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Frankfurt: Häusliche Gewalt erreicht laut Kriminalstatistik Höchststand


Kriminalstatistik in Frankfurt
Häusliche Gewalt erreicht neuen Höchststand


15.03.2024Lesedauer: 3 Min.
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Pressekonferenz zur Kriminalstatistik aus dem Jahr 2023 im Polizeipräsidium Frankfurt am Main. Im Bild zu sehen sind (vlnr) Pressesprecher des Frankfurter Polizeipräsidiums Björn Thies, Polizeipräsident Stefan Müller, Abteilungsstabsleiter Erik Hassenmüller und Leiter der Kriminaldirektion Viktor Lekic.Vergrößern des Bildes
Pressekonferenz zur Kriminalstatistik: Pressesprecher des Frankfurter Polizeipräsidiums Björn Thies, Polizeipräsident Stefan Müller, Abteilungsstabsleiter Erik Hassenmüller und Leiter der Kriminaldirektion Viktor Lekic (v. l. n. r.). (Quelle: Madlen Trefzer)

Die Fälle häuslicher Gewalt sind in Frankfurt auf einem nie dagewesenen Stand. 2023 wurden dabei zwei Frauen brutal getötet. Hätte das verhindert werden können?

Am heutigen Freitagmorgen hat das Frankfurter Polizeipräsidium die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2023 vorgestellt. Im Fokus stehen die Entwicklung der Kriminalität und die damit zusammenhängenden Maßnahmen der Polizei. Ein Thema beschäftigt die Beamten dabei besonders: häusliche Gewalt.

Bei häuslicher Gewalt ist seit dem Jahr 2017 ein kontinuierlicher Anstieg der Fallzahlen zu verzeichnen. Insbesondere im Jahr 2023 kam es aber zu einer extremen Steigerung um 18,6 Prozent auf insgesamt 2.055 Fälle – ein Zuwachs von 322 Fällen. Dabei handelt es sich überwiegend um Körperverletzungsdelikte (1.474 Fälle; 71,7 Prozent).

Häusliche Gewalt in Frankfurt: 2023 wurden zwei Frauen getötet

In Frankfurt kam es aber auch zu sieben schwerwiegenden Verbrechen, die mit häuslicher Gewalt in Verbindung stehen. Bei fünf von ihnen handelte es sich um versuchte Tötungen. Zwei Frauen starben. Beim ersten Tötungsdelikt im April 2023 lauerte der Täter der Frau auf einem Parkplatz in der Nähe des Frankfurter Flughafens auf. Er tötete sie mit mehreren Schüssen aus einem Revolver, erschoss den Hund und richtete die Waffe schließlich gegen sich selbst.

Im zweiten Tötungsfall missachtete der Täter ein gerichtliches Annäherungsverbot. Zuvor sei es zu häuslicher Gewalt gekommen. Im Juni tötete er die Frau. Als die Polizei ihn am Tatort vorfand, saß er auf der Couch – mit dem gemeinsamen Kind im Arm. Den Notruf wählte er selbst. "Hätte er eine elektronische Fußfessel getragen, hätte die Polizei ihn wahrscheinlich aufhalten können", sagt Viktor Lekic, Leiter der Kriminaldirektion. Auch in Mörfelden-Walldorf kam es zu einem Tötungsdelikt, bei dem gegen den Täter ebenfalls eine Wegweisungsverfügung vorlag, nachdem es im Vorfeld zu häuslicher Gewalt gekommen war.

So will die Frankfurter Polizei Gewalttaten frühzeitig erkennen

Viktor Lekic betont das Ziel, Hochrisikofälle von Gewalttaten frühzeitiger zu erkennen als bisher. Durch eingreifende Polizeimaßnahmen soll so das Risiko einer schweren Tat minimiert werden. Dabei stehen neben der Betreuung des Opfers vor allem die Täter im Fokus. Um dieses Ziel zu erreichen, greift die Polizei auf Maßnahmen wie Gefährderansprachen, Platzverweise, polizeiliche Wegweisungsverfügungen und mehrtägige Ingewahrsamnahmen zurück.

Der Einsatz elektronischer Fußfesseln für Täter ist nach dem Hessischen Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung ebenfalls möglich – allerdings nur für maximal zwei Wochen. In Bezug darauf sagte Lekic: "Wir unterstützen ausdrücklich die Initiative unseres Innenministers, den Einsatz der Fußfessel als Maßnahme nach dem Gewaltschutzgesetz einzuführen und damit den Schutz für Frauen deutlich länger und wirkungsvoller zu gewährleisten."

Häusliche Gewalt: Die meisten Täter sind Männer

Die Kriminalstatistik für das Jahr 2023 zeigt, dass 80,6 Prozent der Täter männlich (1.341 Fälle) und 79,1 Prozent der Opfer weiblich sind (1.582 Fälle). Im Kampf gegen dieses Phänomen wird in der Kriminaldirektion ein eigenständiges Gewaltschutzkommissariat eingerichtet. Zunächst arbeitete es ab August 2023 als Pilotprojekt, seit dem 1. März ist es als Kommissariat tätig.

Der Schwerpunkt des Gewaltschutzkommissariats liegt auf Sexualdelikten und Gefährdungslagen im Kontext häuslicher Gewalt. Es wird außerdem bei Bedrohungen und Nachstellungen (Stalking) aktiv.


Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, häusliche Gewalt erleben, wenden Sie sich an das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen". Rufnummer: 116 016. Das Beratungsangebot ist anonym, barriere- und kostenfrei und in 18 Fremdsprachen verfügbar.

Verwendete Quellen
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