wieder ans Klavier und gab zu: "Ich bin nicht so textsicher."

Bei einem der letzten Lieder witzelte er dann: "Ich weiß nicht, ob man das Lied in Essen kennt." Zur Überraschung kam dann aber nicht einer seiner Songs, sondern das Steigerlied, ein deutsches Bergmanns- und Volkslied. Hier gingen im Publikum die Taschenlampen an und der Alfried-Krupp-Saal wurde zu einem großen Mitsing-Ereignis.

Danach hatte Grönemeyer wohl keine andere Wahl mehr, als noch "Bochum" zum Besten zu geben. Manche hissten gar in den oberen Rängen den VfL-Schal. Wer bislang noch keine Gänsehaut hatte, bekam sie spätestens jetzt.

Fazit: Es war ein Abend, an dem Grönemeyer einmal wieder unter Beweis stellte, wie vielseitig er ist. Nierenz hatte ihn als "Ikone des Ruhrgebiets" angekündigt, dessen Lieder das Ruhrgebiet dazu bringen, in seiner "Vielseitigkeit zusammenzustehen". Grönemeyer war an diesem Abend die Vielseitigkeit in Person.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
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