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Sylt: So feiern die Kinder der Reichen und Schönen auf der Insel


Abendliches Gelage am Strand
So feiern die Kinder der Reichen und Schönen auf Sylt

Von Jannik Läkamp

Aktualisiert am 27.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Feiernde Jugendliche beim Sonnenuntergang auf Sylt: Im Minutentakt werden es mehr Feierwütige.Vergrößern des Bildes
Feiernde Jugendliche beim Sonnenuntergang auf Sylt: Im Minutentakt werden es mehr Feierwütige. (Quelle: Jannik Läkamp)

Sommerferienzeit heißt auf Sylt: Die Insel ist voller Jugendlicher. t-online hat sich am Partyhotspot der jungen Inselstürmer umgeschaut und mitgefeiert.

Es wird Abend in Westerland. Die Sonne versinkt langsam im Meer, am Strand pfeift der Wind. Vereinzelte Jugendliche tapern schwer mit Flaschen beladen über die Holzbohlen der Strandpromenade. Zwei von ihnen begrüßen jeden Vorbeigehenden mit einem herzlichen "Moin". Es wird angestoßen. Aber natürlich nicht mit Bier. Man ist schließlich auf Sylt. Da muss es schon Champagner sein, direkt aus der Flasche. "Aber nur der für 20 Euro, wir sind schließlich keine Schnösel." Gelächter. Sie wollen noch kurz in ihr Apartment, mehr Alkohol holen. Aber danach geht es direkt zum Hotspot des Insel-Nachwuchses.

Und das ist keine exklusive Bar, kein teurer Club. Gefeiert wird hier direkt am Strand – in einer Art Wagenburg aus Strandkörben. Um sie zu finden, muss man nur der Musik folgen, die aus großen Boxen über den Strand dröhnt und auch schon aus der Entfernung deutlich zu hören ist. Der gewählte Platz ist direkt an der "Himmelsleiter": einer Treppe, die zwischen den Dünen entlang geht. Mit 26 Metern ist sie die höchste der Insel. Eine Sehenswürdigkeit, oben kann man einen großartigen Ausblick über den Strand genießen. Jeden Abend wird hier gefeiert. Jemand hat die Strandkörbe gemietet – für schlappe 15 Euro pro Stück. Wer der edle Spender ist, weiß keiner so genau.

Sylt: Rap, ABBA und "Layla" in der Playlist

Sternförmig strömen mehr und mehr Jugendliche auf die "Wagenburg" zu, während die Sonne langsam verschwindet. Was sie neben Markenklamotten, Durst und teuren Frisuren eint: Sie sind ausnahmslos jung. Es gibt hier deutlich mehr Schnapsflaschen als Volljährige. Viele sind 16 und dürften wenigstens Bier und Wein trinken, doch auch nach unten gibt es Ausreißer.

Vereinzelt tanzen Mädchen in der Menge, die so jung aussehen, dass man ihnen am liebsten einen heißen Kakao holen und sie zu ihren Eltern zurückschicken möchte. Der mit Abstand jüngste Partygänger ist maximal zehn. Er wurde von seinem großen Bruder mitgeschleppt – der immerhin aufpasst, dass er nichts trinkt. Der Kleine wollte halt auch mal sehen, wovon der Große am nächsten Morgen immer schwärmt.

Rapmusik, "ABBA" und "Layla": Sämtliche Musikrichtungen landen in der Playlist. Hauptsache, man kann tanzen und mitgrölen. Umso später es wird, desto härter wird gefeiert. Und selbst die Sylter Touristenjugend kann ein bisschen Punk. Immer wieder versammeln sie sich zum Pogo, tanzen in einem wilden Menschenknäuel ohne Rücksicht auf Verluste.

Zwei Flaschen Wein für 120 Euro

Abgesehen von vereinzelten Konflikten Betrunkener, ist die Stimmung ausgelassen. Wer nicht gerade tanzt, unterhält sich mit Bekannten, Freunden oder Fremden. Es wird geflirtet und gelacht. Einer der Feiernden berichtet stolz, dass seine zwei Flaschen Wein jeweils 60 Euro gekostet haben. Dazu habe er anderen Feiernden zwei kleine Bier für zehn Euro abgekauft.

Großzügig verteilt er seine Getränke, trinkt selbst kaum davon. Aber er könne es sich leisten, schließlich habe er mehrere Zehntausend Euro bei Sportwetten verdient. Ungefragt zeigt er Bilder von seinem Kontostand. Ein zweiter wird von anderen Feiernden beinahe wie ein Promi gefeiert. Ungläubig macht der Grund dafür in der Menge die Runde: "Er ist ein TikToker!" Dem Ego des jungen Mannes tut das sichtlich gut.

"Fuck, das Ordnungsamt"

Plötzlich wird die Musik runtergedreht, es ist schon mitten in der Nacht. Helle Taschenlampen aus Brusttaschen schneiden in die Dunkelheit. "Fuck, das Ordnungsamt." Wie eine Herde Gazellen vor einem angreifenden Löwen flüchtet eine Gruppe von rund 30 Jugendlichen von der "Wagenburg". Bei den Zurückbleibenden macht sich Unmut breit. War es das jetzt für heute?

Kurz darauf die Entwarnung: Wenn jetzt der Strand aufgeräumt wird, darf weitergefeiert werden. Scheinbar sind die Jugendlichen den Offiziellen deutlich sympathischer als die Punks. 20 Sekunden Pseudo-Strandreinigung, dann geht es weiter, genauso hart wie zuvor. Erst als Stunden später starker Regen einsetzt, ist die Party schlagartig vorbei. Die meisten flüchten sich zu McDonalds, noch schnell etwas essen. Denn morgen ist an der "Himmelsleiter" wieder Alarm.

Verwendete Quellen
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