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U-Bahn-Ausbau in Hamburg: Wie der U4-Ausbau einem Stadtteil zu schaffen macht


U-Bahn-Verlängerung
Wie der U4-Ausbau einem Stadtteil zu schaffen macht


11.02.2023Lesedauer: 3 Min.
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Großbaustelle am Stadtteilhaus Horner Freiheit (rechts im Bild): Wegen der Bauarbeiten leiden die lokalen Gewerbe.Vergrößern des Bildes
Großbaustelle am Stadtteilhaus Horner Freiheit (rechts im Bild): Wegen der Bauarbeiten leiden die lokalen Gewerbe. (Quelle: Frank Berno Timm)

Im Hamburger Osten entstehen neue Gleise. Die Bauarbeiten sorgen aber für massive Einschränkungen – und auch der Sinn des Baus wird angezweifelt.

Horn im Hamburger Osten ist ein belebter Stadtteil mit gut 38.000 Einwohnern. Integriert in einem Einkaufszentrum liegt die U-Bahn-Station Horner Rennbahn – in unmittelbarer Nähe verkehrsreicher Hauptstraßen und gut verknüpft mit einer Reihe von Buslinien. Baustellenabsperrungen und weite Wege für Fußgänger bestimmen das Bild: Die Linie U4 bekommt ein Stück neue Strecke und das hat nicht nur positive Effekte auf den Stadtteil.

Ehsan Khalitsch, demnächst Chef eines Cafés im Bürgerhaus Horner Freiheit, das direkt an die Baustelle grenzt, berichtet, montags bis mittwochs sei die Schließzeit von 20 Uhr auf 16 Uhr vorgezogen worden. Es seien weniger Gäste gekommen, das sei "wie ein Schlag ins Gesicht" gewesen.

Nebenan ist eine Filiale der Hamburger Bücherhallen. Gabriele Rösch aus der Presseabteilung sagt, vor allem zu Stoßzeiten gebe es weniger Besucher. "Das liegt zum einen am Mangel an Parkplätzen, zum anderen auch am Schienenersatzverkehr." Ein Teil der in die Stadt führenden, bereits existierenden Strecke ist gerade gesperrt. Das nervt viele im Hamburger Osten, weil sich durch die Ersatzbusse Wege erheblich in die Länge ziehen.

Kritik aus der Politik: "Woher sollten mehr Fahrgäste kommen?"

Im Untergrund sind nämlich auch jetzt schon die U-Bahnlinien U4 und U2 unterwegs. Beide fahren derzeit in Richtung Billstedt; mit gut 70.000 Einwohnern auch kein kleines Viertel. Die U4 wird momentan auf die Horner Geest weitergebaut, es entsteht eine Stichstrecke mit zwei weiteren Haltestellen. Auf der Horner Geest leben nach offiziellen Angaben 13.500 Menschen. Ende 2026 sollen hier die ersten Fahrgäste einsteigen.

Aber hat sich die Kritik einfach erledigt, weil jetzt gebaut wird? Heike Sudmann (Die Linke) ist Vorsitzende des Verkehrsausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft. Zunächst, sagt sie t-online, sei sie durchaus für die neue Strecke gewesen. In den Anhörungen habe die Hochbahn allerdings eingeräumt, dass hier Busverkehr ebenfalls möglich sei. Zweifel gibt es aus ihrer Sicht an der Fahrgastprognose: "Woher sollten mehr Fahrgäste kommen?"

Neue Ersatzbäume helfen kurzfristig nicht weiter

Zweifel kommen auch vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Flächenschutzreferentin Katharina Thelosen erinnert daran, dass der BUND die Fahrgastprognosen der Hochbahn ebenso infrage gestellt hat. Für Kritik hatte in der Planung zudem die Fällung von 770 Bäumen gesorgt. Für eine Ersatzpflanzung, sagt die Referentin, seien 2.000 Bäumen festgesetzt worden.

"Es wird sehr lange dauern, bis die neuen Bäume dieselbe Funktion erfüllen", fügt sie hinzu. Eigentlich tritt der BUND für schienengebundenen Verkehr ein. In dem Planfeststellungsverfahren für die Strecke habe man kritisiert, dass es nur um monetäre Fragen statt um Natur- und Anwohnerschutz gehe.

Christoph Kreienbaum, Sprecher der Hochbahn, betont, welche Vorteile die U-Bahn aus Sicht seines Unternehmens hat: Der Fahrgastkomfort in der U-Bahn sei höher als im Bus, es gebe weniger Störungen, Emissionen würden vermieden, man spare Zeit. "Ganz grundsätzlich ist der Bus hinsichtlich der Beförderungskapazitäten an vielen Stellen durchaus ausreichend." Dies sei aber nicht das einzige Kriterium. Viele Leute freuten sich auf bessere Verbindungen in die Innenstadt. Ihm zufolge existiert ein politischer Beschluss, die U4-Verlängerung zu bauen: "Wir machen das nicht einfach so."

"Werden steigender Bevölkerungsdichte gerecht"

Dennis Heinert, Sprecher der Senatsbehörde für Verkehr und Mobilitätswende, argumentiert ähnlich: "Mit dem Ausbau der U4 stärken wir die wachsenden Mobilitätsbedürfnisse und werden der steigenden Bevölkerungsdichte im Hamburger Osten gerecht."

Da die U-Bahn einer unterirdischen Verkehrsführung unterliege, biete der oberirdische Teil Platz zum Pflanzen neuer Bäume. Der Charakter der Manshardtstraße, in der viel Grün weichen musste, solle durch die Neupflanzung von insgesamt 663 neuen Bäumen bewahrt werden.

Wie viel Widerstand gibt es?

Das Interesse, einen Blick in die sonst durch Zäune gesicherte Baustelle zu werfen, war bei der letzten Tunnelbegehung groß: Drei Tage vor der Aktion hatten sich 1.000 Leute angemeldet, berichtet die U4-Beauftragte Hanna Waeselmann, die sich an der Oberfläche geduldig den Fragen der Gäste stellte. Ist von dem Widerstand gegen das Projekt etwas übrig geblieben?

Hanna Waeselmann schüttelte den Kopf: "Es gibt auch sehr viel Zuspruch." Wenn es bei den Arbeiten Probleme gebe, würde optimiert. Es laufe nach Plan, Unfälle seien nicht passiert, auch der Kostenrahmen werde eingehalten. Im April nächsten Jahres, sagt Waeselmann, soll das neue Gleis am U-Bahnhof in Betrieb gehen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfrage an Hochbahnsprecher Christoph Kreienbaum
  • Gespräch mit der U4-Beauftragten der Hochbahn, Hanna Waeselmann
  • Anfrage an die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende
  • Anfrage an den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
  • Anfrage an Heike Sudmann (Die Linke)
  • Gespräch mit Ehsan Khalitschm, Cafébetreiber an der Horner Freiheit
  • Anfrage an Gabriele Rösch, Bücherhallen Hamburg
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