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Ehrenamt auf Hamburgs Fleeten: Senior befreit Kanäle von Müll


Hamburger Fleetenkieker
Senior befreit Kanäle von Müll


Aktualisiert am 06.09.2021Lesedauer: 3 Min.
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Klaus-Dieter Menzel sitzt am Steuer des Bootes "Zitronenjette": Mehrmals pro Woche fahren die Mitglieder der Fleetenkieker raus, um die Kanäle in Hamburg zu reinigen.Vergrößern des Bildes
Klaus-Dieter Menzel sitzt am Steuer des Bootes "Zitronenjette": Mehrmals pro Woche fahren die Mitglieder der Fleetenkieker raus, um die Kanäle in Hamburg zu reinigen. (Quelle: Milad J.Panah/leer)

Klaus-Dieter Menzel angelt in seiner Freizeit Unmengen an Müll aus Hamburgs Gewässern. Bis zu 100 Plastikflaschen kommen so in einer Stunde zusammen. Der Job sei nicht jedermanns Sache, sagt der 74-Jährige. Er liebt ihn trotzdem.

Die Suche nach einem Ausgleich zu seinem Büroalltag hat Klaus-Dieter Menzel auf Hamburgs Kanäle gebracht. Als Mitglied des Vereins De Fleetenkieker schippert er mehrmals wöchentlich durch die Hansestadt und kümmert sich dabei um die Umwelt.

Zu seinem Amt bei De Fleetenkieker e.V. in Hamburg ist der 74-Jährige eigentlich zufällig gekommen, wie er erzählt. In seiner Versicherungsmakleragentur sitze er täglich viele Stunden am Schreibtisch, mache Termine und kümmere sich um die Verwaltung. Da habe er nach einem Ausgleich gesucht. "Meine Frau führt schon seit 30 Jahren Ehrenämter und da dachte ich: 'Mensch, sie ist so glücklich damit und sitzt nicht rum mit mir auf dem Sofa und hält Händchen, sondern ist auf Achse. Warum kann ich das nicht auch machen?'"

Auf das Ehrenamt hat ihn eine Anzeige in der Tageszeitung aufmerksam gemacht. Dort wurde über De Fleetenkieker berichtet. Er habe nicht lange gezögert und angerufen. "Sach mal, haben Sie einen Bootsführerschein?", lautete die erste Frage des Vorsitzenden des Vereins. Für die beiden Vereinsboote "Zitronenjette" und "Aalweber" wurden nämlich grade Kapitäne gesucht. Einen solchen Führerschein hatte Menzel – und schon konnte er mit seinem Ehrenamt auf den Kanälen beginnen.

Massenhaft Plastikmüll im Wasser

"Wir reinigen die Gewässer in Hamburg", erzählt Menzel. Dabei bekommen die Reinigungskräfte auch Unterstützung von Schulklassen, Vereinen und Firmen. "Dann sitzen jeweils bis zu zehn Kinder oder auch Erwachsene in einem Boot. Die kriegen alle einen Kescher. Und dann geht's los."

Über die Müllmengen, die bei einer Fahrt aus dem Wasser gefischt werden, ist Menzel selbst immer wieder schockiert. Einmal seien es mehr als 100 Glas- und Plastikflaschen in einer Stunde gewesen, erzählt er. "Im Sommer, wenn es so schön ist in Hamburg, sitzen die jungen Leute alle draußen und trinken", berichtet Menzel. Flaschen und andere Verpackungen blieben dann an den Ufern oder im Wasser liegen.

Lehrstunde über Tierwelt auf Hamburgs Gewässern

Dem 74-Jährigen liege es am Herzen, sein Wissen über die Tierwelt in Hamburg weiterzugeben. "Wenn wir mit den Kindern unterwegs sind, dann frag ich immer: 'Wisst ihr, was das für ein Vogel ist?'" Meistens seien die Antworten darauf eher verlegen: "Eine Ente" oder "ein Vogel" höre er dann von seinen Mitfahrern.

"Die Kinder kennen heutzutage nicht mehr die Namen der verschiedenen Wassertiere", sagt Menzel. Das sei sehr schade, wo doch so viele verschiedene Tiere in der Hansestadt leben: Haubentaucher, Blesshühner, Teichhühner und Kormorane. Also hat es sich Klaus-Dieter Menzel nebenbei zur Aufgabe gemacht, seinen Beifahrern etwas beizubringen – über die Tier- und Pflanzenwelt in der Hansestadt.

Gerade im Frühjahr zur Brutzeit werde dem Kapitän der "Zitronenjette" das Ausmaß der Verschmutzung auf Hamburgs Gewässern so richtig bewusst. "Das Schlimme ist, dass die Vögel ihre Nester auch immer wieder mit Müll ausstaffieren. Das ist furchtbar und kann gefährlich für sie werden", so Menzel.

Etwas Positives kann er dem ganzen Abfall in Hamburgs Gewässern dann doch abgewinnen: "Wenn die Leute weiterhin ihren Dreck wegwerfen, dann habe ich dadurch meinen Job – und das spornt mich an," sagt Menzel. "Es ist oft Drecksarbeit, aber das macht mir Spaß."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Klaus-Dieter Menzel
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